Kommentar
Gedankenspiel der anderen Art

Christian Marold
RZ-Chefredakteur | Foto: RZ

Ich bin ein großer Science-Fiction-Fan. Zum einen mag ich zukünftige Szenarien, die es wahrscheinlich nie geben wird und zum anderen spiele ich gerne mit dem Gedanken, wie wir uns gesellschaftlich weiterentwickeln könnten unter der Berücksichtigung unserer Vergangenheit und derzeitigen Situation. Mit Zukunftsszenarien beschäftigen sich nicht nur Autoren und Filmindustrie, sondern auch Wissenschaftler. Sogenannte Zukunftsforscher. Der Blick dieser Forscher ist nicht so weit in die Zukunft gerichtet. Sie nehmen anhand tatsächlicher Daten verschiedene Szenarien für einen zeitnahen Bereich an. Dabei gibt es Abweichungen, denn verschiedene Variablen in dieser Szenarien-Berechnung können sich immer wieder unterscheiden.

Kommen wir in diesem Gedankenspiel aber zurück auf die Science-Fiction-Ebene. Nehmen wir einmal an, dass wir nicht ganz alleine im Universum sind. Wäre ja sonst eine regelrechte Platzverschwendung in Anlehnung an den Film Contact. Gehen wir also einen Schritt weiter und nehmen an, dass es noch anderes Leben außerhalb unseres Sonnensystems gibt, das uns technologisch und intellektuell weit voraus ist. Diese Wesen sind bestrebt, andere Lebewesen im Universum zu erkunden, um dann mit diesen eventuell sogar Kontakt aufzunehmen. In der Annahme, dass diese Wesen friedlicher Natur sind – wir müssen ja nicht immer nur von unserem Standpunkt ausgehen – beobachten sie uns erst einmal aus sicherer Entfernung.

Was werden sie sehen? Zuerst einmal einen wunderschönen blauen Planeten mit einer unglaublichen Artenvielfalt. Bei einer genaueren Analyse werden sie feststellen, dass es eine Art gibt, die vom technischen Standard und von der intellektuellen Entwicklung höher einzustufen ist als die anderen Lebewesen auf diesem blauen Planeten. Sie nennen sich selbst Menschen. Und diese Menschen sehen sich als erhabene Wesen über all die anderen Lebewesen. Was die Beobachter aber noch sehen, ist die stetige Zerstörung des eigenen Lebensraumes durch individuelle Interessen. Die technische Entwicklung geht zwar voran, aber von einem kollektiven Miteinander sind die Menschen weit entfernt. Überall auf dem blauen Planeten entdecken die Beobachter Neid, Missgunst und Ausbeutung. Selbst der eigenen Spezies Mensch wird Leid angetan.

Die Beobachter errechnen anhand der vorliegenden Daten, dass die Spezies Mensch zwar weiterentwickelt ist als andere Lebewesen in diesem Sonnensystem, aber die Daten ergeben auch, dass sie langfristig keine Chance haben, sich und all die anderen Lebewesen auf diesem blauen Planeten zu retten. Dieses Zukunftsszenario der sogenannten außerirdischen Beobachter veranlasst sie nach möglich intelligenten Wesen in anderen Bereichen des Universums zu suchen. Denn eine Einmischung oder gar Hilfe für die Menschen wäre aus der Sicht dieser Beobachter nicht sinnvoll und würde mitunter nur zu Konflikten führen.

Zugegeben, all dies sind nur Gedankenspiele und sehr pessimistisch und vielleicht sehr weit hergeholt. Dennoch lohnt es sich einmal darüber nachzudenken, was sein könnte und in welche Richtung wir uns weiterentwickeln. Falls Sie als Leser jetzt sagen, das ist schon längst klar und dafür benötigt es kein Science-Fiction-Gedankenspiel, dann noch ein Zusatz von mir: Sollte die Mehrheit von uns wirklich so denken, dann sind wir an einem dramatischen Punkt der Resignation angelangt und unser Denken ist nicht mehr für unsere eigene Zukunft und erst recht nicht für zukünftige Generationen ausgelegt. Nur das Hier und Jetzt ist nicht ausreichend und zeigt allenfalls, dass es so nicht weitergehen kann und darf.

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