Nicht rabiat, aber Perle
Otto Sapper, Geschäftstellenleiter der WOCHE Gleisdorf, lud seine Leute zu einem entspannten Abend in die Laube von Günter Koller in Hofstätten ein. Die Crew der Lokalredaktion wurde mit vorzüglichen Gaben aus der Region, auch mit hausgemachtem Brot, bewirtet.
Hausherr Koller hat sich dem Uhudler verschrieben, den er auf seinem Anwesen in verschiedene Varianten anbietet.
Das ist übrigens ein heikles Thema. Der Uhudler ist die Frucht von „Direktträgern“. Das bedeutet, ein Rebstock wurden nicht erst durch „Aufpropfen“ veredelt, sondern belassen wie er ist. Eine ursprüngliche Art der Nutzung und ein eigentümliches Geschmacksuniversum, an dem viele Menschen Gefallen finden.
Direktträger gelten als sehr schädlingsresistent. Sie werden also nicht leicht von Problemen befallen, was bedeutet, für die Chemiekonzerne ist da kein Geschäft zu machen.
Koller erklärt es etwa so: Man braucht keinen Spritzmitteleinsatz, hat also keine Umweltbelastung aus solchen Quellen, erspart sich auch die erheblichen Kosten, die dadurch entstehen.
Er sagt, es falle nur „Krautarbeit“ an, was bedeutet, man müsse sich um das üppig wachsende Weinlaub scheren. Deshalb, so Koller, werden diese genügsamen Sorten schlecht gemacht und von Lobbies bekämpft. Man müsse immer noch fürchten, daß die EU den Uhudler abschaffen wolle.
Der Uhudler geht übrigens auf die Zeit rund um das Jahr 1860 zurück, als die Reblaus in Europa eingeschleppt wurde, wodurch einheimische Weinsorten weitgehend untergingen.
So gesehen ist der Uhudler ein Stück Sozialgeschichte, ein Geschmack aus bäuerlicher Landwirtschaft, bevor sich große Konzerne auf diese Bereiche setzen konnten.
Das hat er mit unserem Schilcher gemein. Beiden Arten war früher schädigende Wirkung nachgesagt worden und daß die Leute davon "rauflustig" würden, was sich in Spitznamen wie "Rabiatperle" ausdrückt. (Eigenheiten, die man natürlich jedem Alkohol je nach genossener Menge und menschlichem Charakter der Trinkenden nachsagen kann.)
Das sind übrigens auch so Momente, wo man sich fragt, was denn nun der Unterschied zwischen bäuerlicher und industrieller Landwirtschaft sei. Die Größe des Betriebes ist dabei nicht unbedingt ausschlaggebend. Es kann ja auch ein sehr kleiner Betrieb fuhrwerken wie ein Berserker, wogegen manch großer sich um wichtige Punkte kümmert.
Da geht es vor allem um den Boden, wie also mit der Erde umgegangen wird. Da geht es um Fragen der Nachhaltigkeit, der „Kreislaufwirtschaft“, ob also jemand den Boden bedenkenlos ausbeutet, auslaugt, und schließlich immer mehr Chemie einsetzen muß, um überhaupt noch etwas wachsen zu sehen.
Es geht ferner um den Einsatz von Pestiziden, folglich auch einmal mehr darum, welche Folgen die Landwirtschaft für das Grundwasser zeigt. Das zu veranschaulichen ist der Uhudler ein interessantes Beispiel. Dank seiner Robustheit der Reben bedarf es keiner solcher Mittel. Wie Koller schmunzelnd sagt: „Der ist von hausaus bio.“
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