Johann Puch, tonangebend
Die Stadtkapelle Gleisdorf wird einen historischen Akzent setzen. Kapellmeister Siegfried Teller hat eine kuriose Idee aufgegriffen.
Vor hundert Jahren eröffnete Österreich den „Großen Krieg“, der Europa völlig veränderte. Kurz davor, im Juli 1914, starb ein Meister unserer Mobilitätsgeschichte: Johann Puch. Ein Keuschlerbub, der zum Fabrikanten wurde und dessen Name bei uns bis in die Gegenwart einen guten Klang hat.
In diesen historischen Daten verknüpfen sich Kräftespiele, in denen sich über wenige Jahrzehnte das Antlitz der Welt verändert hat. Die Erfahrung völlig neuer Schlachten und Kriegsformen mündete in eine Volksmotorisierung, welche sich nach dem Zweiten Weltkrieg ereignete.
Über diese Kräftespiele ist etwas in Vergessenheit geraten. Ein kleines, kulturelles Ereignis. Ein fast skurriler Beleg für eine Aufbruchstimmung, die dann zu etwas sehr Radikalem wurde. Im Mai 1900 vollendete der Grazer Kapellmeister Eduard Wagnes einen „Puch-Marsch“, den er seinem Freund widmete. Dieser Marsch ist mit einem amüsanten dreistrophigen Liedtext versehen.
Knapp einen Monat davon hatte Johann Puch sein erstes funktionstüchtiges Automobil auf der Steigung des Grazer Schloßberges mit Erfolg erproben lassen.
Wir dürfen annehmen, daß das Musikstück seit mindestens hundert Jahren nicht mehr erklungen ist. Wagnes war Leiter einer Militärmusik der in Graz stationierten „Zweier-Bosniaken“. Das ist die im Ersten Weltkrieg am höchsten ausgezeichnete Einheit des Kaisers gewesen. All das fand 1918 ein katastrophales Ende. Danach hatten die Menschen andere Sorgen, bald darauf andere Märsche.
Das „Kuratorium für triviale Mythen“ (Kunst Ost) war schon vor einem Jahr darangegangen, eine Wiederaufführung des „Puch-Marsch“ zu initiieren. Heuer ist es so weit. Durch den „Kulturpakt Gleisdorf“ wurden die Fäden zusammengeführt. Nach Noten von Wagnes konnte der Komponist Franz Cibulka die Komposition für die Stadtkapelle Gleisdorf arrangieren.
Im kommenden Herbstschwerpunkt gibt es einen eigenen Veranstaltungsteil unter dem Titel „Mythos Puch“, der auch vom Johann Puch Museum Graz unterstützt wird. Bei diesem Treffen von Fans, Sammlern und Schraubern wird der „Puch Marsch“ neu aufgeführt.
Es gibt natürlich auch allerhand klassische Fahrzeuge aus dem historischen Steyr-Daimler-Puch-Konzern zu sehen. Das reicht bis zu einem alten Steyr 680, der vom Militär-LKW zum „Blogmobil“ umgebaut wurde und als Angelpunkt für „Mythos Puch“ fungiert.
Daneben werden Sie den ungewöhnlich „Steyr Strömer“ sehen können, ein Unikat von Handwerker Bernhard Naumann. Dieses Fahrzeug im Stil des „Steam Punk“ ziert auch eine Bildpostkarte zum heurigen Kunstsymposion von Kunst Ost. Die Karte werden sie kostenlos im „Blogmobil“ erhalten können.
+) Alle Details im Internet: [link]
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