Kommentar
Blick in die Zukunft

Christian Marold
RZ-Chefredakteur | Foto: RZ

Wir schreiben das Jahr 2021. Der 47. US-Präsident wird nach vielen Querelen seines Vorgängers angelobt. Nachdem der 45. US-Präsident zurückgetreten ist und sein Vize-Präsident Pence als 46. US-Präsident Herrn T. noch schnell begnadigt hat, ist Joe Biden nun offiziell der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Und dennoch hat er nun die Monsteraufgabe die Vereinigung der US-Staaten aufrecht zu halten. Die Kluft ist so groß wie nie zuvor und seine Vorgänger Herr T. und Pence wiegeln die Bevölkerung immer noch gegen ihn auf. Genau dieses Anzweifeln und Kritisieren an dem Wahlergebnis von 2016 hätte man sich vielleicht auch vom damaligen Präsidenten Barack Obama oder der demokratischen Kandidatin Hillary Clinton gewünscht. So war der Einfluss anderer Staaten auf die US-Wahl wohl noch ausschlaggebender am Zustandekommen des Ergebnisses zugunsten von Herrn T. In Summe also kein guter Start für den neuen Präsidenten Biden. Er hat viele Probleme zu bewältigen, allen voran die Pandemie.

Mittlerweile haben zahlreiche Länder ihren vierten oder fünften Lockdown hinter sich gebracht und die wirtschaftlichen und sozialen Folgen sind wohl erst Ende 2021 absehbar – wenn überhaupt. Seit Anfang des Jahres gibt es einen Impfstoff. Nicht nur ein, sondern gleich drei zugelassene Medikamente gegen die Pandemie sind auf dem Markt. Das große Problem dabei: Das Geschäft mit Placeboimpfstoffen floriert, da die Nachfrage weltweit explodiert. Alle drei Pharmariesen mit einem bewilligten Impfstoff kommen mit der Produktion nicht hinterher und das Virus ist ja mit der Freigabe nicht verschwunden. Das größte Problem, das sich weltweit abzeichnet, ist die entstandene Kluft im Gesundheitssystem und damit verbunden dem sozialen Leben. Grund: Die meisten Staaten erlauben eine neue Normalität nur mit einem Attest, das bestätigt, dass man gegen das Virus geimpft wurde. Diese Bewilligung muss nun überall dabei sein, sonst wird in fast keine Einrichtungen der Einlass gewährt. Ob Kino-, Theaterbesuche, Konzerte, Sport, Schulen oder Arbeitsplatz. Überall muss eine Bestätigung einer Impfung vorgezeigt werden. Auslandsaufenthalte oder gar Urlaube in andere Länder sind nur mit Vorlage eines solchen plus eines Schnelltests möglich. Da es aber nicht ausreichend Impfstoff gibt oder es auch Menschen gibt, die sich einer Impfung - aus welchen Gründen auch immer - entziehen, floriert auch der Schwarzmarkt an gefälschten Attesten. Und diese sind nicht nur teuer, sondern auch schwer zu bekommen.

Somit hat sich weltweit eine Zweiklassengesellschaft entwickelt. Ein annähernd normales Leben mit Impfung und ein abgesondertes Leben ohne eine solche, aber immer mit dem Risiko, infiziert zu werden. Am Ende sind die Bevölkerungsschichten, die schon vor der Pandemie die Verlierer waren, noch mehr an den Rand ihrer Existenz gedrängt.

Das Virus werde laut Experten das gesellschaftliche Leben weiterhin bestimmen und sollte Warnung an uns alle sein, neue Regeln eines Miteinanders zu befolgen und gesetzlich zu verankern.
Dieser Blick in die nahe Zukunft ist Fiktion und hat mit der Realität vielleicht wenig zu tun. Dennoch ist so ein Blick mit all den jetzigen Gegebenheiten durchaus erlaubt. Ob seriös, ironisch oder rein aktionistisch.

Übrigens: Andere weltweite Probleme wie Klimaveränderung, Hungersnöte, Flüchtlingskrisen, Radikalisierungen oder Terrorismus sind in diesem Zukunftsblick noch nicht einmal erwähnt worden. Es zeigt aber, dass es kein Land gibt, wo es noch eine Insel der Seligen gibt. Wer dies glaubt, hat mehr Science-Fiction im Kopf, als es die Realität jemals zeigt.

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