Alsergrund: Gemeinsames Dach für Studenten und Obdachlose
Die Lokal-Theke im „mittendrin“ ist aus alten Dachbalken selbst gefertigt, die Decke mit 8000 hölzernen Überbleibseln ausrangierter Obstteigen von Studenten gestaltet und das Stiegengeländer besteht aus Maschendrahtzaun. Und dennoch versprüht das europaweit einzigartige Wohnprojekt für Studenten- und Obdachlose „VinziRast mittendrin“ in der Währingerstraße 19 ein besonderes Flair und schaut noch dazu hipp aus.
Die neue VinziRast ist aus einer Symbiose der Studentenproteste des Jahres 2009 und des damals kalten Winters entstanden, als sich Obdachlose den Besetzern des Audi Max angeschlossen haben. Was zu heftiger Kritik und schließlich zur Räumung der Uni führte, schmiedete Studenten und Obdachlose aber zusammen. Die Studiosi ließen ihre neuen Freunde nicht in Stich, sondern versuchten zu helfen. Vier Jahre später steht das Projekt „VinziRast mittendrin“. Cecily Corti, Obfrau der Vinzenzgemeinschft St. Stephan, die gemeinsam mit Studenten den Hausbesitzer und Bauindustriellen Hans-Peter Haselsteiner vom engagierten Projekt überzeugen konnte: „Wir wissen nicht, ob das Projekt erfolgreich sein wird, aber es ist eine einmalige Gelegenheit, es zu versuchen.“ Die Idee dahinter: Ausgeschlossene werden mitten in der Stadt in eine Gemeinschaft integriert und gewinnen so ihr Selbstwertgefühl zurück.
Wie, das erzählt Christl R., die aus der Gruft hierher vermittelt wird: „Ich habe endlich das Gefühl gebraucht zu werden. Und die Studenten haben auch noch Respekt vor mir und meinem Alter.“ Christl wohnt mit Studentin Karin in einer der drei WG’s im Haus. Sie kocht mit Begeisterung und nimmt Mitbewohnern Arbeiten ab. Für ihr Zimmer - 27 davon gibt im Haus - zahlt sie, so wie auch die Studenten, rund 280 Euro.
Die Deutsche Meike Blenke studiert in Wien Internationale Entwicklung. In den Studienpausen plaudert sie mit Felix Spanitz, der nach einem mehrjährigen Auslandsaufenthalt keinen Job mehr bekam und aus der Bahn gekippt war. Die beiden essen jetzt in der gemeinsamen Küche das, was ein anderer Bewohner mit dem Vermerk samt Smilie „für alle :-)“ zurückgelassen haben. Meike: „Für mich war es schön eine neues und völlig offenes Umfeld kennen zu lernen."
Felix Spanitz: „Ich hab schon auf der Baustelle gerne geholfen. Jetzt darf ich hier wohnen. Mein größter Wunsch ist, dass ich wieder bei der MA 48 arbeiten kann.“
Da die Vnzi-Rast mittendrin auf Spenden angewiesen ist: Bank Austria (BLZ 12000) Kt.Nr.: 514 135 330 33
Gerhard Krause
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