Erzählcafé Weiz - Projekt AGIL
Erinnerungen an das Leben in den 1950er Jahren
Wie der Schulweg, der Arbeitsplatz und die Wohnsituation in Weiz früher ausgesehen haben, das ließen die Senioren beim Erzählcafé in Weiz Revue passieren.
Mit einer Präsentation zum Thema „Alte Ansichten in Weiz“ regten die Initiatorinnen des Erzählcafés Weiz Sonja Kaar und Monika Wilfurth mit Gerda Fehringer in der Galerie des Weberhaus Café zum Nachdenken an. Eine Sammlung an alten Fotos und Postkarten führte den Senioren vor Augen, was sich alles in Weiz verändert hat seit den 50er Jahren.
"Das war unser Caféhaus. An das kann ich mich noch erinnern. Das was das Spiegelschusterhaus." Solche und viele weitere Meldungen gingen durch den Raum, als die alten Ansichten über die Leinwand huschten.
Erinnerungen an den Schulweg
Weiz war in den 1950er Jahren noch nicht so dicht besiedelt wie heute und auch der Weg zur Schule musste aus Mangel an anderen Transportmöglichkeiten zu Fuß erfolgen. Autos und Schulbusse waren noch keine Selbstverständlichkeit. "Auf meinem Schulweg waren die Siedlungen neben dem Hofer noch ganz leer. Heute kann man sich das gar nicht mehr vorstellen", beginnt Gerda Fehringer, die Moderatorin des Cafés. Johann Reisinger, Altbürgermeister von Krottendorf, erzählt von den Strapazen des täglichen Schulwegs, vor allem im Winter: "Mein Schulweg führte mich über den Weizberg. Ich kleiner 'Noppl' mit fünf Jahren ging jeden Tag eineinhalb Stunden bis zum Weizberg zur Schule. Im Winter 1948 hat es oft sehr viel Schnee gehabt, da haben die großen Buben den Schneepflug gezogen. Wir sind der Spur nachgegangen und kamen trotzdem völlig durchnässt in der Schule an." Auch eine ehemalige Lehrerin, Irmgard Schlögl, erinnert sich: "Ich bin in Weiz in die Mädchen Volksschule gegangen und dann genau dort Lehrerin geworden."
Kindheit in bescheidenen Verhältnissen
Was heute als selbstverständlich gilt, neben dem Gebrauch von Autos, sind die Wohnverhältnisse mit heutigen Standards. Hat heutzutage so ziemlich jede Familie ein eigenes Zimmer für jedes Kind zur Verfügung, wurde damals noch auf engerem Raum gelebt. "Mein Vater war Schriftsetzer und wir haben ein bescheidenes Leben geführt. Ich weiß noch als wir von unserer kleinen 50 Quadratmeter Wohnung in eine neue Wohnung gezogen sind, mit eigenem Kinderzimmer und Balkon. Das war Luxus. Meine Mutter hatte so eine Freude, denn nun hatten wir endlich ein schönes Bad.", so Sonja Kaar.
"Ich bin immer zu Fuß zu meinen Großeltern in die Klammstraße gegangen. Da haben wir Kinder immer bei der Wehranlage den Bach gestaut und sind dann natürlich gespaukt worden. Und hinter dem Parkplatz des heutigen ELIN-Geländes haben wir Fußball gespielt", lässt Frowin Kaar die Teilnehmer der Erzählcafés wissen.
Eine andere Dame erinnert sich an den Bombenabwurf im Jahr 1944, als das Haus ihrer Familie getroffen wurde. "Wir haben uns alle im Keller versteckt. Die Bomber hatten es auf das ELIN Gebäude abgesehen, aber die Häuser erwischt. Wir wurden total verschüttet, aber wie durch ein Wunder sind wir da heil raus gekommen", so Lydia Stockner, deren Familie danach gemeinsam mit etlichen Weizer Familien nach Liezen geschickt wurde und erst Jahre später nach Weiz zurückkommen konnten. Genau zu dieser Zeit war Gerlinde Ranftl im LKH wegen einer Handverletzung erzählt sie. "Da habe ich von dem Bombardement in Weiz erfahren."
Wie der Arbeitsalltag früher ausgesehen hat, lässt Peter Rauchenberger wissen, der 1968 zur ELIN gekommen ist. "Da war die Welt noch ganz anders. Wir haben Turbinen gebaut, Kleinmotoren und Loks. Das geht heute alles elektronisch." Ein Foto der Wickelei von ELIN-Motoren veranschaulichte die Anstrengungen der Arbeiten.
Ob damals alles besser war, lässt sich nicht generalisieren. Fakt ist, dass sich in den letzen 50 oder 60 einiges getan hat, in der Welt und dem Weizer Umfeld. Ein gelegentlicher Rückblick schadet mit Sicherheit niemandem.
Hier geht es zu den Erzählcafés in Weiz und zum letzten Treffen:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.