"Ich bin es leid Arschloch und Volksverräter genannt zu werden"

Gilbert Brodar: "Ich bin es leid Arschloch und Volksverräter genannt zu werden".
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  • hochgeladen von Peter Zellinger

WAIDHOFEN. Es war eine großteils faire Diskussion, die am gestrigen Dienstag im Stadtsaal Waidhofen zum Thema Flüchtlinge ablief - auch wenn sich bei manchen der rund 200 Gäste Vorurteile und in einem Fall sogar Hass Bahn brachen. Diesen Hass bekam auch Gilbert Brodar, der Flüchtlingskoordinator von Waidhofen, bereits im Vorfeld im Internet zu spüren. "Ich bin es leid Arschloch und Volksverräter genannt zu werden. Zu jeder dieser Hassmeldungen habe ich ein Gesicht und damit zu leben ist ganz fürchterlich für mich".

Veranstalter Gottfried Waldhäusl, der selbst nicht am Podium saß, warnte in seinem Eröffnungsstatement davor, dass es bald schon bis zu 600 Asylwerber in Waidhofen geben könnte.

Seit einem halben Jahr betreut Brodar die rund 200 Flüchtlinge im Raum Waidhofen. Er bemühte sich bereits von Beginn an gängige Vorurteile zu zerstreuen. "Es gab 10 Monate lang keine einzige Straftat, außer ein paar g'fladerte Einkaufswagerl. Gut, dass die Täter ein Fluchtauto hatten. Unsere Asylwerber haben nämlich gar keinen Führerschein".

Kritik an schleppenden Verfahren

Vor allem zu Beginn meldeten sich zahlreiche Flüchtlingshelfer aus den Nachbargemeinden und -bezirken. Ein großes Thema waren die schleppenden Asylverfahren und die Ungewissheit der Flüchtlinge selbst. So gibt es in Vitis bei 20 Flüchtlingen derzeit nur zwei positive Bescheide. "Monatelang sind diese Leute zum Zuwarten und Nichtstun verdammt", so Robert Kraner, ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer aus Vitis.

Vorurteile

Zum Ende der Veranstaltung wurde der Ton etwas rauer: Anpöbelungen auf der Straße, die vermeintliche Gefahr durch den Islam und Gerüchte über sexuelle Belästigungen oder gar Vergewaltigungen wurden von manchen Gästen thematisiert, wobei es hauptsächlich Gilbert Brodar war, der versuchte die Vorurteile zu zerstreuen. Seine Bitte: "Machen wir es doch, wie es sein soll. Sagen wir es den Leuten, wenn ihr Verhalten nicht in Ordnung ist".
Tamer Henedy, Dolmetscher für Willkommen Mensch in Zwettl und in Ägypten geboren, brachte es auf den Punkt: "Auch mir hat man erklären müssen, dass man in Österreich bei Rot nicht über die Kreuzung geht. Zuhause verstehen wird das eher als ein Angebot..."

Für kurzen Tumult im Saal sorgte ein aufgebrachter Gast, der Anstalten machte die Bühne zu erklimmen. Der Mann wurde aus dem Saal geleitet. Dieser dementierte im Gespräch mit den Bezirksblättern allerdings lautstark aufgetreten zu sein. Warum er aus dem Saal gebracht wurde, sei ihm nicht erklärlich.

Wolfgang Gaigg von der Diakonie stellte Waidhofen dennoch insgesamt ein gutes Zeugnis aus: "Man kann sich ein Beispiel an Waidhofen nehmen. Das Zusammenleben funktioniert gut, darauf kann man aufbauen". Moderator Johann Ramharter, Chefredakteur der NÖN Waidhofen, hatte schon anfangs um eine faire Diskussion gebeten und war nach gut zwei Stunden erleichtert: "Ich habe eigentlich Schlimmeres erwartet. 85 Prozent der Wortmeldungen waren sachlich".

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