Alko-Unfälle: Tulln auf Platz zwei
Trauriger zweiter Platz: Besonders viele Unfälle unter Alkoholeinfluss. Die Ländlichkeit des Bezirks provoziert das.
BEZIRK TULLN (bt). Der zweite Platz eines Niederösterreich weiten Rankings geht an den Bezirk Tulln: Nur leider kein erfreulicher, denn die Zahlen vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) belegen den Anteil der Alko-Unfälle an Verkehrsunfällen. Beinahe 10 Prozent sind das in unserem Bezirk. Darunter auch Tragödien, wie jener Alko-Unfall im September im Gemeindegebiet von Sieghartskirchen, der ein Todesopfer forderte.
Mehr Alko-Unfälle am Land
"Wir haben ein ländliches Gebiet, da kann man schwer mit dem Taxi nach Hause fahren", ortet Tullns Chefinspektor Leopold Heindl die Ursache. Das öffentliche Verkehrsangebot sowie die Möglichkeit mit dem Taxi oder zu Fuß nach Hause zu kommen, sind die Hauptgründe für den niedrigeren Anteil von Alko-Unfällen in Städten, stellt auch der VCÖ fest. Ein flächendeckendes Angebot an Nachtbussen oder Anrufsammeltaxis könnte Abhilfe am Land schaffen.
"Recht brave" Jugend
In der Vorweihnachts- also Punschzeit kontrolliert die Polizei im Bezirk verstärkt. Beim letzten Planquadrat nahm sie vier Führerscheine ab, zwei davon vorläufig. "Unser subjektiver Eindruck ist, dass die Jugend eigentlich recht brav ist." Der Probeführerschein habe gefruchtet. "Die im mittleren Alter sind dann die Ertappten", fährt der Chefinspektor fort.
Gesehenes schreckt ab
Kracht es, sind unsere Einsatzkräfte gefordert. Ob alkoholisiert oder nicht, spielt für die Feuerwehrleute zunächst keine Rolle. "Unsere Leute erleben die Konsequenzen von Alko-Unfällen tagtäglich, die trinken nicht, wenn sie fahren", berichtet Bezirksfeuerwehrkommandant Herbert Obermaißer über den Abschreckungsfaktor. Das Rote Kreuz unter Bezirksstellengeschäftsführer Dominik Binder will durch Coachings Bewusstsein schaffen. "Dabei sollen die besonderen Gefahren des Lenkens von Kfz unter Alkoholeinfluss und dessen Folgen bewusst gemacht werden. Die Teilnehmer erfahren auch, welche körperlichen Folgen Alkoholkonsum hat."
Heißes Alkoholfreies holt auf
Anderes als die Zahlen sprechen unsere Punschstand-Betreiber. "Es ist eigentlich immer ein Vernünftiger dabei, der einen Autofahrer-Punsch trinkt", so René Paukovitsch-Haller, der als Chef von Pauki's Punschstandl im Tullner Adventdorf ausschenkt. "Irgendwann sagen wir dann schon, du hast genug gehabt, es ist Zeit zum Umsteigen", lacht Anna Potocka, Betreiberin der Punschkuchl. Die Entscheidung fällt auch dann schwer, denn zehn ihrer 21 Punschsorten sind alkoholfrei. "Es war mir immer schon wichtig, nicht nur für Kinder einen Kinderpunsch zu haben." Schlüssel abnehmen musste sie noch nicht.
Zur Sache:
9,7 Prozent aller Verkehrsunfälle im Bezirk Tulln, Zeitraum 2013 bis 1. Halbjahr 2016, sind Alko-Unfälle.
Bei 0,5 Promille steigt das Unfallrisiko auf das Doppelte, bei 1,0 Promille auf das 7-Fache und bei zwei Promille auf das 35-Fache. Ein Punsch kann bis zu 0,4 Promille auslösen. Schon ab 0,3 Promille verschlechtert sich die Reaktionszeit, Entfernungen werden schlechter abgeschätzt, die Risikobereitschaft nimmt zu.
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