"Situation ist unangenehm": Arztkrise aus Sicht eines Mediziners

Hans-Christian Lang sucht seit drei Jahren nach einer Lösung für das Arztproblem. | Foto: Koller
  • Hans-Christian Lang sucht seit drei Jahren nach einer Lösung für das Arztproblem.
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GROSS SIEGHARTS. "Mir ist nichts anderen übrig geblieben, als den Kassenvertrag zu kündigen. Als Vertragsarzt ist man verpflichtet, jeden Patienten, der in die Ordination kommt, zu behandeln. Das hätte bei 4.000 Menschen in Siegharts und Umgebung nicht funktioniert." Hans-Christian Lang ist erschöpft. Er gibt zu, dass die Situation in Siegharts nicht angenehm ist, weder für die Patienten, noch für die verbliebenen drei Ärzte. Jahrzehntelang war er mit seinen Kollegen Doktor Wörle und Köck für die Anliegen der Bevölkerung zur Stelle. Nachdem seine Kollegen in Pension gingen und kein Nachfolger gefunden wurde, legte auch er seinen Vertrag mit der Krankenkasse zurück und steht nun als Wahlarzt zur Verfügung. 

Hürden für Landärzte

Laut dem Allgemeinmediziner gibt es einige Gründe, warum eine Beschäftigung in Siegharts für junge Kollegen unattraktiv ist: "Viele Kinder meiner Kollegen aus dem Waldviertel wollten Medizin studieren und ich bin überzeugt, dass die in der Umgebung geblieben wären, doch sie haben den Aufnahmetest für das Studium nicht geschafft. Jemand, der den Lebensmittelpunkt in Wien hat, wird eher nicht ins Waldviertel kommen." Außerdem sieht er einen Grund in der Abschaffung des Gemeindearztes, der ja an die Gemeinde gebunden gewesen wäre. Heinz-Christian Lang vermutet auch eine Änderung der Lebensphilosophie: Die jungen Leute wollen nicht das finanzielle und medizinische Risiko tragen, sich eine eigene Ordination aufzubauen und selbst was zu schaffen. Die Work-Life-Balance wird immer wichtiger. "Junge Ärzte wissen auch, dass die Bedingungen für Landärzte immer schlechter statt besser werden. Ich kann sie also verstehen." Noch dazu steigt die Anzahl der Ärztinnen, die aufgrund von Familienplanung keine 40-Stunden-Ordination eröffnen wollen: "Als Kassenarzt sind die Ordinations-Stunden jedoch vorgeschrieben." Der letzte Grund ist allseits bekannt: Thema Hausapotheke. "Kleine Ordinationen brauchen ein zusätzliches Einkommen, um die enormen Kosten der EDV, der Lizenzen und des Personals zu decken. Eine Hausapotheke steigert den Umsatz um 50 bis 200 Prozent." Für Orte wie Siegharts, in denen eine Apotheke in Reichweite ist und daher eine Hausapotheke in Ordinationen nicht möglich ist, wird es in Zukunft schwer werden. 

Keine Lösung in Sicht

Seit drei Jahren zermartere er sich schon das Gehirn, wie er erschöpft erzählt. "Ich habe Annoncen in Ärztezeitungen geschalten, hin und her überlegt. Wenn ich eine Lösung für das Problem hätte, hätte ich es schon lange umgesetzt." Ärzte hätten wir ja genug, nur fühlen sich diese in der Pharmaindustrie, bei den Kassen oder als Chef-, oder Schularzt wohler. Nun werden die Wahlärzte immer mehr, doch der Bevölkerung gehen die Kassenärzte ab. "Als Kassenarzt hatte ich 30 bis 50 Patienten pro Tag. Als Wahlarzt sind es nur mehr 15 bis 30", erklärt Lang. Auch die Bewilligung der Medikamente für die Patienten scheitert nun, da er seinen Vertrag gekündigt hat, des öfteren. 

Mittlerweile werden auch bundesweite Medien hellhörig: Vor kurzem drehte Servus TV in Siegharts für eine Sendung, die im Februar nächsten Jahres ausgestrahlt wird. Der Allgemeinmediziner hofft, dass auf diesem Wege einige Nachfolger auf die Situation aufmerksam werden: "Es ist ja ein schöner Beruf. Man hat mit Leuten zu tun, begleitet sie über Jahrzehnte. Da entsteht ein enges Vertrauensverhältnis." In etwa drei bis vier Jahren wird Doktor Lang seine Pension antreten. Wir hoffen alle, dass in Siegharts bald aufgeatmet werden kann.

Eine Ordination bei Doktor Lang kostet 15 Euro. Für zwei Ordinationen pro Quartal bekommen Patienten 9,15 Euro zurück, für die dritte 7,86 Euro und ab der vierten Ordination im Quartal werden 6,57 Euro zurückerstattet. 
Ein Rezept kostet 5 Euro. Für die ersten zwei Rezepte im Quartal werden 100 Prozent der Gebühren rückerstattet, beim dritten Rezept bekommen Patienten 3,91 Euro zurück und ab dem vierten 2,62 Euro. Die Rechnungen werden von der Ordination Lang gesammelt und gemeinsam eingereicht, Patienten haben also keinerlei bürokratischen Aufwand.

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