Tulln: Hungersnot und Plünderungen

Tulln: Die Wiener Straße um 1905. | Foto: Foto: Tullner Stadtarchiv
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  • Tulln: Die Wiener Straße um 1905.
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TULLN. Vor 100 Jahren endete der Erste Weltkrieg und gleichzeitig war das Ende der Habsburgermonarchie besiegelt. Am 12. November 1918 wurde vor dem Parlament die Republik ausgerufen. Diese Zeit war durch große politische Umwälzungen gezeichnet, deren Auswirkungen auch die Tullner Bevölkerung zu tragen hatte.
Christoph Helfer, Leiter der Tullner Museen, informiert, dass die Versorgungslage ab 1916 kritisch war: "Die Lebensmittel waren rationiert, es gab Karten dafür". Eine weitere Verschlechterung war dann die Folge, es gab noch weniger, auch die Qualität sank. So musste man auf Ersatzstoffe ausweichen – es gab fleischlose Wochen.
In den Tullner Auen hat man Bärlauch gesucht, die Brombeerblätter wurden zu Tee verkocht, so die Reaktion auf die Lebensmittelnot.

Recht des Stärkeren herrschte

Zu Kriegsende wurden mehr Männer eingezogen, auch die 50-Jährigen wurden mobil gemacht. Die Stimmung, die anfangs euphorisch war, sank. "Am Anfang freute man sich noch: Endlich ist der Krieg da, auf den wir gewartet haben, hieß es. Dann herrschte jedoch Kriegsmüdigkeit: Je schneller der zu Ende geht, desto besser", so Helfer. Die stationierten Soldaten des Schützenregiments, die seit 1916 hier waren, wurden Ende der Monarchie abgezogen, was zu Chaos in der Stadt führte: "Es gab wenig Ordnung, Plünderungen und Diebstähle waren die Folge". Im Militärmagazin gab es jedoch noch Zucker, Lebensmittel und Schuhe, das Recht des Stärkeren herrschte vor. Und das wussten auch die sogenannten "Hamsterer" aus Wien: Sie kamen mit diversen Wertgegenständen ins Tullnerfeld zu den Landwirten und versuchten Getreide und Milch zu organisieren. Dafür gaben sie ihre letzten Habseligkeiten.

Kinder im Ausland aufgepäppelt

Für die Kinder wurde eine Ausspeisungsaktion in die Wege geleitet – meistens von den Amerikanern –, wo sie Suppe und Kakao erhielten. Ebenso wurden die Kleinen zu Pflegeaufenthalten in die Schweiz, Dänemark, Schweden verschickt, wo die Versorgungslage besser war und die Kinder dort aufgepäppelt wurden. Grundsätzlich könne man sagen, dass die Versorgungslage in der Region besser war als in Wien: "Von 1918 auf 1919 war ein extrem kalter Winter – Leute sind in ihren Wohnungen erfroren", so Helfer.

Tulln: Die Wiener Straße um 1905. | Foto: Foto: Tullner Stadtarchiv
Christoph Helfer, Leiter der Tullner Museen. | Foto: Helfer

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