"Konsumenten als Verbündete gewinnen"
Milchbauern klagen über niedrige Preise und wünschen sich Änderungen in der Förderpolitik.
BEZIRK (rab). "Ich bin erschüttert, dass Bauern nur 27 Cent für einen Liter Milch bekommen", betont der Karikaturist und Wahl-Steinbacher Gerhard Haderer. "Allein in Oberösterreich hören jedes Jahr 500 bis 600 Betriebe auf", berichtet auch Christine Pichler-Brix aus Steinbach, Obfrau der österreichischen Berg- und KleinbäuerInnen Vereinigung (ÖBV). Deshalb fertigten die beiden gemeinsam mit rund 50 Bauern aus der Umgebung fünf lebensgroße Kühe aus Sperrholzplatten an, denen sichtlich die Luft ausgeht.
Bereits beim Raderlebnistag im Juni sorgten die Kühe in Steinbach für großes Interesse an der problematischen Situation der heimischen Milchbauern. Nun sollen sie vor der Bandlkramerey in Seewalchen darauf aufmerksam machen. "Hier werden sie von vielen Menschen gesehen. Zudem sitzen wir Klein- und Mittelbetriebe mit den Bauern in einem Boot", meint Inhaberin Gexi Tostmann. "Uns geht es in erster Linie darum, die Konsumenten als Verbündete zu gewinnen", erklärt Toni Refenner die Idee hinter der Aktion.
170 Prozent des Bedarfes
Zu dem niedrigen Preis habe vor allem das Ende der Milchqoute beigetragen, meint Bäuerin Hildegard Bachler aus Pfaffing: "Seit die Quote im Jahr 2015 endgültig gefallen ist, produzieren wir in Österreich etwa 170 Prozent des Eigenbedarfs." Zudem sei es für den Konsumenten kaum noch nachvollziehbar, woher die Milch im Supermarkt kommt. Deshalb fordert die Kleinbäuerin unter anderem eine bessere Kennzeichnung der Produkte.
"Auch die Förderpolitik ist nicht mehr auf das Tierwohl und Arbeitserleichterungen ausgelegt, sondern nur noch auf Betriebserweiterungen", kritisiert Bachler. Deshalb setzt sich die ÖBV für höhere Förderungen für kleine Betriebe anstelle der bestehenden Investitionsförderungen ein. "Die größeren Betriebe sollen von dem leben können, was der Verkauf ihrer Produkte bringt", meint Chris-tine Pichler-Brix. Bezirksbauernkammer-Obmann Johann Schachl glaubt nicht, dass dies möglich ist: "Mit der kleinen Struktur in Österreich können wir mit den Weltmarktpreisen nicht mithalten."
Höhere Förderung für alle
So zähle in Österreich ein Hof mit 200 Kühen bereits zu den größeren Betrieben, während man etwa in Norddeutschland bis zu 1000 Tieren von einem Kleinbetrieb spreche. Deshalb setzt sich Schachl für eine regional höhere Förderung ein, die allen österreichischen Bauern das Überleben sichern soll. "Nur so können wir die typisch österreichische Struktur erhalten." Dies sei vor allem auch deshalb wichtig, weil die Bauern die Landschaft pflegen. "Ohne uns käme das sehr teuer", sind sich alle einig.
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