Heimatgefühl zum Lesen ...
Ein "Heimatgefühl zum Lesen" ...

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Unser Naturjuwel - der Großglockner

Heimatroman: Für immer dein ... - 6.und letztes Kapitel

"Nur weg von hier", dachte ich
und riss die Tür auf, um hinauszustürzen.
Ich lief und lief und wusste eigentlich gar nicht,
wohin mich meine Füße trugen.
Meine Augen waren blind vor Tränen.
In meinem Kopf pochte es unaufhaltsam, mein Erzeuger,
der Tote, mein Erzeuger.
"So etwas Verrücktes", dachte ich, dann hielt ich spontan
inne und dachte: "Ich muss zurück. Ich muss Vater beistehen,
wenn Mutter so im Fieber redet,
denn auch er wird es nicht verstehen."
Schon machte ich kehrt und eilig ging ich den Weg zurück.

Vorsichtig öffnete ich die Tür zur Diele und trat ein.
Dort beim Tisch saß der Vater in gebeugter Haltung.
Den Kopf hatte er in seine Hände vergraben.
"Wie ein gefällter Baum", 
ging es mir durch den Kopf
und reglos und hilflos blieb ich stehen.
Da hob der Vater den Kopf
und schaute mich mit sorgenvollen Augen
an und sagte: Komm her zu mir, mein Kind", 
und streckte mir die Hände entgegen.
Dann sprach er:
"Der Pfarrer ist jetzt bei Mutter, um ihr beizustehen."
Aus mir brach es heraus: "Mutter redet so wirres Zeug, 
ich will es nicht mehr hören.
Die ganze Betonung lag in dem kleinen Wort "WILL"
und ich flüchtete in die geborgenen Armen meines Vaters.
"Marlene, mein Kind, ich wünschte,
ich könnte dir deinen ganzen Schmerz nehmen." 
So aufgewühlt, wie ich war,
hörte ich dann die Worte meines Vaters:
"Dieser Tag wird deiner Mutter das Herz brechen
und ich werde die Frau verlieren, die ich über alles liebe."

Weiter sprach er
und seine Hand streichelte mir gedankenverloren
über das Haar: "Ich lernte Mutter erst später kennen.
Im Dorf war sie mir schon längere Zeit aufgefallen;
aber ich sah ich sie nie in Begleitung eines Mannes.
Sie kam aus der Ferne in unser Gebirgsdorf
und arbeitete als Floristin in dem kleinen Blumenladen.
Wie oft zuvor, hoffte ich, sie zu treffen!
Es war Zufall, dass ich mich an diesem Tag
in ihrer  Nähe aufhielt
und Zeuge einer hässlichen Szene wurde. 
Die alten Dorftratschen  
zeigten mit den Fingern auf unsere Mutter
und sagten, dass so eine mit Bauch,
die nicht verheiratet ist,
nicht in unsere "Dorfgemeinschaft" passen würde.
Weißt du mein Kind, 
das war damals, für die jungen Frauen 
schon eine Schande ein uneheliches Kind zu erwarten,
und NICHT für all die werdenden Väter,
denn die tragen nicht den Hinweis für alle sichtbar zu lesen:  
werde unehelicher Vater.

Auch ich sah dann die Wölbung ihres Leibes
und ging wortlos zu deiner Mutter.
Ich nahm ihr die Einkaufstasche aus der Hand 
und sagte: "Ich werde dich heimbegleiten."
Beim Vorbeigehen an den Alten sagte ich spontan:
"Wer sagt denn, dass das Kind keinen Vater hat?"
Sie starrten uns sprachlos hinterher.  
"Oh, Vater", flüsterte ich verhalten. "Ich habe dich so lieb."
Der Vater räusperte sich und sagte:
"An diesem Tag habe ich das einzige Richtige getan.
Dank meiner Eltern und Vorfahren
waren wir schon immer angesehene Leute;
auch achtete man uns aufgrund des Reichtums.
Nun, wie gesagt, begleitete ich Mutter an diesem Tag
heim und beim Abschied sagte ich:
"Wir werden uns bald schon wiedersehen
und dann werde ich dich bitten, meine Frau zu werden."

Und so geschah es auch
und ich holte euch beide heim, in dieses Haus,
denn ihr seid mir das Liebste auf der Welt;
selbst meine Mutter, die Altbäuerin
war ganz vernarrt in euch beide,
insbesondere dann in dich;
wie du es selber erfahren dürftest.
Die Leute im Dorf schwiegen,
konnte ich ihnen doch glaubhaft machen,
dein Vater zu sein, mein Rehlein.
Dann sagte er gedankenverloren:
"Sind wir heroben in dem Urgestein der Berge
doch heute vielleicht noch genauso konservativ
wie vor zwanzig Jahren."

Die Stubentür öffnete sich und der Herr Pfarrer
trat heraus.
Der Vater begleitete ihn in die geräumige Wohnküche
und lud ihn zu einer Jausen, einer herzhaften Brotzeit ein.
Ich aber huschte ins Zimmer zur Mutter
und ergriff ihre Hände, die bleich auf der Bettdecke lagen.
Kraftlos und doch ruhig sprach sie:
"Marlene, mein geliebtes Kind,
es tut mir so unendlich leid,
dass ich dich mit meinen Worten so verwirrt habe.
Du sollst aber auch wissen,
dass ich Vater in all den vergangenen, gemeinsamen Jahren  
lieben gelernt habe.
Eine Liebe, so verlässlich und stark,
wie ich sie dir, mein Kind als Mutter,
für dein weiteres Leben nur wünschen kann.

Ein Lächeln lag um ihre Lippen, als sie den Kopf neigte
und von uns ging.

Am nächsten Tag ging Vater schon zeitig aus dem Haus
mit den Worten: "ich habe in Salzburg etwas zu erledigen."
Dort ließ er sich das Schmuckstück des Toten aushändigen.
Der Mutter legte er das Kettchen
mit dem Anhänger in Herzform
in die wie zum Gebet gefalteten Hände.
Mein Herz war erfüllt von Liebe zu meinem Vater.
"Er ist mein Vater", dachte ich
und wird es immer für mich bleiben.

So fand das goldene Herz zu meiner Mutter;
jahrelang verborgen in eisiger Kälte des Gletschers,
um dann in der kühlen Erde in Heiligenblut
wieder begraben zu werden.

Zum Begräbnis der Mutter
war das ganze Dorf auf den Beinen.
Schmerzerfüllt ging ich mit Vater blind vor Tränen
hinter dem Sarg meiner Mutter her.
Aus langstieligen roten Rosen
und grünem Buchsbaum hatte ich Mutter tags zuvor,
als letzten Gruß, einen Kranz in Herzform gebunden,
den ich am Grab auf den Sarg meiner Mutter legte.
Dann wurde der Sarg hinunter in das Erdloch
langsam versenkt und ich flüsterte:
"Mutter, ich danke dir für all deine Liebe -
Ruhe in Frieden!"

Vater und ich mussten so viele Hände drücken
und Beileidswünsche entgegennehmen.
Doch ganz zum Schluss
löste sich eine Gestalt von der Friedhofsmauer
und kam unsicher auf uns zu. 
Unsere Blicke trafen sich und ich sagte dann fragend
und mit unsicheren Worten: "Bastian, mein Bastian, 
heute bist du endlich gekommen.
Zurück aus der Ferne,
um mir im Schmerz beizustehen:"
"Ich habe es in der Zeitung gelesen,
auch erreichte mich telefonisch meiner Schwester Klara",
sagte er dann, und nahm mich einfach in seine starken Arme.
Dann hakte er sich bei mir ein und gemeinsam mit Vater
verließen wir den Friedhof von Heiligenblut.

Ergriffen sagte Vater dann: 
"In den Grabstein werde ich die Worte:
"Auf Wiedersehen - leb wohl mein Herz", 
eingravieren lassen.
Wir werden uns schon bald wiedersehen,
so wenige Worte", dachte ich. 
Ein Satz, wie in meinem Fall vor Jahren
von meinem Vater  an meine Mutter gerichtet, 
entschied über mein und Mutters ganzes Leben.

Denn diese Worte gaben mir ein Zuhause
mit Mutter und Vater und Großmutter.

Hildegard Stauder

PS. Die frei erfundene Handlung "Meines Heimatromanes"
spielt im Hochtal, zu Fuße des markanten Gipfel des Großglockners;
der einst mächtigen, beeindruckenden, eiszeitlicher Gletscherzunge;
wo die Schmelze unaufhaltsam seit Jahrzehnten begonnen hat.

Eine dramatische Entwicklung des globalen Klimawandels -
unserer Zeit ...

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