iEmmy-Gewinner
Von Griffen in die große Filmwelt
Der gebürtige Griffner Klaus Graf ist einer der erfolgreichsten Filmproduzenten Österreichs. Er erzählt uns, wie in Zeiten von Corona gedreht wurde, auf welche neuen Filme wir uns freuen können und warum er in Kärnten geblieben ist.
Das vergangene Jahr war auch für Graf Film eine große Herausforderung: „Anfang März waren gerade die Dreharbeiten für die Winter-Folge des Zürich-Krimis gestartet. Wir haben im Schweizer Unterengadin gedreht, das direkt neben der Lombardei liegt, dem ersten richtigen Hotspot in Italien. Nach zwei Wochen mussten wir abbrechen, das internationale Team fuhr nach Hause und am Montag folgte der Lockdown in Österreich“, erinnert sich Firmeninhaber Klaus Graf. Es mussten schwere unternehmerische Entscheidungen getroffen, die Verträge mit dem internationalen Team aufgelöst werden „zum Glück arbeitet meine Tochter Livia schon bei uns im Unternehmen. Sie ist Juristin mit Schwerpunkt Medienrecht und hat uns dabei stark unterstützen können“, erzählt Graf stolz und „wir waren die ersten in der Filmbranche, die Kurzarbeit angesucht und genehmigt bekommen haben“.
Nach Sexszenen in Quarantäne
Gemeinsam mit den österreichischen Branchenkollegen wurde ein „Comeback-Papier“ erarbeitet, das genau vorschreibt, wie in Coronazeiten am Set gearbeitet werden muss. So gibt es drei Zonen, in denen die verschiedenen Teams zusammenarbeiten, außerdem Tests, Maskenpflicht etc. „Am Set müssen alle Masken tragen und Abstand halten. Außer natürlich Schauspieler in Aktion. Bei unseren deutschen Produktionen müssen diese bei engem Kontakt, wie nach Schlägereien oder Sexszenen, sogar fünf Tage in Quarantäne“. Die Unterbringung erfolgt nicht wie üblich in Hotels, sondern in Appartements und auch das Catering bekam neue Maßstäbe. Für die Einhaltung der Maßnahmen wurden eigene Hygienebeauftragte angestellt, was enorme Mehrkosten verursachte, zwischen 80.000 und 100.000 Euro pro Film. „Aber mir war es extrem wichtig, dass wir arbeiten konnten. Ich bin stolz darauf, dass wir alles so konsequent durchgezogen haben, nichts passiert ist und wir vielen Menschen einen Job geben konnten!“, erklärt Graf.
Erfolgreich unterwegs
Sieben Filme wurden 2020 unter diesen Bedingungen abgedreht. Drei „Zürich-Krimis“, zwei Folgen der „Toten vom Bodensee“, „Jeanny, das 5. Mädchen“, eine Interpretation des Falco-Liedes, sowie „Rubikon“, ein Science Fiction-Drama. Zu sehen sind davon in nächster Zeit drei „Zürich-Krimis“ auf ARD/Das Erste – und zwar am 4., 11. und 18. Februar. „Ganz besonders freuen wir uns darüber, dass ‚Die Toten vom Bodensee – der Wegspuk‘ Mitte Jänner fast zehn Millionen Seher hatte – eine echte Sensation!“, so der Filmemacher, der verrät, dass es bald wieder einen Kärntner Landkrimi geben wird.
Bekennender Kärntner
Klaus Graf ist Vater zweier erwachsener Kinder und genießt die Coronazeit im schönen Kärnten: „Wir haben mit meiner Frau Margot, mit der ich seit 37 Jahren verheiratet bin, noch nie so viel Zeit miteinander verbracht, das war etwas Neues. Im Sommer am See und jetzt haben wir sogar zum Schneeschuhwandern begonnen.“ Der sympathische Familienmensch hat seinen Lebensmittelpunkt in Kärnten behalten: „Ich bin der einzige ‚Provinzler‘ unter Österreichs Filmproduzenten“, sagt Graf schmunzelnd und blickt vom Bürofenster auf den Alten Platz in Klagenfurt „aber in so einem schönen Land wie Kärnten zu leben, sehe ich als echtes Privileg.“
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