Wenn das "Bankerl"...
unter der alten, weitverzweigten Tanne
erzählen könnte;
von all den Menschenkindern
die in den vergangenen Jahrzehnten
auf ihm pausierten:
Im lauen Frühlingswind,
an heißen Sommertagen
und stürmischen Herbsttagen!
Von all den Liebenden,
die dicht gedrängt beieinander saßen;
sie klammerten und ruckten immer dichter zusammen!
Von heißen Liebesschwüren,
von flüsternden Lauten und leidenschaftlichen Begierden;
von Treueschwüren und schmeichelnden Worten,
die den Weg zum Herzen teils auch fanden;
weil sie gar so glaubhaft klangen;
aber bald schon an Bedeutung verloren!
Von Glücksmomenten und Resignationen;
manch einer dann seine Initialen,
in seine heute teils verwitterten Brettern einritzte;
die Wunden bis heute sichtbar sind,
fraglich, ob das Liebespaar noch zusammen ist!
Von müden Wanderern, die hier eine Rast einlegten;
meist schweigend ihren Gedanken nachhängen
oder sich mitteilsam und gesprächig ihren Nachbarn gegenüber gaben,
die zufällig ihren Weg einst kreuzten und ihnen Gehör schenkten.
Von alten, gebrechlichen Leuten, die hier verschnauften
um wieder zu Kräften zu kommen.
Manch einer in trüben Gedanken versunken, sein Umfeld nicht mehr wahrnahm;
wobei ein zaghaftes, verlorenes Lächeln die Mundwinkeln umspielten.
So lang ist's her - das Damals - aber immer noch lebendig in ihnen schlummert
und ein tiefer, unterdrückter Seufzer sich mancher gequälten Brust entrang;
auch Tränen langsam ihren Weg sich suchten,
wenn der Schmerz wieder alte Wunden aufriss, als harte Worte fielen:
Wir können; wir dürfen uns nicht wiedersehen; leb wohl mein Herz!
Verschwiegen ist die alte Tanne;
aber manches mal wippt und rauscht sie mit ihren Zweigen,
denn alles kann auch sie nicht gut heißen!
So vergingen in alljährlicher Wiederkehr die Jahreszeiten!
An dem Bankel, all die Jahre fast spurlos verrannen.
Einst aus wetterbeständigem, harten Buchenholz geschaffen
trotzte es Hitze, Sturm, Regen, Kälte und Schnee;
optisch nahm es keinen größeren Schaden,
okay, hin und wieder wurde es saniert.
Ganz anders seine Gäste;
Generationen kamen und gingen,
schauten frohen Mutes sich in der sich stehts veränderten Landschaft um;
andere schwelgten nur in der Erinnerung;
denn die bleibt immer jung!
Hildegard Stauder
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