Paul Marouschek: "Aloha, Hawaii ich komme"

Foto: Marouschek
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STAW (red). "Mit zittrigen Händen, Wellen von Gänsehaut und phasenweise die eine oder andere Träne, die ich unterdrücken muss, so sitze ich jetzt hier, und hämmere den Rennbericht des Ironman Klagenfurt vom 01.07.2018 in meinen Laptop. Ich habe es geschafft, der lang ersehnte Traum für den ich jahrelang so hart gearbeitet, für den ich mich so geschunden, immer wieder nach vielen Rückschlägen weiter motiviert habe, ist in einem für mich unglaublichen Rennen in Erfüllung gegangen: Ich habe mich mit einer Zeit von 10:53:23, als fünfter meiner Altersklasse, für die Weltmeisterschaften in Kona Hawaii am 13.10.2018 qualifiziert.

Ich pack es nicht, ich kann es nicht fassen und glauben, aber eines hat sich an diesem Tag bewahrheitet – „Never give up“ - auch wenn es dir noch so dreckig geht: Es ist die übliche Nervosität am Vorabend und in der Früh um 05:30 in der Wechselzone. Bike herrichten, Einschwimmen, der Film läuft ab, ich bin im Tunnel - im Wettkampf Modus. Es ist unüblich windig und kalt für Klagenfurt. Marco, Heinz und ich, gehen ganz romantisch Hand in Hand ins Wasser, als wir beim Rolling Start drankommen. Das Rennen beginnt, kein Gemetzel, ich finde rasch in meinen Rhythmus, mit für mich zufriedenstellenden 01.05.21 steige ich nach 3,8 Schwimmkilometern als 14er meiner AK aus dem Wasser.
Beim Radfahren halte ich mich im Großen und Ganzen an die Vorgaben meines Trainers, fahre die 180km mit 239 Normalized Power Schnitt, die berühmten Anstiege Ruperti Berg und Faak am See mit nicht mehr als 300 Watt. Motiviert durch die Bodenmalereien meiner Tochter Melly und den konstanten Split Zeiten auf der zweiten Runden, fühle ich, dass ich gut unterwegs bin. Wie so oft bin ich in einem Pulk von ca. 20 Athleten, als mir ein wüst schimpfender Referre (Nummer 19) die blaue Karte wegen Windschatten Fahren zeigt. Okay passt - aber was ist mit den 18 anderen? Und warum beschimpft er mich noch nachher??? Bin ich sein persönlicher Feind? Die im Pulk sagen mir „jetzt warst du das Bauernopfer“. Wurscht, ich denke mir „jetzt erst recht - never give up - weitermachen“

Als ich nach 05:14:04 zur Penalty Box wanke, weiß ich dass ich in meiner Altersklasse führe!!!! Noch nie in meinem Leben war ich bei einem Ironman Rennen an erster Stelle und muss jetzt 5 Minuten Zeitstrafe absitzen. Die Schiedsrichterin ist unerbittlich, ich versuche ihr tiiiiiiief in die Augen zu schauen, damit sie Zeit nachlässt, ist aber ein absolut untauglicher Versuch, ich hab ja noch den Helm mit dem verspiegelten Visier auf muahahaha. Die unendlich langen 5 Minuten nutze ich zum Dehnen und um einfach meinem Körper vor dem Marathon eine kurze Pause zu gönnen – „Never give up“ ist die Devise als ich rauslaufe.

Melly und Tom brüllen wie von Sinnen „Papa du führst, halte die Pace unglaublich, bitte bleib jetzt dran“. Wie geil ist das - ich versuche locker wegzulaufen. Obwohl ich keine auffälligen Probleme habe, bringe ich nicht annähernd die Pace aufs Pflaster, die ich laufen wollte. Ich merke einfach, dass ich motorisch noch nicht so weit bin. Es wird hart, echt hart, noch dazu als ich die Info bekomme, dass ich jetzt nur noch 7ter in meiner AK und damit weit weg vom Hawaii Slot bin. Mental ein Supergau. Trotzdem denke ich mir „Alter du warst vor kurzem noch Erster, mach weiter, wer weiß….never give up“.
Trotzdem, mehrmals will ich aufgeben, zwinge mich immer wieder, bei den Laben nur kurz zu gehen, dazwischen konstant, wenn auch nur langsam zu laufen. Ich versuche alles, speibe Melly und Tom bei Kilometer 22 vor die Füße und als meine Martina neben mir läuft und mir mit der Ernsthaftigkeit einer Strafrichterin zuruft „Pauli wenn du jetzt stehen bleibst, trete ich dich in den Arsch“, erfange ich mich plötzlich wieder und komme halbwegs in einen Rhythmus. Die letzten Kilometer werden zur Nervenschlacht, zur mentalen Zerreißprobe, ständig die Info, dass ich nur Sekunden vom 5ten Platz entfernt bin. Auf den letzten 2 Kilometern peitschen mich mein Trainer Hannes Blauensteiner und meine Martina richtig rein, laufen mit mir mit, brüllen sich dabei die Seele aus dem Leib „Scheiß aufs Abklatschen, jede Sekunde, jeder Schritt zählt, bitte gib Gas, werde ja nicht langsamer“. Paaahhh jetzt weiß ich, was das Limit ist, mein Körper macht das was mein Hirn sagt, „lauf, lauf, lauf, werde schneller, pfeif auf die Schmerzen, quäl dich du Sau und geh übers Limit, never give up!!!!“
Ich renne wie noch nie in meinem Leben, wie in Trance nehme ich tonlos die offenen Münder meiner Freunde war, sie hüpfen, klatschen, ballen die Fäuste. Mit dem schlechtesten Marathon meines Lebens 04:18:13 werde ich 5ter meiner AK und kann noch nicht erahnen, was einen Tag später bei der Slot Vergabe passieren wird.

Ohne Erwartungen sitze ich dann bei der Vergabe, 2 Slots gibt es, das heißt drei vor mir müssen verzichten, dann wäre ich als 5ter dabei. Aufruf – der Erste meldet sich nicht, nächster Aufruf – Stille!! Zwei sind noch vor mir, einer sollte noch verzichten. Jetzt beginne ich zu erahnen, wie knapp ich an meinem sportlichen Traum dran bin, das Gefühl im Magen wird mulmiger, der Knödel im Hals größer, mein Freund Heinz schaut mich an – ich sehe seine Anspannung in den Augen bittteeeee!!!!. Der Dritte Namen wird gerufen – Stille, nochmal – Stille, ein drittes Mal der Name - wieder kein Ja – die Sekunden in denen ich realisiere, dass ich jetzt nach Hawai fahre sind unbeschreiblich. Ich stütze meinen Kopf in beide Hände; ich kann es einfach nicht fassen was jetzt passiert ist; ich bin dabei, ich darf bei der offiziellen Ironman Weltmeisterschaft am 13.10.2018 in Kona Hawai starten. Nach einem so fordernden Rennen, mit dem notwendigen Glück, dass andere verzichten – Never give up!!!!
Als gerufen wird „Paul Marouschek willst du nach Hawaii, schreie ich aus tiefstem Herzen Jaaaaa!!!!“ und als mir der Moderator bei der Medaillenübergabe gratuliert, sage ich ihm, dass es über booking.com doch leichter gewesen wäre nach Hawaii zu kommen muahahaha.

Ich muss erst realisieren was heute passiert ist, bedanken werde ich mich bei allen noch persönlich, denn ohne die großartige Unterstützung meiner Familie, Freunde, Trainer, Physios, Sponsoren und Chefs wäre das nicht möglich gewesen – Danke!!!
Das Trainingsjahr gehört jetzt vollkommen neu geplant, Fokus ist jetzt die Insel Hawaii, hoffentlich wird der Vulkan jetzt nicht noch deppert, denn eine Botschaft nehme ich für die Amis mit „In Austria no kangaroos live, but excellent triathletes!!!“

Verfasst von Paul Marouschek aus aus St. Andrä-Wördern

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