75 Jahre Kriegsende
Anton Kainz: Der Mann der Stunde Null

Anton Kainz übernahm kommissarisch das Amt des Bezirkshauptmannes in Waidhofen. Ab 1947 war er Bürgermeister der Bezirkshauptstadt. | Foto: Schadauer
  • Anton Kainz übernahm kommissarisch das Amt des Bezirkshauptmannes in Waidhofen. Ab 1947 war er Bürgermeister der Bezirkshauptstadt.
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  • hochgeladen von Peter Zellinger

Ein ehemaliger Bundesheergeneral übernahm 1945 das Kommando über den Bezirk - und rettete so wahrscheinlich hunderten Menschen das Leben.

WAIDHOFEN. Am 8. Mai 1945 standen die Sowjets schon in Teilen des Bezirks, am 9. Mai marschierten sie in Waidhofen ein. Doch wer würde dafür sorgen, dass die Ordnung in der Hauptstadt und in den Gemeinden aufrecht erhalten blieb? Aus der Not heraus war es der Waidhofner Anton Kainz, der das Amt des Bezirkshauptmannes übernahm. Kainz galt als politisch integer und wurde auch bald von den Sowjets respektiert. Wobei die Bezeichnung "Amt" eigentlich irreführend ist: Alles war improvisiert, eine offizielle Ernennung gab es nicht. Das wichtigste Ziel: die Ordnung wieder herstellen, was angesichts plündernder sowjetischer Besatzer und Racheakten von jahrelang geschundenen Zwangsarbeitern keine einfache Aufgabe war. Anfang standen im Bezirk nur drei Gendarmen, die nicht in der NSADAP waren, zur Verfügung.

Ein Berg aus Problemen

"Man musste sich auf sich selbst verlassen und mit Mut, Entschlussfreude und viel Optimismus an die Arbeit gehen", schreibt Christoph Schadauer in seinem Buch "Das Jahr 1945 im politischen Bezirk Waidhofen an der Thaya". Die ärgsten Probleme aus dem Weg zu räumen, gelang Kainz und seinen Helfern nur in einem quälend langsamen Prozess. Flüchtlinge mussten untergebracht werden, Straßensperren blockierten noch viele Wege, die Feldarbeit war vielerorts schwer möglich, weil die landwirtschaftlichen Arbeiter um ihr Leben fürchten mussten. Dazu kamen Plünderungen und Vergewaltigungen. Die Kommunikation mit Wien war abgeschnitten, daher wusste man im Bezirk nichts über Maßnahmen der neu gegründeten Landesverwaltung.

Mit einem von Kainz eingerichteten Kurierdienst gelang es Kainz zumindest die wichtigsten Meldungen von und nach Wien zu bringen. Dem ehemaligen General gelang es auch mit den Sowjets eine Verhandlungsbasis zu finden, mit deren Hilfe auch Übergriffe von Rotarmisten zumindest teilweise verfolgt werden konnten.

Am 31. Mai 1945 erschien bereits wieder das "Waidhofner Amtsblatt" und stellte damit die Kommunikation in die Gemeinden wieder her. "General a. D. Anton Kainz war für Waidhofen im Jahre 1945 der Mann der Stunde Null", so Schadauer.

Biografie von Anton Kainz

Kainz, Jahrgang 1876, stammte aus einer Waidhofner Bürgerfamilie, besuchte nach dem Gymasium die Lehrerbildungsanstalt in Wr. Neustadt und wurde später Volksschullehrer in den Bezirken Waidhofen und Gmünd. 1901 hängte er den Lehrerberuf an den Nagel und schlug eine Offizierslaufbahn ein. 1909 wurde er zum Oberleutnant befördert. Während des Ersten Weltkrieges wurde Kainz in Galizien, Italien, Frankreich und Rumänien eingesetzt. 1920 wurde Kainz als Major vom Bundesheer übernommen bevor er 1930 zum Generalmajor befördert wurde. 1934 schied Kainz aus dem Bundesheer aus, lebte vorerst in Wien und kam 1941 nach Waidhofen zurück, wo er die eigene Landwirtschaft betrieb.

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