Zeitreise ins Tulln der 70er

Christian Bierbaumer, Blue Danube Records-Chef, mit einer besonderen Platte aus den 70ern: Grace Jones - Slave to the Rhythm.
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BEZIRK TULLN (bt). Glockenhosen, Koteletten, Kernkraft, eisener Vorhang. Würde man heute ins Niederösterreich der 70er-Jahre zurückkehren, man würde das Land nicht wiedererkennen. Eine Schau im NÖ-Ausstellungs-Mekka, der Schallaburg, widmet sich derzeit dieser Epoche unserer jüngeren Geschichte. Die Bezirksblätter wagten die Zeitreise in die Vergangenheit des Bezirkes Tulln und fanden heraus, wie sich Orte, Menschen und die Gesellschaft in den vergangenen vier Jahrzehnten verändert haben.

"Grausliche" Koteletten und schrille Mode

Peinlich berührt sind heute Viele, wenn sie auf Fotos aus den 70ern blicken. Dauerwelle und Koteletten hatten Hochkonjunktur. Anita Steiner die den Tullner Friseursalon Gusti's Frisierstübchen 2002 von ihrer Mutter Gusti Pfeiffer übernommen hat, ist froh, dass das vorbei ist. "Koteletten waren Pflicht - und zwar ganz grausliche", lacht sie. Sowieso war bei Männern der "Elvis-Style" angesagt. Mit seinem "Backenbart" ging auch Franz Ott, Mitbegründer und Ehrenpräsident des Segelclubs Union Tulln, in diese Richtung. Seine Töchter schmissen sich ins Turnoutfit und holten Siege für die Sportunion.
Die damals bei Frauen so beliebte Dauerwelle konnte sich bis heute halten. "Aber bei jungen Mädels macht man das nicht mehr. Heute ist es abwechslungsreicher", so die 1962 geborene Steiner.
Zwentendorfs Bürgermeister Hermann Kühtreiber denkt gerne an die wilden 70er zurück. Im Jahr 1950 zur Welt gekommen, startete er damals gerade ins Berufsleben, feierte und machte Damenbekanntschaften. "Völlig unbekümmert, wir waren halt jung", lacht er. Nach dem "strengen" Bundesheer ließ er seine Haare wachsen. Sein Outfit beschreibt Kühtreiber so: "Glockenhosen, spitze Schuhe, bunte Hemden und knallige Socken."
Gerne mit diesen Trends gegangen wäre auch Sigrid Floth, Chefin vom Modegeschäft Cecile in der Tullner Bahnhofstraße. Doch erst 74 zur Welt gekommen, war sie noch zu jung. "Die Mode war damals bunt und vielfältig. Besonders Männer haben viel mehr machen können." Zu Fasching holt Floth das Verpasste nach.

Schokolade made in Tulln

Mit der Bensdorp-Schokoladenfabrik war das heutige Betriebsgebiet Ost in Tulln ein Eldorado für Naschkatzen. Heute betreibt Gemeinderat Johannes Boyer, 1972 geboren, am ehemaligen Standort ein Tonstudio. Bei ihm werden Kindheitserinnerungen wach: "Als Kind war ich einmal da und habe Schokolade gekauft. Da hat es auch eine Bruchschokolade gegeben."
Die Siebziger waren auch das Jahrzent des Atomkraftwerks in Zwentendorf. 1972 wurde mit dem Bau begonnen. "Während der Bauzeit war die Stimmung äußerst positiv", erinnert sich Kühtreiber. Die Menschen aus der Umgebung fanden Arbeit, die Wirtschaft profitierte, Gasthäuser wurden besucht. Nach und nach wurden AKW-Gegner aktiv. "Davon haben wir in der Gemeinde aber lange Zeit nicht viel gemerkt." Je weiter weg die Menschen wohnten, umso vehementer waren sie gegen die Inbetriebnahme, denn für sie spielten die Vorteile keine Rolle. "Jetzt gibt es natürlich nicht mehr recht viele die traurig sind, dass es nicht in Betrieb genagen ist. Durch die Erfahrungen von Tschernobyl und Fukushima ist die Zustimmung verflogen."
Mit dem Donaukraftwerk Altenwörth und dem Umspannwerk Dürnrohr wurde Zwentendorf zur Energiegemeinde Österreichs.

"Untergang der Musikkultur"

Von Grund auf verändert hat sich die Musik weiß Christian Bierbaumer von Blue Danube Records in der Bahnhofstraße Tulln. Er kauft Schallplattensammlungen und verkauft diese dann weiter. Eine Viertelmillion Platten hat er im Sortiment. In den 70ern gehörten Schallplatte und Musik zusammen, die Kassette hatte nur einen kleinen Stellenwert. Heute hat das Internet Überhand gewonnen, "das ist der Utnergang der Musikkultur", so Bierbaumer. Früher haben die Menschen den Klängen bewusster gelauscht und sich im Geschäft beraten lassen.

Zur Sache: Öffnungszeiten

Ausstellung die 70er
3382 Schallaburg 1
Öffnungszeiten :
19. März bis 6. November 2016
Montag bis Freitag: 9.00 bis 17.00 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertage: 9.00 bis 18.00 Uhr
Kassaschluss jeweils eine Stunde vorher

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