Die Film-Total Kritik zum Sci-Fi Horror "Life"

Foto: © 2017 Sony Pictures Releasing GmbH

7 / 10 Punkten

Die Schauspieler:

Der Cast ist, wie es bei Filmen im Weltraum eben so ist, überschaubar. Jake Gyllenhaal ist hier klar der beste Schauspieler „an Bord“. Als Missionsmediziner Dr. David Jordan macht Gyllenhaal einmal mehr einen tollen Job und schraubt sich durch einige verschiedene Emotionslagen durch den Film. Ryan Reynolds tut als Sprüche klopfender Ingenieur Rory Adams eigentlich das was er immer tut. Diesmal mit wissenschaftlichem Hintergrund und mit weniger Handlungs-und Situationsspielraum als er es z. b. in „Deadpool“ gehabt hat, wirkt er ein klein wenig wie Van Wilder in Space. Schweden Export Rebecca Ferguson spielt als Leiterin der Mission Miranda North sehr routiniert, ergänzt sich sehr gut mit ihrem Partner Gyllenhaal und zeigt nach der starken Performance in „Mission Impossible – Rogue Nation“ einmal mehr ihre Qualitäten. Fernost Darsteller Hiroyuki Sanada fügt sich ebenfalls sehr gut in die Gruppe und kann hier auch in emotionalen Einstellungen zeigen was er kann. Nicht wie in anderen Filmen in das steife Bild eines Yakuza Gangsters gepresst, hält er mit Ferguson und Gyllenhaal Schritt und spielt seinen hochbezahlten Kollegen Ryan Reynolds locker an die Wand. Gute Figur in ihren Rollen machen, mit der ihnen gegebenen Screentime, auch Ariyon Bakare als Stationswissenschaftler Hugh Derry und Olga Dihovichnaya als Katerina „Kat“ Golovkin. Insgesamt ein stimmiger Cast, der ein familiäres Klima innerhalb der Crewmitglieder schafft und die Freundschaft zwischen den Charakteren glaubhaft darstellt.
 
Der Film:

In „Life“ nimmt uns Regisseur Danièl Espinosa mit auf einen Trip in die kalte Einsamkeit des Weltalls und versucht erst gar nicht zu verstecken, wo die Wurzeln seiner Inspiration zu finden sind. Ganz offen bedient sich das Projekt an Attributen von Filmen wie „Alien“, „Gravity“ und „The Core“. Anders als andere Sci Fi Filme wirkt die Umgebung von „Life“ wie aus der Realität gegriffen und bringt uns nicht in unentdeckte Gebiete des Weltalls, sondern zeigt uns eine Handlung in unserer Erdatmosphäre, mit tatsächlich existierenden technischen Gerätschaften. So wird eine Umgebung geschaffen die einerseits hochtechnisiert wirkt, andererseits aber die minimalistische Enge der ISS Raumstation mit all ihren bedrückenden Faktoren wie z. b. fehlende künstliche Schwerkraft darstellt. Gerade das Fehlen der künstlichen Graviatation, die in so vielen Sci Fi Filmen zur Selbstverständlichkeit gehört, erzeugt hier ein extrem greifbares und physisches Erlebnis. Espinosa hält sich nicht lange mit der Einführung und der Zeichnung der verschiedenen Crew Mitglieder auf, sondern steigt in der sehr starken ersten Hälfte relativ schnell ins Geschehen ein. Es baut sich ein Spannungsbogen auf der über weite Strecken des Streifens erhalten bleibt und so nicht viele Momente zum Durchschnaufen lässt. Der Film lebt nicht von splatterartigen Blutbädern, die andere Monster bzw. Horrorfilme so schnell ins Klischee abdriften lassen, sondern bedient sich eher der Kraft der klaustrophobischen Einstellungen in der Enge einer Lokalität, aus der es kein Entkommen zu geben scheint. Gerade in diesen Sequenzen ist die Nähe zum Ridley Scott Klassiker „Alien“ deutlich spürbar und gibt der hervorragenden Kameraarbeit von Seamus McGarvey den richtigen Schliff. Eben dieses Spiel mit der Kamera hebt „Life“ noch einmal auf eine andere Ebene. Nicht hastig und flüssig dreht sich die Kamera einige Male im Kreis und stellt die Crew scheinbar auf den Kopf. Diese Darstellung von der im Raum tatsächlich fehlenden „oben ist oben und unten ist unten“ Positionsbestimmung, lässt den Verlauf des Geschehens zu einer körperlich sehr wahrnehmbaren Erfahrung werden. Handwerklich und ausstattungstechnisch ist der Film auf einem absoluten Top Niveau und hebt sich auch hier vom Standard-Monsterfilm ab. Gezielt werden die Effekte nicht zur Darstellung gewaltiger Explosionen oder Raumsequenzen benutzt, sondern eine realistische ISS und schöne Totaleinstellungen, in Kombination mit der bedrückenden Dauerstille im Raum geschaffen. Die Schwächen des Films stellen sich eher in der zweiten Hälfte ein. Es kommt das Gefühl einer stagnierenden Drehbuchschwäche auf, welche den Zuseher nicht mehr ganz so abholt wie die starke erste Hälfte. Gerade die Szenen mit dem „Xenomorph“ werden nach und nach zur klischeehaften Aneinanderreihung von Einstellungen, die ein „kenn ich schon“ Gefühl entstehen lassen und teilweise auch zu kitschig dargestellt sind. Kann sich zwar das Niveau der Optik und der Atmosphäre bis zum Schluss halten, driftet die punktuelle Spannung etwas zu weit in die Vorhersehbarkeit. Auch die Härte des Films hätte durch das R-Rating und die FSK 16 Beschränkung etwas mehr genutzt werden können. Nicht dass es notwendig gewesen wäre, all zu viel Blut in die Szenen zu bringen um die bis dahin aufgebaute Ästhetik nicht zu zerstören, hätte in Einstellungen in denen Gewalt zur Schau gestellt wurde, das Rating etwas mehr ausgereizt werden sollen um dem Sci Fi Horror noch etwas mehr „Biss“ zu verleihen denn, um es mit Ridley Scott`s Worten abzuschließen – „im Weltraum hört dich niemand schreien….“
 
Fazit:

Interessanter Science Fiction Horrorfilm der mit tollen Schauspielern und einer glänzenden Kameraführung aufwartet, mit Effektehandwerk und Ausstattung punktet, sich atmosphärisch und stilistisch gekonnt bei den Klassikern des Genres bedient, jedoch aber in der drehbuchbedingten schwächeren zweiten Hälfte etwas zu vorhersehbar und kitschig daher kommt und die, für einen Film dieser Art, benötigte Härte des R-Ratings zu wenig ausnutzt.

Kritik verfasst von:
Lindorfer Bernhard / Film-Total

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