Gespräche auf das Positive lenken

Foto: Mara Hauck

Die Königstettener Psychologin Natalia Ölsböck erzählt, wie man mit traumatisierenden Bildern umgeht.

KÖNIGSTETTEN. Was empfehlen Sie Menschen, die sich nicht eingestehen wollen oder können, dass aktuelle Ereignisse sie belasten?
NATALIA ÖLSBÖCK: Alle Bilder, die wir sehen, wirken direkt auf die Seele. Deshalb sollten wir viel bewusster mit dem Medienkonsum umgehen. Schreckensbilder brennen sich ein. Man hat sogar mit der Zeit das Gefühl, man stumpft ab, es macht einem nichts aus, doch ganz so ist das nicht. Man gewöhnt sich lediglich an die Stressreaktion des Organismus und nimmt die Alarmphase als "Normalzustand" an. Allerdings führt diese anhaltende Alarmbereitschaft des Organismus dazu, dass wir vermehrt auf Negatives achten. Zwar ist das eine Schutzreaktion – unser Organismus will sich vor weiterer Belastung schützen, deshalb achten wir ganz besonders auf Dinge, die uns schaden, aber auf Dauer kann es sogar depressiv machen. Zudem kommt, dass Gefühle ansteckend sind. Selbst wenn man sich nicht so sehr den Bildern im Internet, Fernsehen und Co aussetzt, sind wir durch die negativen Emotionen anderer belastet. Meine Empfehlung daher ist: Wir alle sollten jetzt besonders fürsorglich mit uns umgehen und uns viel Gutes tun, Bewegung und Entspannung machen, um Stresshormone abzubauen.

Was empfehlen Sie bei der Medienkonsumation?
In erster Linie sollten wir darauf achten, dass wir unsere Informationen aus seriösen Quellen entnehmen und aktuell gilt ganz besonders: Nachrichten nicht vor den Kindern konsumieren! Aufgrund dessen, dass Bilder stark auf Seele und Unterbewusstsein einwirken, ist es gesünder sich über Printmedien zu informieren, als stundenlang Bilder aus Fernsehen und Internet zu schauen. Wenn Sie merken, dass es Ihnen zusetzt und dennoch informiert sein möchten, dann reicht es oft, nur Schlagzeilen zu lesen. Und keine Sorge, auch wenn Sie eine Zeit lang ganz bewusst keine Nachrichten schauen und lesen, Ihre Familie, Freunde, Nachbarn lassen es Sie bestimmt wissen, wenn etwas wirklich wichtig ist.

Haben Sie vielleicht den Eindruck, dass viele emotionale Reaktionen in einer „normalen“ Zeit nicht so aufgetreten wären?
Ein ganz geringer Teil der Bevölkerung schafft es tatsächlich gelassen zu bleiben. Nur wenigen ist es wirklich egal. Im Gegenteil, durch die stark steigenden Zahlen der positiv Getesteten haben viele Leute Angst sich oder Angehörige der Hochrisikogruppe anzustecken. Gemäß unserem Stressreaktionsmuster lösen die aktuellen Geschehnisse und daraus resultierenden Maßnahmen nicht nur Angst und Hilflosigkeit, sondern auch Wut und Zorn aus. Diese Emotionen werden dann oft gegen Politiker oder Andersdenkende gerichtet. Statt den starken Emotionen auf diese Weise Ausdruck zu verleihen, empfehle ich, sich zu beruhigen, sich abzulenken und den Belastungsfaktoren viel weniger Aufmerksamkeit zu schenken. Resilienz bedeutet, sich auch in schlechten Zeiten auf Positives, Hilfreiches fokussieren zu können. Überlegen Sie: Was ist gut in meinem Leben?

Welche Tipps haben Sie, um den Kopf frei zu bekommen?
Aussprache, um sich zu entlasten und das Belastende verarbeiten zu können. Hilfe suchen und annehmen: Es gibt kostenlose psychologische und psychosoziale Beratung. Aktiv sein: Sport und Bewegung machen, jede Aktivität hilft, die Stresshormone abzubauen, um wieder zur Ruhe kommen zu können. Mentale Auszeiten nehmen: ablenken, mit anderen Dingen beschäftigen. Statt rund um die Uhr sich dem Thema zu widmen, ist es wichtig, auch seinem Kopf angenehme und anregende andere Wahrnehmungen zu bieten. Viel Ruhe gönnen: Das Ruhe-Netzwerk im Gehirn verarbeitet Erlebtes immer dann, wenn wir schlafen, dösen, ruhen und unser Gehirn nicht arbeiten muss. Das Gute ist, dass die starken Emotionen auch kraftvolle, hilfreiche Gefühle auslösen, es entsteht Hilfsbereitschaft, Mitgefühl, Gemeinschaftsgefühl. Gehen Sie dieser Intention nach, denn es vertreibt die Hilflosigkeit. Wenn Sie sich in der Lage sehen, dann bieten Sie Menschen in Ihrer Umgebung, Nachbarn, Bekannten, Freunden, Verwandten Hilfe, ein offenes Ohr an. Ein Gespräch, Ablenkung, auch über anderes plaudern. Achten Sie dabei auf Ihre Bedürfnisse, grenzen Sie sich gut ab, und lenken Sie das Gespräch auch immer wieder auf positive Dinge. Humor kann hilfreich sein. Man darf weinen und man darf lachen!

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