Wanderausstellung im Walgau
Das Schicksal der Emigranten

Bei der Ausstellungseröffnung in Nenzing trafen sich Politiker, Historiker und Interessierte. | Foto: VLK/Bernd Hofmeister
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  • Bei der Ausstellungseröffnung in Nenzing trafen sich Politiker, Historiker und Interessierte.
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Ausstellung „wo anders hin - zwischen Mut und Verzweiflung“ wurde eröffnet

Erst seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist Vorarlberg ein Einwanderungsland. Im 18. und 19. und bis weit ins 20. Jahrhundert war es umgekehrt. Vorarlberg war Auswanderungsland. Auch das Walgau war davon betroffen, wie eine aktuelle Ausstellung im Wolfhaus in Nenzing zeigt.

Viele Vorfahren suchten ihr Glück in der Fremde. Armut und Verzweiflung, Hoffnung und Wagemut, Behördenwillkür, Abenteuerlust oder einfach Hunger: mannigfaltige Gründe standen am Beginn jeder Reise in eine bessere Zukunft. Umgekehrt suchten aber auch viele Menschen ihr Glück in Vorarlberg.

Während der Walgau zuerst viele Auswanderer zu verzeichnen hatte, kam es in der Folge der Industrialisierung zu starken Einwanderungswellen. Die Trentiner beispielsweise haben etwa um das Jahr 1870 als erste Volksgruppe Vorarlberg für sich entdeckt.

„Viele dieser damals als Arbeitskräfte angeheuerten Menschen sind geblieben, das lässt sich an den Nachnamen vieler heute alt eingesessener Familien ablesen“

, erinnerte Landesrat Christian Bernhard in seiner Eröffnungsansprache.

Handwerker und Handlanger
Migrationen und Migranten-Schicksale seit dem 18. Jahrhundert stehen auch im Fokus der wissenschaftlichen Arbeit von Dieter Petras im Rahmen eines Forschungsprojekts der Regio im Walgau. Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit, darunter viele Biographien von Auswanderern sind in einer Ausstellung in zehn verschiedenen Walgau-Gemeinden zu sehen. Den Anfang macht dabei Nenzing, das noch bis 4. April im Wolfhaus das Schicksal dieser Personen an übersichtlichen Schautafeln aufzeigt.

Der leidenschaftliche Historiker Dieter Petras vertiefte sich in Datensammlungen und Dokumente von Walgauer Auswanderern. So hat der in Schlins wohnhafte 64-Jährige beispielsweise dokumentiert, dass viele Nenzinger ihre Heimat einst Richtung Liechtenstein, Schweiz oder Elsass verließen. Oft handelte sich dabei um Saisonarbeiter, die entweder als Handwerker oder als Handlanger tätig waren. Überhaupt fällt auf, dass es vorwiegend Männer waren, die woanders ihr Glück versuchten. Petras hat rechechiert, dass von den 634 bekannten Emigranten nur 192 Frauen waren, was einem Prozentteil von 30 Prozent entspricht.

Unterschiedliche Destinationen
Anno 1888 beklagt der damalige Bürgermeister Josef Marte, dass 380 von 1.982 Nenzingern in der Fremde arbeiten würden. Das entsprach einem Fünftel der Bevölkerung. Ein großes Thema wurde auch das Heiraten. Erst durch die Hochzeit in der „Fremde“ schied man aus dem Nenzinger Heimatverband aus und wurde zum tatsächlichen Auswander. Eigenartig auch, dass die Frastanzer Emigraten andere „Reiseziele“ bevorzugten. Sie präferierten Übersee - 89 US-Auswanderer wurden hier registriert.

Wanderausstellung:

„wo anders hin - zwischen Mut und Verzweiflung“:
Nenzing: 22. März bis 4. April (Wolfhaus)
Nüziders: 18. Mai bis 6. Juni
(Gemeindeamt)
Schlins: 7. bis 20. Juni
(ehemaliges Postamt)
Schnifis: 21. bis 30. Juni
(Laurentiussaal)
Bludenz: 8. bis 29. August
(Galerie AllerArt)
Frastanz: 4. bis 13. Oktober
(Museumswelt)
Göfis: 18. bis 23. Oktober
(Gemeindekeller)
Thüringen: 4. bis 17. November (Villa Falkenhorst)
Bürs: 10. bis 24. Jänner 2020
(Gemeindeamt)
Ludesch: 8. bis 13. Februar 2020 (Valünassal)

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