Im Gespräch Matjaž R. Lavtižar
"Die Innenstadt ist ein ständiges Kommen und Gehen"
VILLACH. Herrenmodenausstatter Charly Hofer schließt pensionsbedingt, Moreboards sucht eine neue Fläche, die Eduscho-Filiale am Hauptplatz sperrt zu. Hartlauer wiederum investierte kräftig. Viele Unternehmen würden sich für die Innenstadt interessieren, "es ist ein Kommen und Gehen", sagt Matjaž R. Lavtižar. Seit gut einem halben Jahr kümmert er sich im Stadtmarketing Villach um die Leerstände der Stadt. Die WOCHE fragt nach seiner "Bilanz". Und seinen Zielen.
WOCHE: Wie geht es Ihnen nach gut einem halben Jahr als Freiflächenmanager?
Lavtižar: Gut. Mir gefällt es immer besser. Inzwischen kenne ich auch Insider-Geschichten, die man kennen sollte, wenn man im Standort-Business ist.
Wie ist die gefühlsmäßige Bilanz nach dem Jahr 2018?
Mein persönliches Gefühl ist, dass wir langsam Grip bekommen, wir nehmen Fahrt auf. Die größte Herausforderung ist, dass wir von der Stadt beauftragt sind, uns um den Leerstand zu kümmern. Wir sind aber keine Makler, sprich haben keinen Auftrag vom Eigentümer.
Aber die Eigentümer kommen auf Sie zu?
Im Idealfall. Zum Beispiel die Familie Köll. Für das Restaurant "Kaufmann & Kaufmann" versuchen wir, einen Nachmieter zu finden.
Was ist mit anderen, wie Salamander, der sucht ja auch?
Salamander ist beinahe täglich bei uns. Wir haben ihm schon einiges angeboten, er hat sich auch vieles angesehen. Am Ende muss er mit den Eigentümern zurecht kommen und die Eigentümer mit ihm.
Was spricht denn für die Innenstadt-Lage?
Versus dem Shopping Center ist es hier sicher schwieriger zu einem Vertragsabschluss zu kommen. Bei einem Center oder Retail-Park gibt es den Preis, zahlt man den, ist alles fix. Dafür sind die Rahmenbedingungen unflexibel, ohne Verhandlungsspielraum. Bei uns gibt es ganz viel davon.
Wäre der Pop-up-store eine Möglichkeit die Geschäfte vollzukriegen?
Sicher, wir könnten Pop-up-stores an allen Ecken und Enden machen. Die Stadt müsste sich trauen drei, vier Lokale anzukaufen oder anzumieten. Das Thema Pop-up-stores ist hochattraktiv. Nur, wir sind auch nicht so naiv, anzunehmen, dass das Thema das Problem löst.
Wo liegt das Problem? Der Branchenmix passt ja ...
Wenn man die Innenstadt Hauptbahnhof – Westbahnhof definiert, haben wir fast alles, vom Zoohandel bis zum Zirbenbett. Nicht der Branchenmix ist das Problem, sondern möglicherweise der Markenmix. Da schwächeln wir.
Bei unserem letzten Gespräch haben wir über Ikea und Amazon gesprochen.
Das ist immer noch ein Thema. Ikea wird an der Urbanisierung nicht vorbeikommen.
Ikea in der Innenstadt?
Es muss ja nicht so groß sein. Zum Beispiel der Ikea in Klagenfurt. Was wäre mit einer zweiten Filiale in Villach, so 3.000, 4.000 Quadratmeter groß? In Klagenfurt könnte man das Warenlager vergrößern und hier die Selbstbedienung zusätzlich anbieten. Das könnte man in der Innenstadt, sogar mit Parkplatz unterbringen. Solche Immobilien gibt es.
Wo zum Beispiel?
Über ungelegte Eier spreche ich nicht. Aber, man braucht nur ein klein wenig Phantasie.
Ähnliches gilt für Amazon. Das wäre das absolut "Geilste", wenn man in Villach einen Shop hätte, in dem man reingeht, Sandwiches nimmt und die dann auf dem Weg nach draußen kassalos von der Karte abgebucht werden. Da wir eine Technologiestadt sind, gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass wir früher oder später so etwas kriegen.
Wie wird die Leerstandsquote am Ende des Jahres aussehen?
Es kommt darauf an wie derzeit noch leerstehende Immobilien, wie die C&A Fläche am Hauptplatz, in den die Bank einzieht, bewertet werden. Als Leerstand? De facto werden wir nicht schlechter abschneiden als voriges Jahr. Persönlich glaube ich aber auch nicht, dass es viel besser sein wird.
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