Corona-Krise
Akuter Ärztemangel im Raum Gallneukirchen
Während der Corona-Pandemie verschärft sich der Engpass bei den Hausärzten im Gusental enorm.
GALLNEUKIRCHEN/ENGERWITZDORF. In der 9.000-Seelen-Gemeinde Engerwitzdorf klafft nach der Pensionierung von Hausarzt Maximilian Weiss in Mittertreffling eine Lücke auf, die von der Ordination von Veronika Schuster-Zankl in Schweinbach unmöglich ausgefüllt werden kann. Der erste Versuch einer Nachbesetzung von Weiss mit einer 25.000-Euro-Prämie der Gemeinde schlug fehl. Ein Linzer sprang im letzten Moment ab. Seither weichen viele Engerwitzdorfer Patienten auf Ärzte in Gallneukirchen aus. Das führt zu Problemen. Der Gusenstädter Hausarzt Christian Gabriel klagt: "Wir schieben jetzt während Corona zusätzliche Schichten und bewältigen daneben auch Hunderte Anrufe. Ich habe zusätzliches Personal aufgenommen. Zum Teil sind die Engerwitzdorfer Patienten respektlos, legen aggressives Verhalten an den Tag, wenn sie einmal warten müssen. Eigentlich müssten sie froh sein, dass sie bei uns dran kommen. Der Dank ist, dass sie unsere Ordination im Internet schlecht bewerten. Lange können wir das nicht mehr durchstehen."
In der Gusenstadt ordiniert neben Gabriel aktuell nur Edgar Ehrenhuber, weil Roland Plessl erst am 29. November von einer vierwöchigen Kur zurückkommt. Plessl geht im April 2022 ohnehin in Pension. Für zusätzliche Brisanz sorgt ein Schreiben des Altenberger Arztes Thomas Pachinger an die Nachbargemeinden, dass er wegen Überlastung keine Patienten mehr aus diesen drannehmen kann.
"Ärztenotstand"
"In Corona-Zeiten ist das ein Wahnsinn", sagt die geschäftsführende ÖVP-Obfrau Christa Gratzer in Gallneukirchen, die sogar von einem "Ärztenotstand" spricht. Dem Engerwitzdorfer Ortschef Herbert Fürst (ÖVP) ist die prekäre Lage voll bewusst, wie auch dem Gallneukirchner Bürgermeister Sepp Wall-Strasser (SPÖ). Beide führen derzeit Gespräche mit interessierten neuen Ärzten. Im Gegensatz zur ÖVP steht Wall-Strasser einer Prämie für Ärzte skeptisch gegenüber. "Ich sehe es als Aufgabe der Gemeinde, bei der Suche nach Räumen gemeinsam mit Gesundheitskasse und Ärztekammer mitzuhelfen, aber eine Cash-Zahlung lehne ich ab. Wir lösen damit einen Wettbewerb nach dem Motto ´Wer bietet mehr’ aus", so Wall-Strasser. Die Kritik von Mediziner Gabriel in Richtung Engerwitzdorf weist Fürst zurück: "Auf der einen Seite wollen wir eine Region sein und dann dieses Gemeindedenken."
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