Villach im Dialog
Ode an den Journalismus in Zeiten der Fake-News
VILLACH (bm) Im voll besetzten Bambergsaal begrüßte Bürgermeister Albel vergangenen Mittwoch im Rahmen von „Villach im Dialog“ den Chefredakteur der wiener Zeitung Falter, Florian Klenk. Der Journalist, jüngst durch die Veröffentlichung der Ibiza-Videos im Gespräch, sprach über das Thema „Das Ende des Journalismus“. Als Gesprächspartner fungierte der Kleine-Zeitung-Redakteur Jochen Bendele. Der Termin war übrigens bereits seit Jänner ausgemacht.
Zeitreise mit „Dornröschenschlaf“
Klenk begann seine Ausführungen mit einer Zeitreise ins Jahr 1991. In einer Ära vor dem Internet, vor der EU und vor dem Fall der Sowjetunion war Österreich globalpolitisch abgekapselt. Jeder Zeitungsartikel ging durch mehrere Kontrollhände, bevor er veröffentlicht wurde. Zusätzlich dazu konnte kein Leser sofort darauf reagieren. Die einzige Möglichkeit eines „Dialoges“ waren Leserbriefe. Auch wenn der Standard 1998 eine Online-Ausgabe einführte, und ein Jahr darauf auch ein Forum, so blieb die journalistische Arbeit noch dieselbe wie im Jahr 1991.
Redaktionelle Gesellschaft
Das junge Internet wurde optimistisch angesehen. Vor allem bestand die Hoffnung auf die Utopie des „digital citizen“, ein digitaler Bürger, der durch das Internet alle Informationen sofort abrufen kann. 2009 wurde diese Utopie durch neue Technologien revolutioniert, indem wir zu einer redaktionellen Gesellschaft geworden sind: Jeder konnte nun als Redakteur arbeiten, Fotos machen und Artikel erstellen. Klenk nennt sowohl ein Positivbeispiel mit der schottischen Schülerin Martha Payne, die über ihren Blog Misstände in der Schulmensa aufgedeckt hatte.
Lüge wird zur Wahrheit
Klenk nannte auch ein Negativbeispiel mit dem „Fall Boris“, welcher nur in seiner eigenen Nachrichtenblase aus FPÖ-nahen Medien gelebt hatte, und von sich selbst behauptet hatte, nie eine Zeitung gelesen zu haben. Gerade rechte Parteien hätten Entwicklungen in der Medienlandschaft immer schneller begriffen als linke Parteien. Das würden sie dann auch für sich nutzen. Es gibt sieben Punkte, wie Macht der Medien untergraben und sie zu einem Propagandamedium um-instrumentalisiert werden. Diese sind: Errichten eines eigenen Propagandamediums, welches in weiterer Folge Fake-News verbreitet; echte Nachrichten und die Wahrheit als Fake-News zu verunglimpfen, die Pressefreiheit strukturell unter Druck zu setzen, unabhängige Medien zu zerstören, bzw zu um-instrumentalisieren, und schließlich Kritiker mundtot zu machen. Es sei wichtig zu erkennen, so Klenk, dass das gerade droht zu passieren.
Ausblick in die Zukunft
Klenk gab auch einen Rat an die jungen Leute, welche sich für Journalismus interessierten: Mindestens ein Zeitungsabo zu nehmen. Damit die Menschen lernen, wie man eine Zeitung richtig liest, und auch die einzelnen Ressorts kennenlernen. Auf die Frage, ob der herkömmliche Journalismus vom Aussterben bedroht sei, meinte Klenk, dass Reporter seit jeher immer gebraucht werden würden. Somit würde der Qualitätsjournalismus weiter bestehen. Man solle alles für möglich halten, aber auch in Frage stellen und nicht blindlings alles zu glauben. Immerhin sei Qualitäts-Journalismus für die best-erhaltbare Version der Wahrheit zuständig.
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