Von der (Knochen-)Kunst der Vergänglichkeit

Der 27-jährige Matthias Reinisch stellt seine Werke im Kunsthaus Köflach aus. | Foto: WOCHE
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In so mancher großelterlicher Stube hängen sie noch: Hirschgeweihe und Widderhörner. Einst galten die Jagdtrophäen als begehrte Sammlerstücke und Symbole für Heimat und Brauchtum, heute finden sie als Kunstobjekte wieder Einzug in die vier Wände. Matthias Reinisch fertigt aus Tierschädeln, -hörnern oder auch -geweihen Kunstobjekte. Ab Freitag, 3. November, sind die Exponate im Kunsthaus zu sehen.

Ein Zueinanderfinden

Von klein auf ist Reinisch an Kunst interessiert, eine Leidenschaft, die er mit seinem Vater teilte. Bald bemerken auch seine Zeichenlehrer sein Talent. Es ist vor allem die abstrakte Kunst, die den Köflacher stets begeisterte, weil sie, wie er sagt, nichts Endgültiges darstellt. Und so ist das für ihn auch mit dem Tod, der zentralen Thematik seiner eigenen Kunst. "Der Tod ist mehr ein Zueinanderfinden. Das Leben gehört gefeiert und der Tod geehrt", sagt er. Für Reinisch ist das Reden über die Vergänglichkeit wichtig, der Tod kein Tabu. Begründet sieht er dies auch in den unterschiedlichsten Religionen. "Der Mensch macht sich seit Anbeginn Gedanken darüber, was nach dem Leben geschieht. Jede Kultur geht damit anders um. Ob es ein Paradies ist oder die große Feier danach, die Vorstellung vom Jenseits hat seinen Reiz."
Mit Angst hat das für Reinisch aber wenig zu tun. Im Gegenteil: Die Vergänglichkeit spielt eine grundlegende Rolle in der Natur, und das spiegelt sich in der heimischen Tradition unter anderem durch Jagdtrophäen wider. Denn nicht nur Jäger nageln sich Geweihe und Co. an die Wände, und eine Perchtenmaske ist für viele nur mit Tierhörnern echt.
"Es gibt wohl nichts Ehrlicheres als die Natur. Die Unberührtheit und Freiheit – das schätzen auch die Jäger, die uns vorleben, wie wertvoll das Leben eines Tieres ist. Von ihnen wird kein Tier ohne entsprechenden Respekt erlegt", meint der 27-Jährige, der schon aufgrund seines Berufes als Koch immer mit Fleisch in Kontakt ist und gerade in diesem Umgang mit den Tieren ethische Prinzipien hochhält: "Was wäre schlimmer, als den Rest des Tieres, der nicht verarbeitet werden kann, einfach auf den Müll zu werfen?"

Im Stillen

Ob Kunst an und mit toten Tieren eine morbide Angelegenheit ist und wie weit Kunst gehen darf, kann und will Reinisch nicht beantworten. "Kunst ist ein weitgefächerter Begriff. Sofern Regeln nicht gebrochen werden, darf Kunst aber alles. Und vor allem darf Kunst entfesseln", sagt er. Obwohl die Knochenkunst sich noch im Stillen bewegt, zählen Künstler wie Gustav Bergfex, von dessen "Kult und Knochen" Reinisch sich inspirieren ließ, zu festen Bestandteilen der Szene; und auch der Handel mit Knochen ist zu einem echten Gewerbe geworden. Von einem solchen Knochenhändler, Christian Eisels "Bone Stuff", erwirbt Reinisch auch sein Material. "Meist werde ich angerufen, wenn Neues reinkommt", erklärt er. Danach geht es mit Bolzen, Hammer, Bohrer und Co. ans Werk. "Genaue Vorstellungen, wie es werden wird, hab ich zu Beginn selten. Aber wenn das Kunstobjekt fertig ist, weiß ich es."

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