Neue Farb-Vorgaben
Harte Zeiten für unsere Tattoo-Fans
Neue EU-Vorgaben verbieten ab sofort den Einsatz bestimmter, allerdings sehr häufig verwendeter Tattoo-Farben - wegen deren Inhaltsstoffen. Nicht nur für Tätowierer führt das zu großen Problemen.
BEZIRK WAIDHOFEN/THAYA. Die EU hat die Chemikalienverordnung REACH angepasst. Demnach sind Tattoo-Farben mit bestimmten Konservierungs- oder Bindemitteln verboten.
Die Begründung: Sie könnten allergische Reaktionen auslösen. Ab 2023 werden außerdem zwei Pigmente untersagt, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein: Blau 15:3 und Grün 7. Die Auswirkungen dieser neuen Verordnung treffen Tätowierer und natürlich auch Kunden, denn auch Restbestände dürfen nicht mehr verwendet werden, um beispielsweise bereits begonnene Tattoos fertigzustellen.
"Die Situation ist natürlich sehr hart für uns, vor allem, weil es von Seiten der Hersteller der Farben noch keinen vollständigen Ersatz gibt. Selbstverständlich halten wir uns an diese EU-Vorgaben und können nur hoffen, dass bald wieder alle Farben verfügbar sind", erklärt Ulla Schulz, die in Waidhofen seit vielen Jahren Tattoos anbietet.
Geduld ist gefragt
"Wann es die Farben in entsprechender Qualität geben wird, ist aber leider noch nicht absehbar. Kunden, die farbige Tattoos wünschen, müssen sich leider noch etwas gedulden. Auch, wenn ich kein Fan der Verordnung bin, möchte ich Tattoo-Begeisterten trotzdem dringlich dazu raten, auf die neue Farben zu warten und nicht in Hinterhofstudios auszuweichen, die es mit den gesetzlichen Vorgaben nicht so eng sehen. Es geht um den eigenen Körper, und da sollte man nur verantwortungsvolle Profis ranlassen", appelliert Schulz.
Weiterer Tiefschlag
Die finanziellen Folgen der Verordnung treffen die Anbieter gerade in der ohnehin schon schwierigen Pandemiezeit hart. Schulz: "Die wochenlangen Schließungen haben uns schon weh getan, und jetzt können wir die aufgestauten Anfragen nicht bedienen, weil es keine EU-konformen Farben gibt. Studios, die ausschließlich Tattoos anbieten, trifft das natürlich noch härter als uns. Auch, wenn es insgesamt mehr Blackworks gibt, sind die Farbtattoos häufig die deutlich größeren und aufwändigeren und bedeuten natürlich auch höhere Einnahmen, die jetzt fehlen."
Eindringliche Warnung
"Wir wussten natürlich, dass diese EU-Vorgaben kommen werden und haben deshalb keine/kaum 'unfertige' Kunden. Betroffene müssen sich in Geduld üben und sich bewusst machen, dass sie noch ihr ganzes Leben lang Freude am Tattoo haben wollen. Ein Schnellschuss beim Pfuscher oder ein Ausweichen auf alternative, unerprobte und nicht zugelassene Farben können zu lebenslangem Ärger oder hohen Kosten beim Ausbessern der Tattoos führen. Lieber noch etwas warten oder vielleicht das auch geplante Blackwork vorziehen", mahnt Ulla Schulz abschließend.
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