Lehre in Wien-Währing
Von Sängerknaben zum Autoschrauber
WÄHRING. Schleifen, schweißen, verschrauben, nieten – das ist Simon Frycers Arbeitsalltag. Seit einem Monat macht der 20-Jährige eine Lehre zum Karosseriebautechniker beim Autohaus Jauernig in der Schumanngasse. Seine Aufgaben sind hauptsächlich die Reparaturen von Schäden und Restaurationen. Zurzeit macht er noch alles unter Aufsicht des Gesellen, hat er doch gerade erst begonnen. Dabei war es vor wenigen Monaten noch gar nicht absehbar, dass er hier landen wird, kommt Simon doch eigentlich aus einem ganz anderen Bereich – der Musik. Er war bei den Wiener Sängerknaben, hat maturiert und wollte dann etwas in Richtung Musik studieren.
Deshalb war er zwei Semester Theater-, Film- und Medienwissenschaften an der Universität Wien angemeldet, hat aber gemerkt, dass ihm das doch nicht so liegt. "In meiner Freizeit habe ich immer handwerklich gearbeitet", erklärt Simon.
Zuhause gab es immer ältere Autos, an denen er gerne herumgebastelt hat. Warum nicht das Hobby zum Beruf machen? Nachdem er die Tätigkeiten und die Ausbildung zum Karosseriebautechniker recherchiert hatte, war es ihm klar. Auf die Firma Jauernig ist Simon dabei durch Zufall gekommen. Er fährt selbst einen alten Mercedes und nach einem kleinen Unfall, bei dem die Kupplung nicht mehr funktionierte, wurde das Auto in den Mercedes-Fachbetrieb gebracht. Zwei Jahre nach dem Vorfall hat er gesehen, dass beim Jauernig zufällig ein Lehrling gesucht wird, hat sich beworben und wurde genommen.
"Da will ich beiben"
Nach einem Monat gefällt es ihm nun bereits sehr gut. Die Tätigkeiten machen ihm Spaß und er lernt immer mehr dazu. Nachdem er lange Zeit im Internat der Wiener Sängerknaben gelebt hat, ist ihm auch wichtig, dass die Arbeitsatmosphäre familiär ist. Im familiengeführten Betrieb Jauernig merke man, dass es ein gutes Verhältnis mit und zwischen den Mitarbeitern gebe. Das Besondere: Das Autohaus gibt es schon seit 1911, also seit mehr als 100 Jahren.
Ob er anderen Maturanten empfehlen würde eine Lehre zu beginnen? "Auf jeden Fall", meint Simon. "Ich glaube, dass viele eine Chance verpassen." Denn die meisten würden nach der Matura eine Lehre gar nicht in Erwägung ziehen. Es gäbe sicher viel mehr Leute, die handwerklich begabt sind, aber nie das finden würden, was ihnen Spaß macht. "Das ist sehr schade. Denn ich habe es für mich durch die Lehre gefunden." Ein Vorteil, den man durch die Matura habe: eine verkürzte Lehrzeit – statt dreieinhalb sind es nur zweieinhalb Jahre Ausbildung.
Sein anderes Hobby, die Musik, hat Simon trotzdem nicht vollständig aufgegeben. Er singt noch im Chor der ehemaligen Sängerknaben und probt mehrmals in der Woche.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.