Villach
Alle zwei Stunden passiert ein Wildunfall!
Zurzeit kommt es wieder vermehrt zu Wildunfällen. Wie man sich präventiv verhält und was gegebenenfalls zu tun ist, fragt die WOCHE Bezirksjägermeister Wolfgang Oswald.
VILLACH. Alle zwei Stunden kommt es in Kärnten zu einem Unfall mit einem Wildtier. Im Jagdbezirk Villach waren es im letzten Jahr 500 Unfälle mit Schalenwild (Reh-, Rot-, Gams- und Schwarzwild) und 150 mit Haarwild (Hase, Fuchs, Dachs).
Seit Jahren gibt es eine jährliche Steigerung der Unfälle um im Schnitt sieben Prozent, extrem war es im Jahr 2017 von 2016 mit plus 25 Prozent, sagt Wolfang Oswald, Bezirksjägermeister Jagdbezirk Villach. Für heuer liegt noch keine Bilanz vor, aber "mit Oktober gibt es noch einmal einen Höhepunkt", so Oswald.
Gegental und Rosegg
Betroffen seien fast alle Strecken, in denen Wald und Wiese mit Straßen durchschnitten werden. Wobei es im Gebiet speziell exponierte Abschnitte gibt, wie im Gegendtal, bei Arnoldstein Richtung Pöckau, bei Wernberg, rund um den Faaker See oder bei Rosegg in Richtung St. Niklas.
Akustische Sensoren
An Teilstrecken reagiert man nun. Bei der Autobahnabfahrt Ossiacher See in Richtung Villach werden demnächst akustische Sensoren installiert werden. "Leider werden diese teuren Sensoren gerne gestohlen", so Oswald. Auch im Gegendtal wurden bereits zwei Vorrichtungen "abmontiert".
In mondhellen Nächten
Die meisten Unfälle passieren in der Dämmerung, "auch in mondhellen Nächten ist die Bewegung höher als sonst", sagt Oswald. Am häufigsten betroffen ist das Rotwild, wobei das Reh mit rund 450 verunfallten Tieren im Jahr den traurigen Spitzenreiter darstellt.
Präventive Maßnahmen
Um sich Wildunfällen vorzubeugen rät der Jäger zu angepasster Geschwindigkeit, speziell in der Dämmerung. Zudem sollten Warnhinweisschilder "ernst genommen werden". Auch sollten jahreszeitliche Wanderbewegungen im Auge behalten werden, April bis Juni, im Sommer während der Brunft, und im Herbst kommt es vermehrt zu Wildwechsel.
Das ist zu tun
Kommt es trotz aller Vorsicht doch zu einem Unfall, sollte der Lenker sofort stehen bleiben. "Die Polizei ist die erste Anlaufstelle", betont Oswald. "Auf jeden Fall ist sofort eine Meldung zu machen, egal ob es sich nur um einen geringen Sachschaden handelt oder nicht", sagt Oswald. Nur so könnten Spuren auf Auto und Fahrbahn, wie Blut, Schweiß oder Haare der Polizei gezeigt werden. Oswald: "Das erleichtert die Suche nach dem verunfallten Wild ungemein." Begeht der Fahrer Fahrerflucht ist das, so Oswald, auf jeden Fall ein Vergehen, das geahndet wird. Auch das Wild mitzunehmen ist strafrechtlich verfolgbar. Dies gilt als Eingriff in fremdes Jagdrecht, sprich Wilderei.
„Die bei einem Wildunfall wirkenden Kräfte sind enorm: Die Wucht mit der ein Rothirsch bereits bei einer Geschwindigkeit von 60 km/h auf eine Windschutzscheibe prallt, entspricht in etwa der Masse eines ausgewachsenen Elefanten – fünf Tonnen“, erklärt Othmar Thann, Direktor des KFV.
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Zur Sache
Rund 4.700 Wildtiere – darunter knapp 680 Jungtiere – haben in der vergangenen Saison die Kollision mit einem Fahrzeug nicht überlebt. Das bedeutet, dass es auf Kärntens Straßen etwa alle 2 Stunden zu einem Wildunfall kommt (Quelle: KFV)
Im Bezirk Villach waren es 650 Wildunfälle. Die häufigsten passieren mit Rehen (450) oder Füchsen (85).
Im Jahr 2018 gab es in Kärnten 32 verletzte Personen aufgrund von Wildunfällen, bundesweit starben vier Menschen.
Was geschieht mit dem Wild? Der Jäger (auch die Polizei) ist verpflichtet, das Wild so rasch als möglich von den Qualen zu erlösen. Das Wild wird vom Jäger mitgenommen, eine weitere Verwertung ist verboten
Die Wucht, mit der ein Rothirsch bei einer Geschwindigkeit von 60 km/h auf eine Windschutzscheibe prallt, entspricht in etwa fünf Tonnen – das Gewicht eines Elefanten.
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