Kommentar
Wo ist Mr. Bond?

Christian Marold
RZ-Chefredakteur | Foto: RZ

Am Wochenende schrieb die Süddeutsche Zeitung in ihrem Feuilleton einen Artikel zum neuen Bond-Streifen mit der Frage, wann dieser Blockbuster nun endlich in den Kinos zu sehen sein wird?
Bond-Streifen hin oder her, ich finde die gestellte Frage in der jetzigen Pandemiezeit absolut berechtigt. Wo sind denn all die Super-Helden, die uns von dieser tristen Zeit erlösen. Im Grunde reicht ja ein Super-Held, der dieses Virus mit all seinen mutierten Varianten vernichtet, zerstört und wirklich ausrottet. Flash Corona oder Coronator wo seid ihr? Die Menschheit braucht jetzt dringend Super-Helden. Oder einmal anders gefragt: Sehen wir unsere Super-Helden einfach nicht mehr, weil wir nur noch in unserer jeweiligen Lockdown- und Quarantäneblase an selbige denken?

Wer sind denn in der jetzigen Zeit die Super-Helden? Das sind hauptsächlich Menschen, die sich in den sogenannten systemrelevanten Berufen täglich einer unsichtbaren Gefahr aussetzen - und das teilweise immer noch ungeimpft. Vom Gesundheitsbereich angefangen bis hin zu den Menschen, die ohne Lockdown-Pause täglich im Kundenkontakt stehen. Für all diese Super-Helden ist das 18 Uhr-Balkon-Klatschen schon längst verstummt und dennoch oder gerade darum muss es systemrelevant weitergehen. Es sind aber auch genau diejenigen, die weiterhin über ihren eigenen Tellerrand blicken und sich für Themen einsetzen, die die Masse aus Eigenschutz ausklammert - für die Themen Klimaschutz und Flüchtingstragödien in den meisten Flüchtlingslagern. Sie finden nicht direkt bei uns statt, sondern weit weg und durch die eingeschränkte Reisefreiheit werden auch Berichte über diese Themen eher zu Randnotizen beziehungsweise wird die Globalisierung perspektivisch etwas verschoben.

Aber wir müssen gar nicht so weit über den Tellerrand blicken. In Vorarlberg sind laut Bericht des ORF Vorarlberg alle Notschlafstellen komplett überfüllt. Die Kälte in der vergangenen Woche hat die Situation noch einmal verschärft. Andererseits stehen im ganzen Land Hotelbetten seit Monaten leer. Das ist wahrlich ein Pandemieparadoxon. Auch die Menschenschlangen vor Essensausgaben überall im Ländle werden nicht kürzer. Nun darf man nicht alles in dieser Zeit in einen Topf schmeißen, umrühren und sagen, dass jeder seine eigene Suppe auslöffeln muss, aber ein weiteres Pandemieparadoxon zeigt, wie skurril manche Dinge wirken. So gab es nach einigen Demonstrationen der sogenannten Querdenker in Berlin größere Clusterbildungen an Infektionen. Querdenker, die eben nicht an die Gefährlichkeit des Virus glauben, nicht an die Sinnhaftigkeit der Maskenpflicht und so weiter, haben sich gegenseitig angesteckt. Da bleibt nur die Hoffnung, dass wenig Querdenker mit einer Immunschwäche bei solchen Veranstaltungen – auch in Bludenz und Feldkirch - mitgemacht und sich angesteckt haben.

Im Grunde will also jeder nur in seine alte Normalität zurück. Diese Hoffnung ist eine Verblendung, und wer dies dennoch will, hat nichts aus einem Jahr Pandemie gelernt. Verblendungen erleben wir aber im Moment jeden Tag. Ob in der Politik oder im Bereich des gut bezahlten Spitzensports, um nur zwei Aspekte zu nennen.

Am Ende dürfen wir aber eines nicht vergessen: Unsere Super-Helden sind bereits unter uns und kämpfen täglich um ein Funktionieren des Systems. Damit meine ich jetzt nicht die politische Ebene, sondern die Menschen, die nach politischen Beschlüssen auch in solch schwierigen Zeiten wie jetzt für das Wohlbefinden von uns und vor allem von Bedürftigen arbeiten.
DANKE an alle, die sich für uns einsetzen, auch wenn das wie ein Balkon-Klatschen wirken mag.

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