Interview mit Elfriede Scharf
Ein Rettungsschirm für die Kultur
Sicherheitsmaßnahmen, Abstand und auch Angst der Veranstalter lassen viele Veranstaltungen ausfallen. Vor allem der Kunstszene macht die Situation zu schaffen. Die Großsteinbacherin Elfriede Scharf gibt uns im Interview einen Einblick.
Wie sehen Sie die derzeitige Situation für Kulturschaffende?
Ich bewege mich seit nun fast 20 Jahren im Bereich der Kleinkunst, Freie Szene oder Off-Szene genannt. Schauspieler, Musiker, Kunsthandwerker, die von ihrer Kunst leben. Kurz gesagt: Es geht ihnen wirtschaftlich schlecht, bis sehr schlecht!
Wie ist die Stimmung unter den Künstlern?
Es war vorher schon nicht einfach von der Kunst zu leben, jetzt wird es uns durch die geltenden Bestimmungen und die Ängste und Bedenken der Veranstalter fast unmöglich gemacht.
Viele meiner Mitstreiter*innen mussten wieder, in oft äußerst prekäre Arbeitsverhältnisse, zurück!
Die Kunst lebt von Ausstellungen, Aufführungen, etc. wo die Künstler ihre Werke präsentieren und damit Geld lukrieren können. Was halten Sie von Alternativen, wie zum Beispiel eine Veranstaltung über das Internet ausstrahlen?
Ist in manchen Bereichen durchaus möglich und eröffnet bestimmt auch interessante neue Formate. Das Figurentheater und viele Bereichen der Kleinkunst, lebt von der Energie des Austausches zwischen Publikum und Künstlern. Durch die Interaktion gehen wir gemeinsam auf eine magische Reise. Alles entsteht im Moment, im selben Raum und nährt sich aus dieser Energie. Das ist nicht übertragbar ins Internet. Es kann max. eine Notlösung im Lockdown sein.
Auch das Internationale Puppenfestival, welches im März in Gleisdorf wäre, ist derzeit nicht klar, ob es stattfinden kann. Wie sieht es aus derzeitiger Sicht aus?
Ein geniales Puppenspielfreuerwerk-Programm 2021 steht, wir stehen allerdings vor einer schwierigen Entscheidung, Wenn die Situation so bleicht, können Schulen und Kindergärten unser Angebot nicht in Anspruch nehmen und wir können nur die Hälfte des Saales füllen - ist leider kein Flugzeug, da könnten alle nebeneinander sitzen! Das Risiko des Einnahmenausfalls können wir als gemeinnütziger Verein „zur Förderung von Theaterkultur“ nicht tragen. Wir arbeiten Ehrenamtlich und es gibt derzeit keine Maßnahmen, wie Fonds oder Förderungen, die das im nächsten Jahr abdecken werden.
Sie hätten eine Idee mit einer Art Ausfallhaftung. Wie sieht diese aus?
Wir wenden uns mit der großen Bitte um Unterstützung an die Menschen, die unser Festival lieben gelernt haben, die Kleinkunst in unserem Kulturraum als gesellschaftliche Notwendigkeit erachten, als „Grundnahrungsmittel für die Seele“.
Wir versuchen durch Spenden einen „puppille Rettungsschirm“ zu lukrieren. Das ist unter diesem Vermerk ab jetzt auf unser Konto Raika Gleisdorf AT80 3810 3000 01035807 möglich. Alle Infos dazu finden sie auch auf www.puppill.at.
Ich stehe mit meinem Namen und meinem Wort als Obfrau des Verein für Förderung von Theaterkultur, für die zweckgebundene Verwendung dieser Gelder.
Sollten wir für das kommende Festival glücklicherweise keine Ausfallhaftung brauchen, bleibt dieser Topf für weitere Veranstaltungen auf unserem Konto.
Sollten wir dieses irgendwann auflösen, wird dieses Geld an eine gemeinnützige Kulturinitiative gespendet!
Ich bedanke mich schon jetzt herzliche bei allen Kunstförderern und freue mich auf ein buntes, lebendiges puppille 2021!
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