Überleben im Waldviertel: Sechs Tipps für "Zuagroaste"
Willkommen in der schönsten Gegend der Welt! Eine Anleitung für Wochenend-Waldviertler, wie die Integration funktioniert und Sie nicht als "frischluftdeppert" gelten.
WALDVIERTEL. Sie haben sich also ein schmuckes Häuschen im schönsten Landstrich der Welt - dem Waldviertel - gekauft? Herzliche Gratulation an dieser Stelle. Sie haben schon den ersten richtigen Schritt gemacht!
Doch es gibt einige Punkte, die Sie als Stadtmensch beachten sollten, wenn Sie Ihre Wochenenden im Waldviertel überleben wollen.
Rasenmähen am Sonntag in der Früh ist ein guter Weg sich den Zorn der Kirchgänger zu sichern! Foto: Göls
1. Dumme Idee: Rasenmähen während der Sonntagsmesse
Sie haben bereits das Nummerntaferl an der Ortseinfahrt von ihrem Auto entfernt um nicht als Großstädter zu gelten? Gut so! Integration ist ja voll im Trend! Obacht! Wenn Sie jedoch sonntags um Punkt 8 Uhr in der Früh den Rasenmäher anwerfen, dann nützt Ihnen das alles nichts. Da wird nämlich die Messe gefeiert und man will ja nicht gleich am ersten Tag die Kirchengemeinde - also die Gesamtbevölkerung - gegen sich aufbringen.
Sie sind Akademiker? Schön für Sie! Tun Sie sich aber selbst einen Gefallen und behalten Sie diesen Umstand im Waldviertel für sich. Foto: loadedpage.com
2. Sie haben einen Titel? Behalten Sie ihn für sich!
Sie haben also eine fundierte Ausbildung genossen und sind mit dem Titel Magister, Doktor, Master, Professor oder Ähnlichem geadelt worden? Schön für Sie! Tun Sie sich aber selbst einen Gefallen und schreiben Sie Ihren akademischen Grad nicht ans Türschild.
Das gilt insbesondere für Sie, liebe Doktoren. Als Herr oder Frau Doktor wird es vorkommen, dass der Nachbar mit der gebrochenen Zehe plötzlich vor Ihnen steht und sich eine fundierte Behandlung erwartet. Dabei ist es völlig wurscht, dass Sie eigentlich Betriebswirtschaft studiert haben: für einen Waldviertler sind Sie ein Arzt!
Außerdem muss ein "G'studierter" eh alles können. "G'studiert" ist man übrigens bereits mit einer Matura.
Anfängerfehler: Im Waldviertel sperrt niemand die Haustür ab. Ganz im Gegenteil: man lässt sie demonstrativ offen. Foto: Zellinger
3. Tag der offenen Tür: Sperren Sie niemals ab!
Eine zugesperrte Haustüre gilt in einem Waldviertler Dorf als höchst verdächtig! Also lassen Sie sie einfach unversperrt - oder noch besser sperrangelweit offen stehen. Schließlich machen wir das auch so! Außerdem wollen der Rauchfangkehrer, der Bäcker, der Postler und die Dorfkinder schließlich die Neuankömmlinge kennen lernen. Dass nicht geklopft wird und die oben Genannten plötzlich in Ihrem Wohnzimmer stehen liegt im Waldviertler Naturell.
Keine Sorge gestohlen wird bestimmt nichts, eher im Gegenteil. Es ist gut möglich, dass Ihnen die Nachbarin einen großen Topf Gulasch unangekündigt in die Küche stellt - in der Stadt kriegt man schließlich "nix G'scheits zum Essen!"
"Ich hätte gerne 200 Gramm Kalbspariser!" sagte die Kundin. "A Wurscht konnst hom!" antwortete die Waldviertler Verkäuferin. Foto: Archiv
4. Hochdeutsch beim Nahversorger
Natürlich müssen Sie irgendwann zum örtlichen Nahversorger. Vermeiden Sie es aber bitte dort die freundliche Dame in Ihrem feinsten Hochdeutsch anzusprechen. Bestellen Sie "Zwanzg Deka Wurscht und zehn Deka Kas". Welche Wurst? Welchen Käse? Egal, es gibt eh nur eine Sorte.
Der Duft der Natur! Leben Sie damit! Foto: Ebner
5. Es riecht manchmal - leben Sie damit
Vor allem jetzt im Frühjahr ist die Gefahr groß: schon den ganzen Tag fährt der Bauer mit seinem Güllefass im Dorf auf und ab und belästigt Ihr feines Näschen mit der braunen Brühe, die er großzügig auf dem Feld ausbringt? Für uns Waldviertler ist das der Duft der Natur!
Niemals sollten Sie den Landwirt wegen der Geruchsbelästigung anzeigen! Schon allein aus dem Grund, da es sich beim Verursacher höchstwahrscheinlich ohnehin um den örtlichen Polizisten handelt.
Dieser adrette Herr hat unseren Tipp nicht befolgt und sich mit seinem Anzug am Feuerwehrfest als Zuagroaster geoutet. Foto: Gergely
6. In High-Heels zum Feuerwehrfest
Durch die obigen Tipps sind Sie also bereits auf dem besten Weg der Integration und wollen jetzt Ihren Fortgeschrittenen-Kurs beim örtlichen Feuerwehrfest absolvieren? Sehr gut. Doch bitte kreuzen Sie dort nicht in Cocktail-Kleid und High-Heels oder dem edlen Zweireiher auf, den Sie normalerweise in der Oper tragen. Eine Arbeitshose in blau oder grün tut's auch. Wir empfehlen das Modell "Werkstoff" in ungewaschener Ausführung.
Mehr hilfreiche Tipps von Waldviertlern für den Rest der Welt
Mit "Überleben im Waldviertel" bieten Ihnen die Bezirksblätter den umfassendsten Survival-Guide für diesen wildromantischen Teil Niederösterreichs. Wir sagen Ihnen, wie Sie heil über unsere Straßen kommen, wie Sie den Waldviertler Kollegen überleben und die große Liebe finden. Doch Vorsicht! Befolgen auf eigene Gefahr!
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