Gesundheit
Der Keuchhusten ist wieder zurück
Die Zahl der gemeldeten Krankheitsfälle im Bezirk Vöcklabruck hat sich seit dem Vorjahr mehr als vervierfacht.
BEZIRK VÖCKLABRUCK (csw). Bis jetzt wurden heuer 56 Fälle von Keuchhusten (Pertussis) bei der Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck gemeldet. "2018 waren es 12", sagt Bezirkshauptmann Martin Geschwandtner. Die Erkrankung nehme in ganz Oberösterreich und auch Salzburg zu.
Darauf wurde in der Vorwoche auch die Oberhofener Bürgermeisterin Elisabeth Höllwarth-Kaiser aufmerksam. "Eine besorgte Mutter hat sich bei mir erkundigt, ob es mehr Keuchhusten-Fälle gibt", erzählt sie. "Ich war ganz erstaunt, ich dachte, das gibt's nicht mehr." Da ein Arzt die steigenden Fallzahlen bestätigte, informiert Höllwarth-Kaiser die Bürger nun in einer amtlichen Mitteilung, die nächste Woche verteilt wird. Darin finden sich wichtige Fakten über die meldepflichtige Krankheit. "Ich will die Leute sensibilisieren, damit sie ihre Impfpässe kontrollieren", so die Bürgermeisterin. Keinesfalls wolle sie Panik auslösen.
Husten bis zum Erbrechen
Keuchhusten ist eine hochansteckende Krankheit, die durch das Bakterium Bordetella pertussis ausgelöst wird. Betroffen sind vor allem Kinder und Jugendliche, in letzter Zeit jedoch auch häufig Erwachsene, deren Impfschutz nicht regelmäßig aufgefrischt wird. Die Übertagung erfolgt über Tröpfchen beim Husten, Niesen und Sprechen. Die Erkrankung beginnt mit grippeähnlichen Symptomen wie Husten, Schnupfen und leichtem Fieber. In Phase zwei kommt es zu schweren Hustenanfällen mit Erbrechen von zähem, glasigem Schleim – bis zu sechs Wochen lang.
"Wirklich gefährdet sind Säuglinge", erklärt Aneta Schwarzgruber, Amtsärztin beim Landessanitätsdienst. In den ersten Lebensmonaten könne es zu Erstickungsanfällen und Atemstillständen kommen. Weitere schwerwiegende Komplikationen sind Lungenentzündung und Krampfanfälle. Rund ein Prozent der erkrankten Säuglinge stirbt. "Darum ist es wichtig, Kinder nach vollendetem zweiten Lebensmonat zu impfen", sagt Schwarzgruber. Auch Geschwister, Eltern, Großeltern und Tanten– also alle, die mit dem Kind Kontakt haben – sollen geimpft sein.
In Oberösterreich ist der Keuchhusten seit 2018 auf dem Vormarsch. Waren es 2016 noch 152 Fälle, so waren es im Vorjahr bereits 341. Heuer wurden bis jetzt bereits 276 Betroffene gemeldet. Gründe dafür sind Impfmüdigkeit, verstärkte Reisetätigkeit aber auch verbesserte Diagnostik.
Nicht lebenslang immun
"Die Krankheit ist schwer zu eliminieren", sagt Schwarzgruber. Auch wer geimpft ist oder Keuchhusten hatte, sei nicht lebenslang immun. "Wenn die Diagnose rechtzeitig gestellt wird, ist die Krankheit gut mit Antibiotika behandelbar", sagt die die Amtsärztin. "Je früher ein Abstrich gemacht wird, umso besser."
ZUR SACHE
Die Impfung gegen Keuchhusten wird vom Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz für alle Altersgruppen empfohlen.
Todesfälle treten vor allem im ersten Lebensjahr auf. Darum sollte die Impfung so früh wie möglich ab dem dritten Lebensmonat verabreicht werden. Sie ist im Rahmen der 6-fach-Impfung kostenlos.
Empfohlen wird die Impfung auch in der Schwangerschaft. Damit ist das Kind in den ersten Lebensmonaten geschützt.
Eine Auffrischung ist alle zehn Jahre erforderlich (nach dem 60. Lebensjahr alle fünf Jahre).
Die Diagnose erfolgt anhand der typischen Symptome. Im Anfangsstadium können die Erreger mittels Abstrich im Rachennasensekret nachgewiesen werden. Ab dem Krampfstadium sind erregerspezifische Antikörper im Blut zu finden.
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