Fachkräfte-Mangel
Die Suche nach Fachkräften wird zum Spießrutenlauf
Mitarbeiter gesucht. In Villachs Betrieben sind Fachkräfte heiß begehrt.
VILLACH. Das Leben als Unternehmer ist nicht immer leicht, wissen die beiden Villacher Philipp und Sonja Der. Seit rund 20 Jahren betreibt Philipp Der den Schuh-Reperaturservice, das Geschäft besteht seit 50 Jahren. Seit zirka fünf Jahren ist man am 8. Mai Platz in der Villacher Innenstadt. Auch in Klagenfurt hält man eine Filiale. Das Jubiläum wollte man heuer eigentlich groß feiern, allein "die Zeit fehlt", sagt der Unternehmer Philipp Der.
Mitarbeiter gesucht
Seit Dezember suchen die beiden Villacher Unternehmer schon einen – beziehungsweise eigentlich zwei – Mitarbeiter. Gefunden hätte sich bislang niemand. "Es waren wohl einige hier, aber keiner, der es auch ernst meint", erzählt Der. Suchen würde man eine Vollzeitkraft, handwerklich interessiert. "Leider ist es derzeit quasi unmöglich, Fachkräfte zu bekommen. Und es geht ja nicht nur uns so." Seine beiden Ex-Mitarbeiter hätten zur ÖBB gewechselt. Dafür eine rund einjährige Umschulung in Kauf genommen. "Und wer nicht zur Bahn geht, wartet dann eben auf die Infineon", sagt Der.
Kein Einzelfall
Seine Situation, weiß Der, ist kein Einzelfall. Auch in anderen Branchen gestaltet sich die Suche nach Fachkräften derzeit schwierig. Und das trotz teils stabiler Arbeitslosenzahlen.
Wohlwissentlich um die Situation, sei die Rechnung Arbeitslose auf der einen und offene Stellen auf der anderen Seite aber kompliziert: "Diese Milchmädchenrechnung geht nicht auf. In Wahrheit ist es ein sehr komplexes Thema", sagt Josef Zeichen, Villachs AMS-Bezirksstellenleiter.
Viele Faktoren
Die Situation sei durch eine Vielzahl an Faktoren beeinflusst, die konjunkturelle Entwicklung und die Geburtenrate nur zwei davon. Tatsächlich tue man nichts lieber, als "Menschen zu vermitteln". Aber so einfach sei das nicht, "die Rucksäcke der Menschen, die zu uns kommen, werden immer größer". Die Zahl der Menschen 50 plus drohe sich zu manifestieren, auch geschuldet durch das steigende Pensionsalter.
Tatsächlich tun wir nichts lieber, als Menschen zu vermitteln.
Josef Zeichen, AMS
Die Bahn saugt Fachkräfte ab
Für Der sind die Probleme teils hausgemacht. "Der Staat (Anm. ÖBB) saugt die Leute ab. Ausgebildete Fachkräfte sind für die Branche weg", sagt er. Einer seiner langjährigen Mitarbeiter macht gerade die Umschulung zum Fahrdienstleiter. Auch den anderen verschlug es zur ÖBB.
Verständnis & Ratlosigkeit
"Man versteht es ja auch. Aber was sollen wir nun tun? Wenn wir einen Tag frei haben wollen, müssen wir zusperren." Natürlich sei es schön, dass das Geschäft läuft, man liebe ja, was man tue, aber "noch schöner wär's mit mehr Unterstützung", sagen die beiden – und lächeln "zuversichtlich".
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Zur Sache
In Villach kam es im Beobachtungszeitraum 2018 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres zu einem Beschäftigungsplus von 983 – bzw. plus zwei Prozent Beschäftigungsmöglichkeiten. Die Arbeitslosigkeit ist um 9,1 Prozent gesunken, die offenen Stellen sind um 17 Prozent gestiegen – vor allem in den Bereichen Metall & Elektro, Technik, Gesundheit, Fremdenverkehr sowie Handel.
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