Hockepark in Währing: Bauträger will nicht alles zahlen
Aufregung um den Hockepark: Anders als vereinbart muss über die Sanierungskosten verhandelt werden. 2016 wurden die Häuser bereits bezogen, doch die Probleme sind längst nicht vorbei. Wer bleibt auf 195.000 Euro sitzen?
WÄHRING. Dieses Bauvorhaben stand von Anfang an unter keinem guten Stern: Das Grundstück, auf dem jetzt die 49 frei finanzierten Eigentumswohnungen der Siedlung Hockegasse 43 stehen, wurde 2012 um 4,6 Millionen Euro von der Stadt Wien an den Bauträger "at home" verkauft. Ein Bieterverfahren wäre angebracht gewesen, kritisierte später der Rechnungshof. Der Preis sei weit unter dem Marktwert gelegen, lautet der Vorwurf der Opposition. Noch schiefer wird die Optik, wenn man weiß, dass der Bauträger "at home" über zwei übergeordnete Gesellschaften zu mehr als 80 Prozent der Gewerkschaft Bau-Holz gehört.
2016 wurden die Häuser bezogen, doch die Probleme sind noch nicht vorbei. Der Hockepark wurde, so sieht es der Bezirk, durch die Bauarbeiten in Mitleidenschaft gezogen. Das Problem sei entstanden, als die Fläche 2007 als Wohngebiet gewidmet wurde, meint Bezirksvorsteherin Silvia Nossek (Grüne): "Weil man diese Fläche unbedingt als Baugrund widmen musste, aber nicht an die Zufahrt für die Arbeiten gedacht hat." Alle Parteien außer die Grünen hätten damals der Widmung zugestimmt.
Vereinbarung war mündlich
Die Wiederherstellung, die mit 195.000 Euro veranschlagt ist, soll deshalb auch der Bauträger bezahlen. So hat es der damalige Bezirksvorsteher Karl Homole (ÖVP) vereinbart – allerdings nur mündlich. Eine finanzielle Obergrenze sei nicht besprochen worden. Es sei klar gewesen, dass der Bauträger alles bezahlen werde, sagt Homole. Dass keine schriftliche Fixierung der Vereinbarung existiert, könne man ihm nicht vorwerfen: "Unter erwachsenen Menschen kann man das mündlich machen." Deshalb gibt es jetzt nur einen mageren internen Aktenvermerk zu dem Thema, über dessen Auslegung sich offenbar trefflich streiten lässt.
Der Bauträger sieht das anders: Es sei verfehlt, die Wiederherstellung des Parks mit den Bauarbeiten zu verbinden. Vielmehr sei man den Anrainern entgegengekommen und habe unter zusätzlichem finanziellen Aufwand eine Baustellenzufahrt über das angrenzende KAV-Grundstück errichtet, um die Wohnstraße nicht über Gebühr zu belasten.
Aussage gegen Aussage
Der Park sei nicht vom Baustellenverkehr, sondern vom Bau der Fernwärmeleitung betroffen gewesen. Die Beeinträchtigung sei dann unmittelbar nach Beendigung der Arbeiten beseitigt worden. "Es war vielmehr so, dass der Bezirk offensichtlich von Anfang an vor hatte, den Hockepark um- bzw. neu zu gestalten und dies unabhängig von unserem Wohnbauprojekt", heißt es vom Bauträger.
Trotzdem habe man sich bereit erklärt für eine "Neugestaltung des Parks nach den Wünschen der Kinder", es sei um Anschaffung von Spielgeräte gegangen. Die jetzt vorgelegten Pläne würden allerdings weit über das Vereinbarte hinausgehen und "die Erneuerung und Erweiterung der gesamten Infrastruktur" beinhalten.
Hier steht nun also Aussage gegen Aussage, doch Homole ist sich deshalb keiner Schuld bewusst. Vielmehr ist er der Meinung, dass die Vereinbarung gehalten hätte, wenn er noch Bezirkschef wäre: "In meinen 26 Jahren ist mir das nicht passiert." Nossek möchte diese Kritik nicht kommentieren und will sich auch nicht zu den Verhandlungen äußern.
Kein Blatt vor den Mund nimmt sich der freiheitliche Gemeinderat Udo Guggenbichler (FPÖ): "Ich habe mir durch die auf der Homepage ausgeschriebenen Kaufpreise ausgerechnet, dass dieses Projekt Erlöse von über 30 Millionen Euro gebracht hat. Es ist mir unverständlich, dass man hier um 100.000 oder 200.000 Euro streitet." Diese Rechnung bezeichnet der Bauträger allerdings als "falsch und nicht nachvollziehbar".
Sanierung bis Herbst
Der Fahrplan für die Neugestaltung des Parks wird von der Unsicherheit rund um den Geldgeber übrigens nicht berührt: Nach wie vor soll der Park bis zum Herbst fertig werden. Weil von allen Parteien außer den Grünen so gewünscht, nun doch mit einem Fahrverbot für Radfahrer.
Änderung am 24. Mai: Der Artikel wurde verändert, um Informationen aus einer nachträglich eingetroffenen Stellungnahme des Bauträgers miteinzubeziehen.
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