30 Jahre Fall des Eisernen Vorhangs
Weihnachten ohne Schlagobers

Harald Hitz ist Zeitzeuge, Historiker und Geograph | Foto: Zellinger
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Vor 30 Jahren fiel der Eiserne Vorhang: Der Waidhofner Historiker Harald Hitz schildert seine Erlebnisse.

BEZIRK. Heuer jähren sich der Fall des Eisernen Vorhangs und der Abbau der Grenzbefestigung zwischen Österreich und Tschechien zum 30. Mal. Die Bezirksblätter haben Zeitzeugen befragt, wie sie das historische Ereignis im Jahr 1989 erlebten. Der Waidhofner Historiker Dr. Harald Hitz erinnert sich: "Die Veränderung hat sich mit mehreren Faktoren angekündigt. Unter anderem durch den wirtschaftliche Niedergang der Sowjetunion." Als es am 4. Dezember 1989 dann so weit war und die Eiserne Mauer fiel, war zuerst die Verwunderung über den schnellen Wandel groß. "Das Ostblocksystem ist wie ein Kartenhaus zusammengebrochen und die westlichen Politiker hatten noch keine Konzepte für die Zeit nach dem Kommunismus. Man musste sich erst neu orientieren."

Streng geregelte Güterzufuhr

Damit ergab sich ein großes Problem: Wegen der Zentralverwaltungswirtschaft wurde zum Beispiel für jede Tschechische Stadt genau festgelegt, wie viele Liter Schlagobers zur Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig kauften die Österreicher gerne in Tschechien ein, um ihre Geldbörse zu schonen. Zu Weihnachten 1989 führte das zu einem großen Problem: In einer Grenzstadt kauften die Österreicher das ganze Schlagobers ein und somit war für die Tschechen nichts mehr da. Also wurde 1989 Weihnachten ohne Schlagobers gefeiert. "Das hat natürlich schon böses Blut zwischen Österreichern und Tschechen bedeutet." Eine Zeit lang wurden ziemlich schnell viele Schul- und Städtepartnerschaften geschlossen und kulturell viel ausgetauscht. In der HAK in Waidhofen war Tschechisch ein Jahr lang Pflichtfach. Im Gymnasium wurde die Sprache als Freifach angeboten, allerdings bald wieder eingestellt, weil sich zu wenige Schüler gemeldet hatten. "Auch heute noch ist es eher ein Neben- und kein Miteinander der zwei Staaten", so Hitz.

Hauptproblem Sprachbarriere

Nach der Grenzöffnung waren natürlich alle neugierig und wollten das Nachbarland entdecken. Schnell wurde klar, dass das größte Problem die Verständigung war. "Die Tschechen konnten ansatzweise Deutsch, die Österreicher überhaupt kein Tschechisch", bedauert Hitz. Warum so viele Tschechen Deutsch sprechen, aber so wenig Österreicher Tschechisch, begründet der ehemalige Geschichtslehrer des Waidhofner Gymnasiums folgendermaßen: "In Europa reden 90 Millionen Menschen Deutsch, aber nur 12 Millionen Tschechisch. Deutsch ist somit einfach die dominierende Sprache." Um die Sprachbarriere wenigstens etwas zu schwächen, ruft Harald Hitz jeden Waidhofner dazu auf, ein paar Floskeln Tschechisch zu lernen: "Als Akt der Wertschätzung ist es toll, wenn man Gruß- und Höflichkeitsworte in der Nachbarsprache kann."

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