Parkdauer: Geschäftsleute fordern Ausnahmeregelung
Mancher kassiert mehrere Strafen am Tag: Firmen und Private fordern Reform der Kurzparkzone.
WAIDHOFEN. Seit mehr als drei Jahren darf in der Innenstadt von Waidhofen 120 Minuten lang geparkt werden. Einer der Hauptgründe waren die Beschwerden von Geschäftsleuten und Ärzten, dass ihre Kunden bei zeitintensiven Vorhaben wie einem Zahnarztbesuch oder einem Friseurtermin beinahe zwangsläufig einen Strafzettel kassierten.
Zwar hat sich seitdem die Lage gebessert und die Zahl der Strafen ging zurück, aber zufrieden sind die Geschäftsleute noch immer nicht. Viele Gewerbetreibende wünschen sich eine weitere Ausweitung der Parkdauer. "Für uns sind 120 Minuten viel zu kurz, wir haben ja Kunden die Wien, Linz oder von weiter weg kommen und dann natürlich große Projekte haben die drei bis vier Stunden dauern", berichtet Michaela Köck, die gemeinsam mit ihrem Mann ein Friseur- und Barbierstudio betreibt.
"In der Zeit mit Farbe oder nassen Haaren können unsere Kunden auch nicht raus und wir sind da natürlich auch nicht berechtigt weiter zu fahren, und wenn wir weiter drehen haben sie meist einen Strafzettel. Was dann die Kunden vergrault."
Sich in der Parkdauer korrekt zu verhalten, sei beinahe unmöglich: wenn man etwa kurzfristig etwas besorgen müsse, oder eine spezielle Frisur vom Kunden gewünscht wird, muss Köck oft noch Material besorgen. "Wenn ich da zum Arbeiterkammer-Parkplatz laufen muss, einkaufen fahre, zurückkomme und wieder rauf laufe brauch ich 45 Minuten. So lange wartet kein Kunde."
So ähnlich geht es auch Roland Scholz, der am Hauptplatz seine Greißlerei betreibt. Etwa 800 Euro Parkstrafen hat er im Zeitraum von Juni bis Oktober bezahlt. Wie es dazu kommt ist einfach erklärt: Scholz liefert an viele Unternehmen in Waidhofen Mittagessen, wenn er beim Einladen vergisst die Parkuhr zu stellen, ist meist auch schon der Strafzettel da. Auch für das Weiterdrehen der Parkscheibe zahlt Scholz regelmäßig. "Mir wurde gesagt, ich müsste die Kurzparkzone verlassen. Also soll ich mich alle zwei Stunden ins Auto setzen, nach Altwaidhofen fahren und mich dann wieder auf den selben Parkplatz stellen, der ist nämlich sowieso meistens frei. Also muss ich die Umwelt unnötig belasten, um mir eine unlogische Strafe zu ersparen".
Scholz kritisiert nicht grundsätzlich die Kurzparkzone, aber deren scharfe Überwachung: "Ich würde das strenge Vorgehen verstehen, wenn der Hauptplatz immer bummvoll wäre. Aber auch so gibt es keine Kulanz."
Für Waldhäusl vorstellbar
Die Anrainer und Unternehmer wünschen sich zumindest eine Ausnahmeregelung pro Haus und Firma. Offiziell abgeschafft gibt es Ausnahmeregelungen nurmehr in Einzelfällen, was auch Vizebürgermeister Gottfried Waldhäusl stört. "Früher hatte jeder, der wen kennt, eine Ausnahme. Da müssen wir ein Modell finden, bei dem wir mehr Fairness reinbringen. Ich verstehe die Sorgen und wir werden schauen, dass wir noch in dieser Periode eine Lösung zusammenbringen, aber das geht nicht ohne den Koalitionspartner (gemeint ist die ÖVP, Anm.)"
Auch Stadtchef gesprächsbereit
Dort betont man ebenfalls sich in der Causa nicht einzubetonieren. "Aber es muss eine gerechte Regelung für alle geben. Da müssen wir aufpassen, dass niemand benachteiligt wird. Änderungen bin ich aufgeschlossen, aber wir müssen eine gemeinschaftliche Lösung finden", so Bürgermeister Robert Altschach. Nachsatz: "Mich überrascht, dass der Koalitionspartner aufgeschlossen ist. Antrag wurde nämlich noch keiner gestellt".
Kurzparkzone wird ausgeweitet
Dabei gehen die Meinungen über die "Parkraumbewirtschaftung", wie der amtsdeutsche Begriff heißt, weit auseinander. In anderen Gassen wurde die Einführung der Kurzparkzone begrüßt. Und zwar von den Geschäftsleuten selbst, wie die Gemeinde gerne betont. So wird aktuell die Möglichkeit einer Ausweitung der Kurzparkzone in der Heidenreichsteiner Straße geprüft - auf Wunsch einiger Unternehmen.
Manche nehmen es auch mit Humor und haben einen Tipp für Leidgeplagte: "Bevor man mehrmals täglich einen Strafzettel kassiert, einfach einen alten stecken lassen!"
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