Häusliche Gewalt
Opferschutz funktioniert im Bezirk vorbildlich

Bei häuslicher Gewalt sind rund 90 Prozent der Täter männlich und 80 Prozent der Opfer weiblich.  | Foto: Dan Race/Fotolia
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  • Bei häuslicher Gewalt sind rund 90 Prozent der Täter männlich und 80 Prozent der Opfer weiblich.
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BEZIRK (rab). Die Scheidung ist bereits eingereicht, dennoch fährt das Ehepaar gemeinsam mit den Kindern einkaufen. Am Heimweg zückt der Mann plötzlich ein zuvor gekauftes Küchenmesser und hält es der Frau an den Hals. Damit will er erzwingen, dass sie die Scheidung zurückzieht.

Passiert ist dies nicht in einem Fernsehkrimi, sondern vor zwei Wochen in Attnang-Puchheim. "Für Männer mit geringem Selbstwertgefühl ist eine Trennung alternativlos. Sie können den Konflikt nicht verarbeiten und werden gewalttätig", nennt Michael Eichinger mögliche Gründe für so eine Tat. Der Gewaltpädagoge ist am Bezirkspolizeikommando für Kriminalprävention zuständig und hat seine Masterarbeit zum Thema häusliche Gewalt bereits als Buch veröffentlicht. Zuletzt arbeitete er in der Task Force unter Staatssekretärin Karoline Edtstadler mit.

"In drei Hochrisikofällen konnten wir im vergangenen Jahr so verhindern, dass es zu gröberen Verbrechen kommt." – Michael Eichinger

"Unsere Vorsätze sind, dass Hochrisikofälle identifiziert und in Fallkonferenzen mit allen Institutionen besprochen werden", berichtet der Polizist. Allerdings sollen die Fallkonferenzen nicht wie im Wiener Probebetrieb Monate im vo-raus geplant werden, sondern zeitnah stattfinden. "Im Bezirk Vöcklabruck funktioniert die Zusammenarbeit zwischen den Institutionen bereits sehr gut", ist Eichinger stolz. "In drei Hochrisikofällen konnten wir im vergangenen Jahr so verhindern, dass es zu gröberen Verbrechen kommt."

Männerberatung gefordert

So trifft sich regelmäßig eine Koordinationsgruppe, der unter anderem Vertreter der Polizei, der Sicherheitsbehörde, der Staatsanwaltschaft, des Bezirksgerichts, des Frauenhauses und des Kinderschutzzentrums angehören. Eben diese Gruppe ist es auch, die bereits 2015 einen Ausbau der Männerberatung gefordert hat. Spricht die Polizei ein Betretungsverbot aus, kann sie den Gefährder seit 2016 zu einem Aufklärungsgespräch verpflichten.

Drei Monate Wartezeit

Zeigt der Mann Reue und möchte sein Verhalten ändern, muss er jedoch zwei bis drei Monate auf einen Termin bei der Beratungsstelle der Diözese warten. "Nach der Tat kommt als erstes die Reuephase", weiß der Gewaltpädagoge. "Dann nähert sich der Täter langsam wieder an und es kommt oft zur Versöhnung." Konnte der Täter bis dahin nicht an seinem Verhalten arbeiten, dreht sich die Gewaltspirale immer schneller.

"Investiert man nur zehn Prozent davon in eine Männerberatung, könnte man 20 Prozent der Gewalttaten verhindern." - Michael Eichinger

"Häusliche Gewalt verursacht alleine im Bezirk Vöcklabruck rund 1,3 bis 1,4 Millionen Euro an direkten Kosten", schätzt der Polizist. "Investiert man nur zehn Prozent davon in eine Männerberatung, könnte man 20 Prozent der Gewalttaten verhindern." Zudem kann er sich auch vorstellen, dass die Männer selbst einen Teil der Beratungskosten übernehmen müssen: "Bei den Führerscheinnachschulungen funktioniert das bereits sehr gut."

Zur Sache

80 Betretungsverbote wurden im Jahr 2018 im Bezirk Vöcklabruck ausgesprochen.
Fünf Jahre zuvor waren es noch 61. Dieser Anstieg sei entgegen dem österreichischen Trend, berichtet Polizist Michael Eichinger.
Den Grund für den Anstieg vermutet er darin, dass die Polizisten im Bezirk in diesem Bereich sensibilisiert seien.

Beratungsstellen

Beratungsstelle der Diözese Linz „beziehungleben.at“: Vöcklabruck, Pfarrhofgries 1, Terminvereinbarungen unter Tel. 0732/773676 möglich.
Frauenhaus Vöcklabruck: rund um die Uhr für Frauen unter Tel. 07672/22722 oder per E-Mail an office@frauenhaus-voecklabruck.at erreichbar.
Impuls Kinderschutzzentrum/Familienberatung: Vöcklabruck, Stelzhamerstraße 17, Tel. 07672/27775, impuls@sozialzentrum.org.

Bei häuslicher Gewalt sind rund 90 Prozent der Täter männlich und 80 Prozent der Opfer weiblich.  | Foto: Dan Race/Fotolia
Michael Eichinger, Gewaltpädagoge am Bezirkspolizeikommando Vöcklabruck, ist stolz auf die gute Zusammenarbeit im Bezirk.
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