In der wundersamen Weihnachtszeit ...
leuchten die Kerzen, leuchtet der *Stern der Weihnacht*!
Es naht das Jahr sich seinem Ende , von unserm Leben war's ein Stück;
wir falten sinnend unsre Hände und senden einen Blick zurück.
Da stehn sie auf, die goldenen Sterne, die uns im Jahreslauf gestrahlt;
in denen Phantasie so gerne sich eine Welt voll Glück gemalt.
Wo jedem ward nach Wunsch beschieden:
Gesundheit, Reichtum, Ruhm und Ehr
und Liebe, Freude, Seelenfrieden, und was der Schätze sich noch mehr!
Nicht alles konnten wir erlangen - wir danken Gott, hat er's gewollt,
dass von der Sterne lichtem Prangen uns blieb ein Körnlein echtes Gold.
Manch' schönen Stern verlockend winken, sahn wir von ferne, aber jäh'
als Irrlicht in den Sumpf versinken, gelangten wir in seine Näh!
Auch manchen gab's, den wir erkoren, als unsers Strebens höchstes Ziel
und der, nachdem sein Glanz verloren, als toter Stein zur Erde fiel.
Ein andrer, als wir ausgestrecket ihn zu erfassen, unsre Hand,
hat sich im Nebelmeer verstecket und hinter dunkler Wolkenwand.
Noch viele sind vorbeigezogen, verschwindend in Unendlichkeit.
So hat uns Jahr um Jahr betrogen der Erdensterne Herrlichkeit.
Doch ob von unserm Hoffnungssternen, der letzte zu versinken droht.
Ob er entrückt in weiter Ferne, wir zagen nicht, es hat nicht Not.
Es gibt noch einen Stern voll Hoffnung, der jede Erdenmacht durchbricht.
Sein Feuer ist das ewige Licht!
Es strahlt mit seinem Glanzgefunkel, in jede Hütte, jedes Herz
durch Sündennacht und Erdendunkel
und mildert Sorge, Leid und Schmerz.
Der Stern, der jede Seel' erfreuet, dass sie aufs neue hoffen lern;
der Himmelsgold zur Erde streuet, es ist der Weihnacht heller Stern!
Der Stern, der einst das Heil verkündet,
wird ungetrübt uns jedes Jahr als Flammenzeichen angezündet,
der Liebe, die unwandelbar!
Stine Andresen - deutsche Schriftstellerin (1849 - 1927)
8 Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.