"Trauer braucht Zeit und Raum"
GRAMASTETTEN. Am Sonntag, 30. Oktober, wird die Gedenkstätte für still geborene Kinder in Gramastetten eröffnet. Als still geborene Kinder gelten jene, die während der Schwangerschaft oder bei der Geburt sterben. Für Kinder, die bereits zu Beginn der Schwangerschaft sterben, gibt es bis jetzt keine individuelle Bestattungsmöglichkeit und somit auch keinen sichtbaren Gedenkplatz. "Betroffene Eltern sind in ihrem Schmerz fassungslos und wie gelähmt. Sie brauchen unser Verständnis und unsere Anteilnahme", sagt Petra Burger, Initiatorin der Gedenkstätte. Oft bricht nach Jahren oder Jahrzehnten die Trauer wieder auf. Auch für diese Eltern ist die Gedenkstätte in Gramastetten gedacht. "Ein pietätvoller Ort der Trauer ist wichtig, um mit den schmerzvollen Erfahrungen dieses Verlustes weiterleben zu können. Es braucht einen Platz, an dem der Schmerz, die Fassungs- und Sprachlosigkeit, die Verzweiflung, aber auch die Hoffnung festgemacht werden können, damit ein Weiterleben mit der Trauer um das Baby möglich ist", so Burger.
Ort der privaten Trauer
Die Stätte ist für Betroffene aus der gesamten Region gedacht und wurde nach Idee und Konzeption der heimischen Künstlerin Ulrike Matscheko-Altmüller in der Nähe der Kindergräber errichtet. "Als ich vor Jahren ein Kind verlor, litt ich ganz besonders darunter, dass es für mich keinen Ort gab, zu dem ich meine Trauer hintragen konnte. Ich will meinem und allen anderen still geborenen Kindern unserer Region einen Platz schaffen, der mir und allen Betroffenen einen Ort zur privaten Trauer ermöglicht", sagt die Künstlerin.
Die Gedenkstätte besteht aus einer Wassersäule, die auf drei Seiten von Glaswänden umrahmt ist, deren Innenraum zur privaten Trauer lädt. Die Glaswände sind mit Collagen aus Ultraschallbildern eines heimischen Schmetterlings bedruckt. Früher wurden still geborene Kinder als Schmetterlingskinder und Sternenkinder bezeichnet und heute ist das erste Zeichen eines neuen Lebens für die Eltern üblicherweise ein Ultraschallbild des Kindes. Die Kombination aus Schmetterling und Ultraschallbild stellt somit das Sinnbild für Trauer und Verlust dar. "Die Umsetzung gestaltete sich als sehr schwierig, da ein Schmetterling nicht viel Körper aufweist, was mir von der Symbolik her aber gut gefallen hat. Er steht ja auch für Seele, Wiedergeburt und Metamorphose", so Ulrika Matscheko-Altmüller.
Persönliche Gedenksteine
Die Glaswände werden jeweils von einer Platte aus Cortenstahl begrenzt, die der Dimensionierung der Totenbretter vergangener Jahrhunderte nachempfunden wurde. Rund um die Wassersäule soll eine Möglichkeit für Trauernde geschaffen werden, einen persönlich gestalteten Gedenkstein für ihr Kind abzulegen. Dafür wurden von der Schülern der Neuen Mittelschule Gramastetten Kieselsteine an und in der örtlichen Rodl gesammelt, die zur Weiterverwendung zu Verfügung stehen.
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