382 Überstunden unbezahlt: AK zog für Kellner vor Gericht

AK-Bezirks-Chef Günter Kraft mit AK-Präsident Markus Wieser. | Foto: AK Tulln
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BEZIRK TULLN. Mehr als 380 Überstunden in nur vier Monaten leistete ein 28-jähriger Tullner in einem kleinen Gastrobetrieb. Bezahlt bekam er davon allerdings keine einzige. Gespräche mit dem Chef brachten keinen Erfolg – bis der Beschäftigte schließlich die Reißleine zog und das Dienstverhältnis einvernehmlich löste. Sein nächster Weg führte den Kellner auf die Bezirksstelle der Arbeiterkammer Tulln.
„Aufgrund der genauen Arbeitszeitaufzeichnungen war es möglich, die offenen Ansprüche des Beschäftigten zu errechnen“, sagt Günter Kraft, Leiter der Bezirksstelle Tulln. Zusätzlich zu den nicht bezahlten Überstunden fehlten auch noch Urlaubs- und Weihnachtsgeld und auch die nicht verbrauchten Urlaubstage waren nicht ausbezahlt worden. „Die Zahlung der offenen Forderungen verweigerte der Arbeitgeber. Letztlich blieb nur der Weg vor Gericht“, sagt der Arbeitsrechtsexperte. Insgesamt erhielt der Kellner schließlich rund 4.300 Euro netto nachbezahlt.

Steuerrückholaktion und Konsumentenschutz

Insgesamt hat die Bezirksstelle im ersten Halbjahr mehr als 2,1 Millionen Euro für ArbeitnehmerInnen der Region erstritten, sagt Bezirksstellenleiter Günter Kraft. „Das umfasst sowohl die Steuerrückholaktion als auch den KonsumentInnenschutz. Den größten Brocken macht naturgemäß unsere Hilfe bei Problemen am Arbeitsplatz oder in sozialrechtlichen Fragen aus.“ Insgesamt haben sich in der ersten Jahreshälfte 2018 fast 3.500 Ratsuchende an die Bezirksstelle gewandt. „Das zeigt, wie wichtig wir als Anlaufstelle in allen Lebenslagen sind“, sagt Kraft. Dieses Profil schärft man auch mit zahlreichen Veranstaltungen. „Schulen greifen vermehrt auf unser Wissen zurück und auch den Sprechtag zum Konsumentenschutz nutzen immer mehr Menschen“, bilanziert er die Vielzahl von Veranstaltungen, die von AK-ExpertInnen im Bezirk durchgeführt werden.

39,5 Mio. Euro für Beschäftigte in ganz Niederösterreich

Landesweit hat die AK Niederösterreich 78.000 ArbeitnehmerInnen im ersten Halbjahr 2018 bei Problemen am Arbeitsplatz oder in sozialrechtlichen Fragen geholfen. „Wir haben mehr als 39 Millionen Euro für sie erkämpft“, so AK Niederösterreich-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser. „Tausende ArbeitnehmerInnen wandten sich heuer an die AK Niederösterreich, nachdem ihnen der Arbeitgeber zum Beispiel geleistete Überstunden nicht bezahlt hatte. 3.300 brauchten Unterstützung, nachdem ihre Firma in Insolvenz gegangen war“, so Wieser.

12-Stunden-Tag und 60-Stunden-Woche erhebliche Belastungen für die ArbeitnehmerInnen

Häufig wenden sich ArbeitnehmerInnen an die AK-ExpertInnen, da ihnen monatelang, mitunter oft jahrelang, geleistete Arbeits- und Überstunden nicht ausbezahlt wurden. Erhebungen zufolge wird jede fünfte Mehr- oder Überstunde weder bezahlt, noch gibt es dafür Zeitausgleich. „Hier wird den ArbeitnehmerInnen mitunter sehr viel Geld vorenthalten“, so Wieser. Durch das von der Bundesregierung durchgepeitschte Arbeitszeitgesetz - Stichwort 12-Stunden-Tag und 60-Stunden-Woche – kommen hier weitere erhebliche Lohneinbußen auf die ArbeitnehmerInnen zu. „Und dass bei der Ableistung von Mehrstunden von Freiwilligkeit gesprochen wird, hat mit der Realität nichts zu tun und ist eine Verhöhnung der ArbeitnehmerInnen“, sagt Wieser. Komme ein Beschäftigter dem Wunsch des Arbeitgebers nämlich nicht nach, müsse er natürlich mit Nachteilen rechnen, was bis zur Kündigung führen kann.

Bilanz 1. Halbjahr 2018 – Bezirk Tulln

Leistungen für die Mitglieder im Überblick
Beratungen: 3.483
Im Arbeits- und Sozialrecht eingebracht 1,734.194 Euro
Davon Insolvenzvertretung: 766.903 Euro
Für die Mitglieder insgesamt erreicht: 2,166.734 Euro
Steuer: € 422.435,-
Arbeitsrecht: € 112.491,-
Sozialrecht: € 854.800,-
Konsumentenberatung: € 10.105,-
Insolvenz: € 766.903,-
Gesamt: € 2,166.734,-

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