"Die Toten verbinden uns"
Die WOCHE sprach mit Johannes Biedermann, dem Pfarrprovisor von Landskron über die kommenden Feiertage.
Am 1. November ist Allerheiligen, und am Tag darauf das Fest Allerseelen. Doch was bedeuten diese Tage eigentlich?
Warum feiern wir Allerheiligen?
Schon beim Wort „feiern“ stocke ich etwas, weil der Tag für die breite Masse der Gläubigen mit Friedhof verbunden wird. Allerheiligen ist das Hochfest der Kirche, an dem wir aller Heiligen gedenken. Es ist sozusagen das Erntedankfest der Kirche, wo die Saat des Evangeliums bei den Menschen, die durch den Heiligen Geist zu Pfingsten beflügelt worden sind, aufgegangen ist. Und diejenigen, die die Wahrheit des Evangeliums erkannt und gelebt haben, das sind die Heiligen.
Was ist der Unterschied zu Allerseelen?
Die beiden Feste haben unterschiedliche Ursprünge: Allerheiligen entstammt einem Gedenktag für Märtyrer aus dem Altertum. Diejenigen, die für sich für ihren Glauben eingesetzt und deshalb verfolgt und getötet wurden, werden geehrt. Ursprünglich wurde das Fest kurz nach Pfingsten gefeiert, im Laufe der Jahrhunderte wurde es aber in den Herbst verlegt. Allerseelen ist erst weitaus später, im Hochmittelalter, im Kloster von Cluny eingeführt und verbreitet worden. Es ist ein allgemeiner Totengedenktag, an denen wir auf den Friedhöfen allen Verstorbenen gedenken und sie ehren. Gerade in unserer Gesellschaft ist das Totengedenken sehr ausgeprägt, und die Menschen kommen von überall her auf die Friedhöfe.
Wie werden die Feste gefeiert?
Das Hochfest Allerheiligen wird im Rahmen einer Messe in der Kirche gefeiert. Da Allerseelen kein arbeitsfreier Tag ist, wird die Gräbersegnung auf den Friedhöfen oftmals vorgegriffen und am 1. November durchgeführt. Daher wird Allerheiligen oft mit Friedhof verbunden. Die Gräbersegnung selbst erfolgt mit Weihwasser, als Erinnerung an die Taufe, und Weihrauch, als Erinnerung an das Göttliche, das im Menschen innewohnt. Gerade für die Predigt am Friedhof bereite ich mich oft stärker vor als für andere Predigten. Zum einen, weil ich einen Großteil der Gläubigen dort nicht sehen kann. Ich versuche, alle anwesenden Menschen zu erreichen. Die Leute kommen aus allen möglichen Lebenslagen, haben unterschiedliche Glaubensrichtungen, oder sind aus der Kirche ausgetreten. Trotzdem kommen sie an diesen Tagen auf die Friedhöfe, weil die Toten doch etwas gemeinsam haben: Sie verbinden uns alle.
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