Josef Nageler: "Im Tourismus braucht es ein besseres Image"

Im WOCHE-Interview erzählt Josef Nageler vom Mann hinter dem Unternehmer
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VILLACH (aju). Josef Nageler ist ein wahrer Allrounder. Als Chef des Parkhotels und der Schifffahrt am Ossiacher See hat er täglich zahlreiche Aufgaben zu bewältigen. Doch wer hinter dem Unternehmer steht, erzählt er im WOCHE-Interview.

WOCHE: Als Sie heute aufgestanden sind, was haben Sie als erstes gemacht?
JOSEF NAGELER: Wasser getrunken, noch bin ich zwar nicht auf zwei Liter aber mit dem Tee gemeinsam habe ich sicher schon 1,5 Liter jetzt um 11 Uhr.

Wie sieht der typische Tagesablauf aus?

Nach dem Wasser trinken frühstücken, ins Badezimmer und sich frisch machen und dann fahre ich ins Büro. Da arbeite ich dann die wichtigen Dinge ab und am späten Abend sind dann meistens Veranstaltungen im Parkcafè oder eben bei der Schifffahrt am Plan. Je nach Veranstaltung dauern die bis zehn oder zwölf am Abend. Dann komme ich nach Hause und entspanne noch ein wenig bevor es dann gegen eins oder halb zwei ins Bett geht. Dann läutet um sieben Uhr früh wieder der Wecker. Und das sechs Tage in der Woche. Ein Tag gehört dann schon der Familie, wobei wenn wir sonntags dann Veranstaltungen haben fällt auch dieser ins Wasser und das schon seit 42 Jahren.

Wie wichtig ist da die Familie im Hintergrund?
Die Familie ist sehr wichtig, weil sie das eben mitträgt und mittragen muss. Sie haben sich mittlerweile schon daran gewöhnt aber man muss sich immer wieder neu organisieren damit Familie, Beruf und ehrenamtliches Engagement sich in der Waage halten. Da versuche ich den Ausgleich immer wieder zu schaffen aber das ist natürlich auch hin und wieder schwierig.

Wo würden Sie gerne einmal Boot fahren außer am Ossiacher See oder der Drau?
Auf der Elbe in Hamburg. Weil ich dort letztes Jahr zu Besuch war und mich Flüsse mehr interessieren als eine Meeresüberquerung also Rhein, Wolga u.s.w. das würde ich schon gerne einmal besichtigen. Ich brauche die Abwechslung mit dem Land in der Nähe. In dem Fall würde ich das auch als Passagier gerne einmal machen anstatt als Kapitän. Klar informiert man sich aber jedes Schiff ist anders. Es ist unmöglich auch wenn man die rechtliche Genehmigung hat, dass man jedes Schiff steuern kann. Deshalb wäre ich lieber Passagier. Am eigenen Schiff ist es auch einmal ein Genuss wenn man selbst mal am Oberdeck sitzt mit einem Eiskaffee und die eigene Schifffahrt aus Sicht eines Gastes erlebt. Diese Härte muss man haben. Es fällt mir natürlich nicht leicht weil ich immer wieder Sachen beobachte wo ich eingreifen will. Aber man muss auch einmal Gast sein. Ich gehe aber als Gast am eigenen Schiff auch durch ein Wellental, weil man die internen Dinge kennt.

Sie sind ja der erste Präsident des Lions Club Villach, außer dem Gründungspräsident, der bereits zwei Jahre im Amt ist. Warum?
Üblicherweise ist man für ein Jahr Clubpräsident. Der Vizepräsident ist ausgefallen und ich wurde gebeten, noch ein zweites Jahr dieses Amt zu übernehmen. Um den Veränderungsprozess im Club abzuschließen habe ich mich entschlossen, das noch einmal zu machen. Meine Aufgaben liegen hier eher in der Motivation und der langfristigen Veränderung. Das macht das Vereinsleben aus. Der Lions Club ist zudem noch sehr heterogen. Wenn ich einen Sportverein hernehme, haben alle das gleiche Interesse. Beim Lions Club sind die Personen die dabei sind ja in den verschiedensten Berufszweigen tätig und das muss man erst einmal alles unter einen Hut bekommen.

Was zeichnet Sie als Chef aus und was erwarten Sie in der heutigen Zeit von einem Mitarbeiter?
Ich habe fast 50 Mitarbeiter und da sind auch unterschiedlichste Interessen vertreten. Das muss man auch in einem Unternehmen unter einen Hut bringen. Der Lohn ist auch nicht immer alles. Man muss auch auf gewisse Wünsche eingehen ob Krankheitsfälle oder wenn jemand nicht am Abend arbeiten will und vieles mehr. Darauf muss man achten, sonst verliert man eben diese Mitarbeiter.

Gab es schon einmal lustige Episoden beim Einstellungsgespräch?
Nein, derjenige will ja dir immer gefallen. Es sind nicht alle so aber es gibt viele Fälle die natürlich nur kommen um sich den Stempel zu holen. Nach dem Bewerbungsgespräch ist eher die Frage ob er danach kommt oder nicht. Wir haben vier Lehrberufe: Büro, Binnenschiffer, Servicekraft und Küche. Für das Büro, wenn man eine Ausschreibung macht, hat man binnen zehn Tagen 30 Bewerbungen mit Klarsichthülle, sauber und geordnet. Beim Binnenschiffer wartet man sechs Monate bis sich überhaupt jemand meldet für eine Kapitänslaufbahn. Für die Lehre zur Servicekraft warten wir circa zwei Monate und beim Koch wartet man ewig. Deshalb kann man oft einfach auch nicht aussuchen. Deshalb haben wir uns auch später schon von Lehrlingen trennen müssen. Und das obwohl der Koch eigentlich schon als sexy Beruf durch die Medien geht. In Österreich als Top-Tourismusland fehlt einfach die Wertschätzung für die Mitarbeiter im Tourismus, die ist unter jeder Kritik. Diese Mitarbeiter müssen mehrere Sprachen beherrschen, müssen perfekt im Service sein, Psychologen beim Kunden und im eigenen Betrieb und dann wird er als minderwertig abgestempelt. Wenn einer Käse-, oder Weinsommelier ist, Bier ausschenken kann und so weiter ist derjenige eine Top-Ausgebildete Arbeitskraft und dann heißt es oft: Du arbeitest ja nur im Gastgewerbe. Das Image müsste einfach anders werden. Der Impuls dazu muss aber von der Politik kommen. Die Dienstleistungsbranche muss viel höher bewertet werden. Die Industrie bei uns hat einen viel zu großen Stellenwert. Hier kann man auch höhere Löhne zahlen weil eben in einem Fabrik nur wenige Menschen arbeiten. Wir müssten oft mehr Leute einstellen aber man kann das oft nicht, weil die Lohnnebenkosten so hoch sind. Wir sind derzeit schon bei rund 50 Prozent Lohnnebenkosten und das ist nicht finanzierbar. Hereinbekommen kann man das dann nur über den Kunden und dann wundert man sich, dass der Kaffee so teuer ist. Aber es geht einfach oft nicht anders.

Wann ist Ihr Handy leise?
Beim Arzt, in der Kirche wenn wir im Urlaub eine Kirche besuchen oder wenn wir ein Meeting haben. In der Nacht ist es nicht lautlos, weil wenn wir Hochwasser auf der Drau haben, müssen wir unser Boot in Sicherheit bringen. Da werden wir vorher gewarnt und dann haben wir circa drei Stunden Zeit um es in den Hafen am Gailspitz zu bringen. Zusätzlich haben wir immer Veranstaltungen die bis in die Nacht gehen und da muss man erreichbar sein. Zudem wenn ein Einbruch ist, das passiert uns ein bis zwei Mal pro Jahr, muss ich auch erreichbar sein. Letzte Jahr wurde insgesamt sechs Mal eingebrochen von einem Ex-Mitarbeiter. Meistens wird eingebrochen wo nur Zigaretten mitgenommen werden, wir hatten aber auch schon schwere Sachbeschädigungen oder einen betrunkenen Einbrecher der noch am Schiff war als wir ankamen. Die Einbrüche werden nicht mehr, aber intensiver. Einen effektiven Schutz zu machen ist natürlich schwierig. Es ist noch immer so, dass wir kein Geld im Betrieb haben also ist auch nichts zu holen aber es wird trotzdem versucht.

Nennen Sie drei Adjektive, die Sie beschreiben.
Da müsste man meine Frau fragen.

Das Lieblingsfach in der Schule?
Geografie und Geschichte. Zweiteres ist nach wie vor eine Leidenschaft von mir.

Wo würden Sie in Kärnten urlauben?
Im Lavanttal. Dort sind die Berge noch nicht so hoch und der Obstanbau gefällt mir, die Witterung ist noch um eine Spur konstanter und deshalb wäre es das Lavanttal.

Wo geht die nächste Reise hin?
Die ist derzeit noch nicht in Sicht. Aber das ist ganz verschieden. Von Städteurlaub über eine Woche Badeurlaub ist alles dabei. Aber meistens ist das immer im Winter und da müssen wir schon weiter weg fliegen. Es gibt aber keinen großen Urlaub sondern viele kleine.

Was ist Ihr Laster?
Manchmal bin ich zu tolerant aber das ist jetzt kein Laster. Ich rauche nicht, ich trinke nicht… zu wenig Sport vielleicht.

Welche Entscheidung würden Sie - wenn Sie könnten - heute anders treffen als in der Vergangenheit?
Im Prinzip nichts. Es gibt immer wieder Dinge wo man sagt man müsste etwas ändern, aber wenn man es auf den Punkt bringt und mit dem damaligen Wissen die Entscheidung noch einmal treffen müsste, würde ich wieder gleich entscheiden.

Mit wem - egal ob bereits gestorben oder noch lebendig - würden Sie gerne einmal zu Abend essen?
Mit meiner Frau.

Helfen Sie im Haushalt mit?
Ja. Zu wenig sagt meine Frau zwar immer aber ich helfe mit (lacht).

Welches Buch lesen Sie gerade?

Ich bin ein Fan von Richard David Brecht. Sein neues Buch liegt am Nachtkästchen.

Was ist für Sie Luxus?
Einfach nichts zu tun wäre für mich Luxus, weil ich es nicht gewohnt bin. Dieser Müsiggang gedankenfrei irgendwo zu sitzen und sich selbst das Abschalten zu erlauben wäre für mich Luxus. Das kann man als Unternehmer natürlich nicht.

________________________________________
Zur Person

  • Name: Josef Nageler
  • Geburtstag: 24. September 1960
  • Heimat- und Wohnort: Villach
  • Familie: verheiratet, hat zwei Töchter (Stefanie und Leonie)
  • Beruf: Allrounder, alles was mit Tourismus zu tun hat. Nageler ist Chef des Parkhotels in Villach und betreibt die Ossiacher See Schifffahrt. Zusätzlich ist er Präsident des Lions Clubs Villach.
  • Hobbies: Wandern, Lesen
  • Vorbilder: "Ich hatte nie Vorbilder. Ich will niemandem Nachlaufen. Natürlich gibt es Menschen oder Charakterzüge die mich beeindrucken. Zum Beispiel wenn ich mir den Lebenslauf von Tina Turner ansehe habe ich schon sehr viel Respekt vor diesem Lebenswandel."
  • Lieblingsplatz: Hauptsache in der freien Natur

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  • Steak oder Spinatlasagne? Spinatlasagne
  • Wein oder Hollunderwasser? Wein
  • Strand oder Berg? Strand
  • Schlager oder Heavy Metal? Schlager
  • Buch oder Ipad? Buch
  • Theater oder Kino? Theater
  • Turnschuhe oder Flip Flops? Turnschuhe
  • Hemd oder Trainingsanzug? Hemd
  • Auto oder Fahrrad? Auto
  • Campingplatz oder Hotel? Hotel
  • Hund oder Katze? Hund
  • Whats App oder Telefonat? Whats App
  • Fleisch oder Fisch? Fisch
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