Superintendent Sauer über Ostern
"Karfreitag wurde uns gestohlen"
Seit 2019 ist der Karfreitag für Evangelische kein gesetzlicher Feiertag mehr. Eine klare Meinung dazu hat Manfred Sauer, Superintendent Evangelische Kirche in Kärnten und Osttirol, mit Sitz in Villach.
VILLACH. "Wir wollen, und können, uns immer noch nicht damit abfinden, dass uns der Karfreitag als Feiertag gestohlen wurde. Dabei geht es nicht nur um die Gottesdienstzeiten, denn auch in der Vergangenheit wurden und werden in vielen Gemeinden sowohl am Vormittag, als auch am Abend Gottesdienste angeboten und gefeiert. Hier geht es um die grundsätzlichen Bedeutung des Karfreitags, denn es ist ein Unterschied, ob dieser Tag ein gewöhnlicher Alltag oder ein herausgehobener Feiertag ist." Ein Feiertag verändere die grundsätzliche Haltung und eröffne die Möglichkeit, diesen Tag ganz anders wahrzunehmen und zu begehen. Sauer: "Wir werden jedenfalls weiter dafür kämpfen, dass der Karfreitag ein Feiertag für alle wird."
Karfreitag und die Ukraine
Wie sieht er die Botschaft vom Karfreitag und der Auferstehung auf die heutige Zeit umgelegt? "Der Karfreitag konfrontiert uns mit dem Leiden und Sterben Christi. Das ist unangenehm, aber ohne Karfreitag gäbe es auch keinen Ostersonntag. Besonders jetzt, wo in der Ukraine so viele unschuldige Menschen sinnlos ermordet werden stellt sich auch die Frage: Wo ist Gott in all dem Leid? Warum greift er nicht ein? Warum weist er Putin nicht endlich in die Schranken und hilft mit, diesen schrecklichen Krieg zu beenden." Diese Frage stellte auch einer der Verbrecher am Kreuz Jesus und bemerkte: Wenn du wirklich Gottes Sohn bist, dann steig herab vom Kreuz. Aber Gott geht in seinem Sohn Jesus den Weg des Leidens und Sterbens, nicht den Weg des Triumphs. Sauer: "Karfreitag macht uns zwei Dinge deutlich: Gott geht den Weg der Hingabe. Er leidet mit und er stirbt für unsere Missetaten. Wir sind gefordert, seinen Weg des Friedens und der Liebe zu gehen." Der Ostermorgen, das Fest der Auferstehung erinnere an die zweite wesentliche Säule unseres Glaubens. Der Tod hat nicht die letzte Macht. Er wird überwunden.
Persönliches Osterfest
Wie feiert Manfred Sauer persönlich das Osterfest? "Meine Frau ist ja auch Pfarrerin, wir feiern und gestalten viele Gottesdienste. Wir schmücken unsere Wohnung ein wenig österlich. Als die Kinder noch klein waren, haben auch wir die Osternester im Garten und im Haus versteckt. Das fällt im Augenblick weg, weil unsere kleine Enkeltochter dafür noch zu klein ist. Unser Enkelsohn lebt in Deutschland und die werden es zu Ostern nicht schaffen, zu kommen."
Wichtigstes Kirchenfest
Anders als in der Katholischen Kirche hat in der Evangelischen der Karfreitag die größte Bedeutung, woran liegt das? "Das hängt sicher damit zusammen, dass in der Theologie Martin Luthers, das Kreuz und damit der Karfreitag, als das Erlösungsgeschehen an sich, eine zentrale Rolle spielt. Allerdings muss ich auch sagen und feststellen, dass sich das in den letzten Jahren auch gewandelt hat. Ich erinnere daran, dass die Katholische Kirche hier in Kärnten mit uns für den Karfreitag als Feiertag für alle auf die Straße gegangen ist und uns bei diesem Anliegen sehr stark unterstützt hat." So feiern er und Bischof Dr. Marketz den Karfreitagsgottesdienst am Vormittag seit drei Jahren ökumenisch. Sauer: "Karfreitag und Ostersonntag sind für beiden Kirchen die Grundpfeiler unseres Glaubens."
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