Gemeinsame Hilfsaktion für herzkranken Berufsschüler
Neun Operationen hat Andreas, 18, bereits hinter sich. Und dann drohte er auch noch aus gesundheitlichen Gründen an der Lehrabschlussprüfung zu scheitern.
VILLACH (kofi). Andreas Schaller-Anderwald hat kein einfaches Leben: Wegen eines Herzfehlers wurde der 18-Jährige aus Pobersach in der Gemeinde Paternion bereits neun Mal operiert. Dennoch kämpft sich der junge Mann durch eine Lehre als Metall- und Maschinenbautechniker. Mit Erfolg: "Er ist ein ehrgeiziger und talentierter Schüler", sagt Josef Stocker, Direktor der Berufsschule in Villach.
Herzschrittmacher
Knapp vor Weihnachten musste Andreas aber ein Herzschrittmacher eingesetzt werden. Zu niedrig war sein Puls, zu groß waren die Herzaussetzer während des Schlafes. Problem: Mit dem Schrittmacher muss Andreas starke elektromagnetische Felder meiden. Und genau so eines gibt es beim Schweißen – einem fixen Bestandteil seines Lehrplanes. Was tun?
Gemeinsames Ziel
"Im dritten Lehrjahr aussteigen und mit einem neuen Beruf beginnen? Das war keine Option", gab sich Andreas von Anfang an kämpferisch. "Die Situation war schwierig", sagt Direktor Stocker: "In seinem Beruf kann Andreas künftig auch ohne Schweißen tätig sein, aber den Lehrabschluss hätte er so nicht geschafft." So einen Fall hatte es in Kärnten noch nie gegeben.
Risiko wurde geklärt
Stocker setzte alle Hebel in Bewegung. Schließlich mussten Schule, Landesschulrat, Landes-Schulabteilung, Arbeitsinspektorat, AUVA, das Berufsförderungsinstitut (es ermöglichte Andreas mit der Ausbildungsstätte GPS in St. Magdalen die Lehrstelle) und das Arbeitsmarktservice zusammenarbeiten.
Gemeinsam ließ man Andreas' Ausbildungsstätten von A bis Z auf Risiken und die rechtlichen Rahmenbedingungen abklären. "Wir wussten ja nicht, wo – neben dem Schweißen – noch Gefahr drohte", sagt Landesschulinspektor Herbert Torta.
Schweißen war tabu
Nach der wochenlangen Detail-Analyse stand fest: Nur das Schweißen war für Andreas tabu. Und dafür fand Direktor Stocker schließlich im Alleingang einen Lösung: Schweiß-Simulatoren! "Ich fand so ein Gerät bei der Firma Zultner und nach einigen Verhandlungen stellte sie uns dankenswerterweiso so einen Computer zur Verfügung."
Darauf kann Andreas nun alle Schweißarbeiten simulieren, ohne sich dem Risiko eines elektromagnetischen Feldes auszusetzen. "Das Gerät funktioniert hervorragend", sagt er. Landesschulinspektor Torta segnete diesen Umweg gerne ab. "Wenn Piloten das Fliegen an Simulatoren erlernen können, dann muss das auch für das Schweißen gelten", sagt er.
Abschlussprüfung
Im März 2018 wird Andreas also doch noch seine Lehre beenden können – inklusive Schweißer-Teilprüfung. Dass er danach seinen Weg in der Arbeitswelt machen wird, daran zweifelt niemand, der den jungen Mann kennt.
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