Kommentar
Was können wir aus der Krise lernen?

Christian Marold
RZ-Chefredakteur | Foto: RZ

Zu Beginn eine Aussage von Landesrat Rauch (Grüne) aus einem Radiointerview vergangene Woche: „An Corona ist gar nichts gut. (...) Es sollte uns vielmehr zum Nachdenken bringen, ob wir so weitermachen wie bisher. Und da kann ich ganz klar sagen: Nein.“ Die Kernaussage Rauchs ist richtig. Jeder Corona-Tote ist ein Toter zu viel. Jeder, der aufgrund der Krise um seine Existenz kämpfen muss, ist ein Schicksal zu viel. Dennoch sollten wir uns jetzt darauf konzentrieren, was wir aus der Krise lernen können und was wir besser machen sollten. Warum braucht es dafür erst eine Krise? Weil der Mensch in Extremsituationen grundsätzlich dazu neigt, Lösungswege und Alternativen zu suchen, und mitunter sogar bereit ist, sich selbst zu verändern. All das muss ja per se nichts Negatives sein.

Fünf kurze Beispiele aus unterschiedlichen Bereichen sollen zeigen, was wir aus der Krise lernen können.

Gesundheitssystem: Hier müssen wir uns nachhaltig Gedanken machen, was uns das Gesundheitssystem in Zukunft wert ist. Angefangen von besser bezahltem Personal bis hin zu einer exzellenten, krisensicheren Infrastruktur. Österreich ist im internationalen Vergleich dank einer guten Planung und eines Gesundheitssystems, das sich in der Krise hervorragend bewährt hat, mit einem blauen Auge davongekommen. Dennoch sollte man sich zum Beispiel überlegen, ob man in Zukunft in den Arztpraxen nicht Mund- und Nasenschutz verpflichtend einführt. Die nächste Grippewelle im Winter kommt sicher.

Lebensmittelversorgung: Auch da die Frage – was es uns in Zukunft wert sein wird, vermehrt auf heimische Produkte zurückzugreifen, ohne dabei Menschen zu belasten, die sich weniger leisten können. Sowohl heimische Produzenten und auch die Konsumenten sollten hier mehr voneinander profitieren. Führt doch eine gesündere Ernährung automatisch auch zu weniger Belastung des Gesundheitssystems.

Bildung: Welche digitalen Lern- und Lehrmöglichkeiten kann das gesamte Bildungssystem nachhaltig für sich gewinnen. Jede Schule, teilweise jeder Lehrer arbeitet derzeit mit anderen Tools und auch mit anderen Ansätzen zur Wissensvermittlung. Das damit keine langfristigen Standards geschaffen werden - was Vermittlung und Zugang betreffen - sollte uns bewusst sein. Vor allem dann nicht, wenn am Ende die sogenannte Zentralmatura steht. Der größte Punkt ist aber die soziale Isolation während einer Krise. Das kann uns nachhaltig vor ungeahnte Probleme stellen.
Menschen mit besonderen Bedürfnissen: Dieser Kreis ist sicherlich enorm groß und könnte an jeder Stelle erweitert werden. Dazu zählen unter anderem ältere Menschen, Menschen mit Behinderung, Menschen mit Migrationshintergrund und alleinerziehende, berufstätige Menschen. Diese Gruppen werden sehr oft vernachlässigt oder sogar vergessen.

Expertenwissen: Das Krisenmanagement der Bundes- und Landesregierung war in den ersten Wochen sicherlich vorbildhaft. Leider hat eine gesamteuropäische Koordination völlig versagt. Auch die Aussagen zahlreicher namhafter Wissenschaftler mit teilweise völlig unterschiedlichen Interpretationen der Lage hat in einer digital-informierten Welt eher für mehr Irritation gesorgt, als für Beruhigung. Dabei sind Verschwörungstheorien noch nicht einmal inkludiert.

Umwelt: Dieser Punkt ist wahrscheinlich der wichtigste. Leider muss man befürchten, dass sich nach dem Hochfahren aller Bereiche hier nichts verändern wird. Und dennoch war es eine Wohltat zu erleben, wie wenig Verkehr unterwegs war und die Natur für einen kurzen Augenblick aufatmen konnte. Das ist kein esoterisches Geschwafel, sondern ist eine Tatsache, die wir für unsere Zukunft bedenken sollten.

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