Roboter übernehmen AKW Zwentendorf
ZWENTENDORF. In Zwentendorf fand der zweite "European Robotics Hackathon" statt. Ziel war Übung für den Einsatz bei Unfällen in aktiven Atomkraftwerken und die Zusammenarbeit durch das Österreichische Bundesheer, die europäische Forschung und Industrie für eine gemeinsame Weiterentwicklung in der Robotik. "Wir sind die führende Veranstaltung in Europa, und weltweit die einzige mit echten radioaktiven Quellen", ist Frank Schneider vom Fraunhofer Institut stolz.
Aufwendige Technik
Noch steckt die Robotik allerdings in ihren Kinderschuhen. "Für jede Aufgabe benötigt man einen spezialisierten Roboter, etwa um Ventile zu öffnen oder zu schließen. Es klingt zunächst banal, aber durch eine solche Fähigkeit hätten große Unfälle wie Chernobyl oder Fukushima verhindert werden können", so Michael Janisch vom Österreichischen Bundesheer. Wegen der hohen Strahlung müssen die Roboter höchste Belastungen aushalten. Die vorgestellten Roboter haben nun aber auch andere Aufgaben zu meistern: Sie müssen unter Zeitdruck radioaktive Werte messen, dreidimensionale Karten von ihrer Umgebung erstellen und Ventile mittels Greifarm drehen. Manche haben auch eine Sprechverbindung um mit eventuellen Verletzten zu kommunizieren oder können Treppen steigen. Der Roboter der Firma Brokk kann auch schwere Trümmer (etwa durch eine eingestürzte Decke) fortheben und wurde in Fukushima eingesetzt.
Kostbare Geräte
Die Kosten für einen einzelnen Roboter variieren stark, doch allein Grundmodelle haben einen Wert von 120.000 Euro, dazu kommen Lasergeräte, Datenfunk und anderes sehr teures Zubehör. Insgesamt kostet der komplett einsatzfähige Roboter oft bis zu 500.000 Euro. Heute verhaken sich manche in Unebenheiten im Boden und drohen zu stürzen. Im Ernstfall darf dies nicht passieren, sonst droht eine Katastrophe. Daher sind solche Hackathons wichtig. "Hier im AKW Zwentendorf gibt es die Möglichkeit nach realen Bedingungen zu üben", so Schneider.
Roboter-Vorstellungsrunde
Der Telemax-Hybrid, den Andreas Ciossek steuert wird auch auf Flughäfen eingesetzt, wo er Sprengstoffe aufspürt und teleoperiert (das heißt durch den Menschen ferngesteuert) entschärft. Etwa 50-100 Stück werden pro Jahr hergestellt. Diese werden sogar bei Selbstmord-Attentätern verwendet, da sie bis zu 80 kg heben können.
Auch der Roboter der Gamma-Watch vom Institute of Technology Karlsruhe wird bereits genutzt. Das 80 Kilogramm schwere Gerät wird für den Rückbau von aktiven Atomkraftwerken verwendet und kann Wärme- und Strahlungskarten anfertigen. Dies ist wichtig, damit man Gefahrenquellen erkennen kann und keine Menschenleben beim Rückbau gefährdet.
Auch das Team Hektor der Technischen Universität Darmstadt operiert mit einem Telemax-Hybrid. Dieser wurde durch das deutsche Rettungsinstitut erworben und kann mit seinem Manipulator (Greifarm) Strahlungsquellen entfernen.Trotz seiner etwa 80 Kilogramm kann er sogar Treppen hinauf und hinunter steigen.
Der Roboter von Brokk wird vor allem im Tunnelbau verwendet. Ein bauähnlicher, größerer Roboter wurde aber auch nach der Katastrophe von Fukushima eingesetzt. Er kann schwere Gegenstände heben, durch Stahl schneiden, ist besonders hitzeresistent und wiegt über eine Tonne. Trotzdem kann auch er Stiegen hinauf und hinunterfahren.
Der Roboter vom Team Tedusar der Technischen Universität Graz kann autonom explorieren, das heißt er kann selbstständig eine Karte anfertigen und Strahlungsquellen finden.
Das Team TAUT der FH Technikum Wien hat seinen Roboter in Anlehnung an Isaac Asimovs futuristische Erzählungen "Robbie" genannt. Der Feuerwehrroboter kann sogar Personen erkennen.
Auch das Team der FH Wels verfügt über einen Rettungsroboter, der sogar eine Sprechverbindung zu einer verletzten Personen herstellen kann, die damit im Notfall in der Lage ist, zu erklären, was passiert ist.
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