Qualitätszeit mit den Kindern

HERMAGOR. WOCHE: Was bedeutet für Sie Heimat?
KATHARINA HOFER-SCHILLEN: Ich bin früher vor allem beruflich viel gereist und war viel unterwegs. Heimat ist dort, wo meine Sehnsucht ist. Die Plätze, wo mein Mann und meine beiden Kinder sind. Das ist hier im Gailtal. Ich liebe die Farben der Natur hier. Wenn ich von einer längeren Dienstreise nach Hause fahre und den Sonnenuntergang sehe, dann weiß ich, dass ich zu Hause bin.

Womit kann man Ihnen eine Freude machen?
Mit schönen Worten! Ich freue mich tatsächlich, wenn gerade im Alltag, jemand etwas Nettes zu mir sagt, sich bedankt oder Ähnliches. Das hat viel mit Wertschätzung zu tun. Mit einer Umarmung natürlich auch!

Welche Ziele haben Sie?
Es war oft so, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, den Chancenblick hatte und mich stets weiterentwickeln möchte. Privat lebe ich jetzt das Leben, das zu mir und meiner Familie passt und das soll auch so bleiben. Darauf arbeite ich hin. Mein 3. Buch ist in Arbeit und ich halte Lesungen.

Was heißt das konkret beruflich?
Das, was ich mache, ist mir wichtig. Ich merke, dass ich mit meinen In-House-Schulungen in Unternehmen, basierend auf meinem Buch "Die Mami-Challenge" viel bewirken kann. Das, was ich mache, ist mir wichtig. Nicht nur Kinder, auch Pflegeangehörige können einen sehr beanspruchen und da ist es dann schwer, im Job motiviert und produktiv zu sein.
Und mit mir als Auditorin können sie sich auch als familienfreundlicher Betrieb vom Bundesministerium zertifizieren lassen und sind so als Arbeitgeber sehr attraktiv. Toll, wenn die Unternehmen in ihre Leute investiert. Dieses Umdenken ist clever und vorausschauend. Und ein drittes Buch wird erscheinen.

Und privat ...?
Privat ist gerade das Thema Entschleunigung für uns angesagt und wir wollen uns immer stärker auf uns konzentrieren. Das kann damit verbunden sein, das große Haus gegen ein anderes zu tauschen. Für mich ist inzwischen Einfachheit wirklicher Luxus.

Als berufstätige Mutter hat man doch ständig ein schlechtes Gewissen, oder?
Das ist leider bei den meisten Frauen so (lacht). Mit einfachen organisatorischen Veränderungen lässt sich im Alltag aber viel erreichen. Meine Kinder konnten schon früh zumindest ein oder zwei Dinge kochen.
Die Jeans, die noch keine Flecken hat, wird wenn sie ordentlich aufgefaltet wieder im Schrank landet, auch ein zweites Mal klaglos angezogen und für Mütter ist es wichtig, dass sie sich kleine Auszeiten für sich nehmen. Die Freizeit mit den Kindern sollte Qualitätszeit mit den Kindern sein.

Was heißt das konkret?
Wir geben alle vier am Sonntag unsere Handys ab und sperren sie weg. Dann lenkt uns nichts voneinander ab!

Welchen Tipp geben Sie?
Ich habe immer versucht mit minimalem Aufwand das maximale Ergebnis zu erreichen. Wer danach handelt, wird viel zufriedener sein. Meine Kinder haben schon recht früh gelernt, dass sie selbst etwas tun müssen, um Wünsche zu erfüllen. Und sei es beim neuen Handy zu überlegen, wer könnte das alte gebrauchen bzw. kaufen? Insofern ha mein Buch "Mami-Challenge" auch biografische Züge.

Was bringt Sie manchmal aus der Fassung?
Wenn Kinder schon im Kleinkindalter Langeweile haben und mit Handy oder Fernsehen abgespeist werden. Wir waren in Venedig und da schob eine Familie ein nicht mal Zweijähriges im Kind im Kinderwagen durch die Straßen und es spielte mit einem Handy. Das fiel meinen Kindern auf und war für mich unbegreiflich.

Wie viel Job der Mutter verträgt eine Familie?
Man muss bei allem, was man tut, klare Prioritäten setzen und die Dinge nicht vermischen. Es gibt, meiner Ansicht nach, keine Formel dazu. Frauen sollten, gerade abhängig vom Alter der Kinder, so viel arbeiten, wie die Familie es verträgt. Das Gesamtkonzept muss stimmen. Für die Kinder, die Partnerschaft, die Frauen im Beruf selbst und die Arbeitgeber. So habe ich es selbst umgesetzt und es hat sich bewährt.
Aber es gibt keine 100-prozentige Vereinbarkeit von Beruf und Familie, daher ist der Drang zum Perfektionismus eher kontraproduktiv. Wichtig ist, dass die Frauen immer authentisch sind.

Haben Sie Hobbys?
Schreiben und Lesen stehen auch hier an erster Stelle. Danach kommt aber gleich die Natur. Die spielt in der Freizeit eine große Rolle. Zur Entspannung setze ich mich aber auch gern mal an die Nähmaschine.

Haben Sie Lieblings-Reiseziele?
Das Reiseverhalten ändert sich, wenn man Kinder hat. Es gibt definitiv Orte, an denen ich war, aber heute nicht mehr hin muss. Aber ich habe eine Zeit in Paris gelebt und möchte dort sehr gern mit meinem Kindern hin. Außerdem lebe ich grundsätzlich in einer Region, wo andere hinfahren, um Urlaub zu machen (lacht).

Wo ist Ihr Lieblingsplatz?
Mein Kraftplatz ist ein kleiner See in der Nähe von Köstendorf hier im Gailtal, der mir Ruhe zum Nachdenken und eine Mini-Auszeit verschafft.
(Das Interview führte Nicole Schauerte.)

Zur Person

Katharina Hofer-Schillen
Alter: 47 Jahre
Geburtsort: Freiburg
Wohnort: Hermagor
Familienstand: verheiratet mit Norbert, zwei Kinder (elf und zwölf Jahre)
Beruf: Buchautorin, Coach, berät Firmen
www.katharinahoferschillen.com