Kommentar
Was ist und was bleiben wird

Christian Marold
RZ-Chefredakteur | Foto: RZ

Nein, die Überschrift ist kein Schreibfehler zu einem möglichen Kochrezept. Sonst würde es ja heißen: Was isst und was bleiben wird. Selbst das ergibt keinen Sinn. Vielmehr bezieht sich die Überschrift, wie könnte es auch anders sein, auf die Situation, in der wir uns jetzt seit über einem Jahr befinden.

Können Sie sich noch erinnern, als nach einer gewissen Zeit des ersten Lockdowns aus allen Ecken Rufe laut wurden, man solle sich auch auf die positiven Werte und Möglichkeiten der Isolation besinnen und diese Momente mitunter auch in eine Zeit nach der Pandemie mitnehmen? Was sind aber nun die positiven Aspekte dieser Lockdownphasen und Pandemiezeit? Vor gut einem Jahr gingen sie los, die Hamsterkäufe. Schnell wurde klar, Klopapier und Co. waren nicht die eigentlichen Probleme. Diese alltäglichen Gebrauchsmittel gab und gibt es nach wie vor in Hülle und Fülle. Die anfänglich noch viel diskutierte und belächelte Maskenpflicht ist mittlerweile nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Wird uns die Maske und die Maskengesellschaft nun noch länger begleiten? Die Chancen dafür stehen sehr hoch, auch wenn Lockerungen vielleicht eines Tages kommen werden. Aber gerade die FFP2-Masken, die Hygienemaßnahmen und der sogenannte Mindestabstand zeigen einen durchaus positiven Effekt. Das Ansteckungsrisiko vor anderen Viren, die in dieser Jahreszeit üblicherweise Hochkonjunktur haben, ist im Vergleich zu den Vorjahren gleich null. Würde man solche Inzidenzwerte für das Corona-Virus erreichen, dann hätten wir wahrscheinlich ganz andere Sorgen beziehungsweise hätte eine alte Normalität schon längst wieder Einzug gehalten. Wenn wir also nur in Teilbereichen die Masken-Hygiene-Mindesabstandspflicht mitnehmen würden, dann wäre wahrscheinlich ein Großteil der Gefahren von Virenansteckung jeglicher Art für die Zukunft zumindest minimiert. Daher sollte man in Bereichen wie öffentliche Verkehrsmittel, Arztpraxen oder für die Besucher in Krankenhäusern über eine solche Maßnahme nachdenken.

Falls Sie in dem vergangenen Corona-Jahr bemerkt haben sollten, dass Ihnen Bewegungen wie Spazierengehen, Fahrradfahren oder Skifahren gut getan haben, dann frage ich mich doch, warum von Sportverbänden so wenig Initiativen für Vereinsmitglieder von Sportvereinen gestartet wurden. Weder auf Bundes- noch auf Landesebene. Natürlich gibt es auch sogenannte Leuchtturmprojekte, aber in Summe wurden alle Vereine und Funktionäre ziemlich alleine gelassen. Die gesundheitlichen Langzeitfolgen sind nicht absehbar. Der Drang nach Bewegung kann ganz schnell in eine Bewegungslethargie schwenken.

Dabei ist die soziale Isolation noch gar nicht berücksichtigt. Gerade die jungen Menschen, aber auch die Älteren sehnen sich nach sozialen Kontakten. Eine Vereinsamung, wie wir sie derzeit erfahren, darf nicht mehr passieren. Es steht zu viel auf dem Spiel.

Nachdem mittlerweile alle Pandemiemüde sind, gibt es zahlreiche individuelle Bedürfnisse von alltäglichen Dingen, die wir noch nicht machen dürfen. Dafür muss die Impfstrategie und Taktung nicht nur österreichweit verbessert werden. Und ja, es wird eine Zeit kommen, in der wir nur noch mit einer Impfung die genannten Bedürfnisse umsetzen können. Das wird kommen, muss aber ethisch gerecht geregelt werden. Erst dann, wenn alle die Chance dazu hatten.

Was ist und was bleiben wird, hängt von uns allen ab. Das war schon immer so. Auch wenn wir momentan eher das Gefühl haben, nur mehr durch äußere Faktoren fremdbestimmt zu sein.

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