Mobbing-Vorwurf in Villacher Schule
Villacher Mutter hält ihren 13-jährigen Sohn für Mobbing-Opfer. Seine Schule sieht das anders.
VILLACH (aw). Das Schuljahr geht dem Ende zu. Für viele Schüler beginnt damit die ersehnte Freizeit, Schluss mit Hausaufgaben und Prüfungen. Für den Villacher Lukas-John Ulbing ist es weit mehr. Für ihn ist es eine Pause von täglichen Schikanen. Der 13-Jährige wird in der Schule "gemobbt".
Krank wegen Mobbing
Die letzten Monate verlässt Lukas-John sein Zimmer nur noch selten. Starke Bauchschmerzen quälen ihn, Kopfschmerzen, Selbstzweifel. Zur Schule, der NMS Auen, mag er schon lange nicht mehr.
Ein Attest der Ärzte liegt der Schule bereits vor. " (...) Bauchschmerzen aufgrund Mobbingsituation in der Schule" heißt es darin. "Als ob es ein Attest brauchen würde", sagt seine Mutter Bernadette und schüttelt den Kopf. "Die Lehrer, Schüler, Ärzte, sogar die Kija weiß Bescheid." Die Kija ist die Kinder und Jugendanwaltschaft.
Meidet soziale Kontakte
Angefangen hätte es vor gut einem Jahr, erzählt Lukas-John schüchtern. Er spricht von zerrissenen Kleidungsstücken, Demütigungen, Beleidigungen. Der 13-Jährige wirkt zurückhaltend, möchte am liebsten in seinem Zimmer bleiben. Ablenkung findet er im Computer-Spiel. Sport hingegen sei nicht das "Richtige" für ihn. Zu oft habe man sich über seine Figur lustig gemacht, erklärt seine Mutter. "Dick und noch schlimmer" beschimpft.
Die Demütigungen aufgrund des Gewichts seien das eine, "aber er wird ja auch fertig gemacht, weil ich im Rollstuhl sitze", erzählt Ulbing, die im fortgeschrittenen Stadium an MS erkrankt ist. "Er hat doch nur mich, wie soll er das denn verkraften?"
Familiäre Situation
Ulbings Vater starb, als er sechs Wochen alt war. Bei seiner Mutter wurde Jahre später "Multiple Sklerose" diagnostiziert, der Krankheitsverlauf ist aggressiv. "Ich bin im Endstadium", sagt Ulbing und lässt ihren Blick schweifen. "Ich kann damit umgehen, aber wie soll man das von einem 13-Jährigen verlangen?", fragt sie und sagt: "Und dann dafür fertig gemacht werden, das hat keiner verdient ..."
Probleme sind andere
Die Schule sieht den Sachverhalt anders. Die familiäre Situation des Schülers sei "schwierig", man habe seitens des Lehrkörpers "alle Hebel in Bewegung gesetzt, hier zu helfen und unterstützend zur Seite zu stehen", sagt Schuldirektor Michael Heber. Neben einem Betreuer vom Jugendamt stünde dem Jugendlichen geschultes Lehrpersonal zur Seite, so Heber. "Helfer-Konferenzen" seien laut dem Direktor abgehalten worden. "Die Frage ist ja auch, wo Mobbing beginnt und was noch zu einer Auseinandersetzung zwischen Jugendlichen zählt", sagt Heber und betont: "Wir nehmen Mobbing sehr ernst. Das ist nichts, was unter den Teppich gekehrt wird." Auch die Kija, so Heber, hätte keine weiteren Schritte unternommen, "auch weil es in diesem Fall nicht um Mobbing geht". Von einem Schulwechsel halte er "wenig", "ich glaube nicht, dass Lukas-John einen ähnlich großen Zusammenhalt in der Klasse woanders erleben würde."
Seiten verhärtet
Eine Aussage, die Ulbing den Kopf schütteln lässt. "Das stimmt doch nicht. Ich habe sogar wörtlich zu hören bekommen, dass ein Kind eine gesunde Mutter bräuchte."
Wie geht es weiter?
Wie es weitergeht, ist unklar. Ein Schulwechsel wird von beiden Seiten abgelehnt. Lukas-John freut sich jetzt erst einmal auf den Sommer. Auch wenn seine Noten, sagt er, keine große Pause zulassen würden.
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