Der harte Kampf gegen den Ärztemangel
Zwei Städte, zu wenige Ärzte: Wie Groß Siegharts und Raabs um Mediziner werben.
RAABS/GROSS SIEGHARTS. Fragt man Gerald Matzinger, wie es in Groß Siegharts mit der Nachbesetzung einer offenen Arztstelle läuft, wird er ein wenig aufgebracht: "Das System muss sich dringend ändern, sonst sehe ich schwarz."
Der Hintergrund: Vor über einem Jahr ging mit Peter Werle einer der drei Ärzte in der Bandlkramerstadt in Pension. Seitdem ist die Stelle unbesetzt. Die Patienten werden von den zwei verbliebenen Ärzten Hans-Christian Lang und Helmut Köck betreut. "Die sind aber am Limit", berichtet Bürgermeister Matzinger.
Rund 4.500 Patienten (Dietmanns miteingerechnet) gibt es theoretisch in dem Einzugsgebiet. Auch wenn manche Patienten zum Arzt nach Waidhofen, Raabs oder Ludweis fahren, gäbe es mehr als genug Arbeit für einen dritten praktischen Arzt. Die Stadt wäre sogar bereit, wo es geht entgegenzukommen: Im TBZ stehen barrierefreie Räume für eine Ordination bereit.
Apotheken-Dilemma
Vier Interessenten waren bislang da, aber bislang hat noch jeder abgewunken. Woran das liegt? "Einer jungen Ärztin war das Risiko einer eigenen Praxis zu groß, was ich schon verstehen kann", so Matzinger. Aber es gibt noch ein weiteres Problem: Der Gebietsschutz der Apotheken. "Als erstes fragen die Interessenten wo die nächste Apotheke ist". Diese befindet sich in Groß Siegharts nur drei Straßen weiter - in Gehreichweite. Damit wird der Gebietsschutz wirksam und neue Mediziner dürfen keine eigene Hausapotheke führen. Ein lukratives Geschäft, das sich die Praktiker nur ungern entgehen lassen. "Es kann aber nicht sein, dass jetzt ein Arzt nach Loibes ziehen muss, nur um eine Apotheke führen zu können", so der Bürgermeister.
Deshalb müsse sich auch das System ändern: "Ich erhoffe mir Bewegung von beiden Seiten. Denn wenn wir noch länger suchen, dann befürchte ich, dass die Arztstelle irgendwann eingespart wird. Ganz nach dem Motto: Funktioniert ja eh irgendwie".
Raabs: Zahnarzt dringend gesucht
Schauplatzwechsel ins wenige Kilometer entfernte Raabs. Auch hier wird man heuer wahrscheinlich einen Mediziner brauchen. Ideen gibt es viele: möglich wäre etwa ein Primärversorgungszentrum, eine Totalsanierung des Ärztehauses. "Das wird natürlich Geld kosten. Das Problem ist auch bei uns akut", so Bgm. Rudolf Mayer. In Raabs fehlt nach dem tragischen Unfalltod von Wolfgang Klima darüber hinaus ein Zahnarzt, aber hier gibt es bereits eine Interessentin und die Gespräche verliefen so weit sehr gut, so der Bürgermeister.
Immerhin gibt es auch in Groß Siegharts einen Silberstreifen am Horizont: eine Ärztin ist aktuell interessiert. Mit der Landarzt-Offensive des Landes könnte es vielleicht gelingen, dass sie tatsächlich eine Praxis eröffnet, hofft Matzinger.
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