Kinder messen Geschwindigkeit von Autofahrern: Äpfel für die Braven, Zitronen für die Bösen
Die Schüler der "Bunten Schule" nahmen die Verkehrserziehung der Erwachsenen selbst in die Hand. Für die Temposünder gab es eine Ermahnung und eine Zitrone mit auf den Weg.
WÄHRING. Da staunten die Autofahrer in der Währinger Schulgasse nicht schlecht, als sie von den Volksschülern der "Bunten Schule" über ihr Verhalten im Straßenverkehr aufgeklärt wurden. Dazu gab es – je nach Anlass – auch noch Lob oder Tadel. Zuvor hatten die Mädchen und Buben mit einer echten Radarpistole die Geschwindigkeit der näherkommenden Autos und Motorräder genau gemessen.
30 Stundenkilometer sind vor der "Bunten Schule" erlaubt. Die Erfahrung der Kinder: Viele halten sich nicht an die Höchstgeschwindigkeit. "Einer ist sogar 61 Stundenkilometer gefahren und hat nicht angehalten", sagen sie. Für Temposünder gab es eine Zitrone, für rücksichtsvolle Lenker einen Apfel als Belohnung. Über alle Vorfälle wurde außerdem penibel Buch geführt – auch darüber, ob die Fahrzeuglenker angeschnallt waren oder beim Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung ertappt wurden.
Die Aktion war Teil eines Projektes zur Verkehrserziehung, das das Kuratorium für Verkehrssicherheit und die Allgemeine Unfallversicherung (AUVA) gemeinsam mit der Polizei durchführen. Vor dem Praxisteil auf der Straße gab es eine Vorbereitung im Rahmen des Unterrichtes.
Besser zu Fuß
"Kinder sind die verletzlichsten Verkehrsteilnehmer. Sie müssen erst lernen, Geschwindigkeiten und Entfernungen abzuschätzen", sagt Bernd Toplak von der AUVA. Auch die Eltern können zur Sicherheit am Schulweg beitragen: "Der sicherste Schulweg ist der zu Fuß und über den Weg, der am Schulwegplan eingezeichnet ist", sagt Verkehrsexperte Christian Kräutler. Ist der Schulweg einmal mit den Eltern eingeübt, nehmen die Kinder durch das selbständige Gehen ihr Umfeld besser wahr. Sie sind auch munterer, wenn sie nicht mit dem Auto zur Schule gebracht werden. Durch die oft in zweiter Spur vor den Schulen geparkten Autos der Eltern entsteht eine größere Gefahr für die Kinder als durch den normalen Straßenverkehr.
Die Schülerinnen und Schüler der "Bunten Schule" haben in dieser Hinsicht Glück: Nur etwa zehn Prozent von ihnen werden zur Schule gefahren, da die meisten in der unmittelbaren Umgebung wohnen.
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